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ОглавлениеIslamische Republik Pakistan
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Der Karakorum Highway verbindet über 1284 Kilometer Westchina mit dem Nordwesten Pakistans. Nach zwanzig Jahren Bauzeit wurde der KKH 1978 fertiggestellt. Der höchste Punkt ist der 4693 Meter hohe Khunjerab-Pass an der Grenze.
Fläche: | 796.095 Quadratkilometer, ein wenig größer als die Türkei |
Einwohner: | 200.800.000, zweieinhalbmal so viele wie die Türkei |
Filmreif
Pakistan ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die aller Erzfeindschaft mit dem Nachbarn zum Trotz den Filmgeschmack der Inderinnen und Inder teilen. Zum Ärger der Staatsführung, die nach jedem politischen Säbelrasseln den Import jeglicher Medieninhalte aus Indien verbietet, um den Bann wenig später wieder aufzuheben. Wahrscheinlich stehen die pakistanischen Politiker und ihre Familien selbst zu sehr auf Bollywood-Filme, um den Boykott länger durchzuhalten. Für Amir Haider, Mitglied einer Kinobetreiber-Gesellschaft, hängt gar Wohl und Wehe der Unterhaltungsindustrie von den Filmimporten ab: „Pakistanische Kinos machen pleite, wenn sie indische Filme nicht zeigen.“
Bevor indische Filme aber aufgeführt werden dürfen, müssen diese von einem Komitee unter Leitung des Informationsministeriums auf „anti-pakistanische Propaganda“ überprüft werden, bevor sie im Nachbarland gezeigt werden. Zu den Mitgliedern des Komitees gehört auch ein Mitarbeiter des Geheimdienstes ISI, berichtete die „dpa“ unter Berufung auf Regierungskreise. Keine Unbedenklichkeitsbescheinigung erhielt beispielsweise der Film „Tiger Zinda Hai“ („Der Tiger ist am Leben“). Der Plot des Films mit dem in Indien wie Pakistan populären Schauspieler Salman Khan dreht sich um einen Agenten des indischen Geheimdienstes, der eine indische Krankenschwester aus den Fängen militanter Islamisten im Irak befreit. „Der Film zielt auf unsere Verteidigungsinstitutionen, das können wir nicht tolerieren“, lautete die Begründung für das Verbot seitens der Zensurbehörde, und ließ damit mehr Fragen offen, als sie beantwortete.
Salman Khan ist sowohl bei Pakistanis und Indern beliebt.
Dabei ist die Wertschätzung für die Filme aus dem jeweils anderen Land beiderseitig, schreibt Sunrita Sen in einer Reportage über den grenzüberschreitenden Filmgeschmack am Beispiel des pakistanischen TV-Senders von Zindagi. Viele indische Zuschauer schätzen die pakistanischen Soaps sogar mehr als die indischen. Weil sie realistischer sind. „Dort lebt nicht jeder in einem herrschaftlichen Haus, die Darsteller ziehen sich normal an. Zuhause tragen sie Puschen und gehen nicht mit Schmuck und fein gemacht ins Bett“, sagte Nivedita Gupta, Hausfrau aus Kalkutta: „Die Leute scheinen echt zu sein. Sie sind wie wir.“
Die TV-Serien sind ein Beispiel dafür, dass es trotz Feindschaft und staatlicher Trennung unzählige Gemeinsamkeiten zwischen den Ländern gibt, folgert Korrespondentin Sen. „Bisher hatten Inder dieses Fenster zur pakistanischen Gesellschaft nicht“, sagte Priyanka Datta, Sprecherin von Zindagi-TV. Die meisten Inder würden weder pakistanische Literatur noch Modetrends kennen. „Für sie ist alles einfach feindliches Gebiet, Kricket ausgenommen.“ Als Zindagi-TV über die Grenze zu senden begann, stellten sich die Verantwortlichen auf viel Kritik ein. Doch die Reaktionen aus Indien waren überwiegend positiv. „Wir finden die Zuschauer sehr reif und intelligent“, sagte Datta: „Vielleicht waren sie das schon immer und wir haben sie unterschätzt.“
Karakorum Highway