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Republik Indien


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Mit dem Holi-Fest begrüßt Indien den Frühling. Das „Fest der Farben“ findet zu Ehren des Hindu-Gottes Krishna statt. Ob jung oder alt, hohe oder niedrige Kaste, reich oder arm zählt nicht, man bewirft sich mit buntem Staub, tanzt und ist fröhlich.

Fläche: 3.287.469 Quadratkilometer, ein Drittel von China
Einwohner: 1.339.180.000, fast genauso viele wie China

Wenn Igel kuscheln

Indien ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, denen es bei ihrem Zusammenleben so geht wie allen Menschen, nämlich so wie Igeln in einer kalten Nacht: Um der Wärme willen drängen sie sich aneinander, stechen sich und rücken wieder voneinander weg. Diese Bewegung wird solange wiederholt, bis die optimale Position erreicht, die maximale Wärme bei minimalen Schmerzen garantiert ist. Diese in Arthur Schopenhauers Igel-Parabel beschriebene Balance zwischen Nähe und Distanz variiert von Kultur zu Kultur, schreiben Sudhir und Katharina Kakar in ihrem Buch „Die Inder – Porträt einer Gesellschaft“ (C.H.Beck). Anders als in der europäischen Gesellschaft, stellen der Psychoanalytiker und die Religionswissenschafterin fest, ist für Inderinnen und Inder „die optimale Position mit der Hinnahme größerer Schmerzen verbunden, um mehr Wärme zu erlangen“.


Holi-Fest zu Ehren Krishnas

Die Betonung der Verbundenheit allen Seins bestimmt den indischen Menschen, lautet das Fazit des auf Goa lebenden Autorenehepaars Kakar. In einem „ZEIT“-Interview erklärte Sudhir Kakar diese Verbundenheit: „In Indien wird der Körper nicht als geschlossenes System verstanden wie in Europa, wo alles Wichtige innerlich geschieht, der Körper also eine Festung ist, die gelegentlich Zugbrücken nach außen herunterlässt. Der indische Körper aber ist offen zu einer natürlichen, sozialen, spirituellen und kosmischen Umwelt hin.“ Dem Einwand, sie würden mit ihrem „Gesamtbild“ der Vielfalt von über einer Milliarde Menschen, mit zig Sprachen und Identitäten nicht gerecht, entgegnen Kakars damit, dass Indisch-Sein eine „Familienähnlichkeit“ darstelle, von der Indiens erster Premier Nehru meinte: „Die Einheit Indiens war für mich nicht nur ein politisches Programm, sie war eine emotionale Erfahrung, die mich überwältigte.“

Diese Einheit wird aktuell von Gewaltexzessen gegen religiöse Minderheiten und Frauen erschüttert. Für den indischen Jesuiten Francis D'Sa ist das Verrat am Geist Mahatma Gandhis: „Wie wir Christen Jesus vergessen haben, hat Indien Gandhi vergessen“, sagte er bei einem Treffen in Salzburg: „Soviel Gewalt! Würde Gandhi noch leben, er würde sagen: Ich bin kein Inder mehr! Diese alte Kultur hat mit einem Mal das Bekenntnis an die Gewaltlosigkeit aufgegeben. Natürlich ist das jetzt extrem formuliert, denn die Mehrheit der Inder ist nach wie vor für den Frieden. Doch die Extremisten in allen Lagern sind um so viele mehr und um so vieles stärker geworden.“

Und wie gelingt es in Indien und überall den Geist Gandhis neu zu beleben? D'Sa: „Kulturen müssen sich begegnen, damit sie bestehen können, damit sie sich weiter entwickeln können. Die Zeit, in der Kulturen wie Öl und Wasser gelebt haben, ist vorbei. Jede Kultur muss sich heute mit den Nachbarkulturen abgeben. Das geschieht nicht. In keiner Kultur in Indien geschieht das. Niemand hat etwas zu verlieren, wenn man mit den anderen in Dialog tritt. Der Weg des Friedens ist der Weg des Dialogs, der Weg der Verständigung, der Weg des Brückenbauens.“


Auch in Indien gilt: Der Weg des Friedens ist der Weg des Dialogs.

360° um die Welt

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