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Republik China (Taiwan)


Die Republik China war UN-Gründungsmitglied; 1971 verlor sie die Mitgliedschaft an die Volksrepublik China. Noch 17 Staaten, in Europa nur der Vatikan, erkennen das Land offziell an.

Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Die Stöckelschuh- oder Aschenputtel-Kirche ist eine beliebte Hochzeitskirche. Der Bau aus blauem Glas erinnert an die Opfer der Schwarzfuß-Krankheit in den 1950er-Jahren, den Betroffenen mussten oft die Füße amputiert werden.

Fläche: 36.179 Quadratkilometer, halb so groß wie Irland
Einwohner: 23.574.274, fünfmal so viele wie Irland

Politische Kalligrafie

Taiwan ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, die wieder die Schönschrift schätzen lernen und ihre kalligrafischen Kunstwerke in den sozialen Medien verbreiten. Dass ausgerechnet ein Web-Trend via Smartphone und Computer zu einem Boom in Taiwans Schreibwarenhandel führt, erscheint auf den ersten Blick als Anachronismus. Doch im ganzen Land gäbe es einen steilen Anstieg im Verkauf von Füllern, Tintenpatronen und -fässern, schreibt Taiwan-Korrespondentin Yu-Tzu Chiu. Handgeschriebene Briefe oder Karten erzeugten mehr Wärme in der Kälte des digitalen Zeitalters, in dem sich die Kommunikation oft gehetzt anfühle, lautet eine Motivation dahinter. „Mit dem Füller gute Gedichte, Zitate oder buddhistische Lehrsätze abzuschreiben, ist für mich nicht nur eine Gelegenheit, meine Handschrift zu verbessern, sondern auch, Achtsamkeit oder Meditation zu üben“, zitierte Chiu einen Schönschreiber. Im Schreibwarengeschäft von TY Lee im Zentrum Taipehs kann man seine Handschrift verbessern. Schönschrift sei wie passende Kleidung, ist Lees Überzeugung. Mit ein paar Tipps könne sich jeder zu seinem Vorteil verändern. Chinesisch schreiben ist nicht leicht: „Für den täglichen Umgang brauchen wir rund 3000 traditionelle chinesische Schriftzeichen – sowohl einfache als auch komplexere.“ Besonders leid tun Lee hochrangige Funktionäre, die bei den traditionellen Feiern zum Beginn des Mondjahres öffentlich Reime aufschreiben müssten und dabei durch ihre mangelhafte Schreibfähigkeit auffielen.


Aschenputtel-Kirche in Taiwan

Taiwan, das zu den größten Wirtschaftsnationen weltweit zählt, besticht gleichzeitig auch als Kulturnation. Die Insel hat ein lebendiges Theater. Das weltweit größte Zentrum für darstellende Künste wurde unlängst in der südtaiwanesischen Hafenstadt Kaohsiung eröffnet. Und „Taiwan hat als einziger demokratischer Staat in der chinesischsprachigen Welt einen Wert an sich“, betonte Ketty Chen von der „Taiwan Foundation for Democracy“ in einem Interview mit der Wiener „Presse am Sonntag“. Der Druck „von unserem Nachbarn“ ist für alle Taiwanesen deutlich spürbar, beschrieb Chen das Verhältnis zur Volksrepublik: Seien es die Versuche Pekings, die letzten 17 diplomatischen Alliierten abzuwerben, Taiwans Aktivitäten in internationalen Organisationen und Sportwettbewerben einzuschränken, Taiwans Tourismus mit Reisebeschränkungen zu torpedieren oder offene militärische und politische Einschüchterungsversuche. „Wenn du nicht tust, was Pekings politische Führung will, dann wirst du wirtschaftlich bestraft“, nennen das andere: „Sie stecken Politiker auf der ganzen Welt in den ökonomischen Schraubstock. Sie tun dies schon seit Jahren, und es funktioniert.“ Auch Chen kenne keinen Taiwanesen, sagte sie, der keine guten wirtschaftlichen Beziehungen zum Festland wolle. Aber für einen Großteil gebe es eine rote Linie: „Sie wollen ihre demokratische Lebensweise wahren.“ Eine schöne Linie, eine Art kalligrafische Politiklinie.


Taiwanesische Kalligrafie

360° um die Welt

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