Читать книгу 360° um die Welt - Wolfgang Machreich - Страница 39
ОглавлениеDemokratische Sozialistische Republik Sri Lanka
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Auf dem Gipfel des Adam‘s Peak steht ein Kloster, in dem sich ein 1,8 Meter langer Fußabdruck befindet, der als Fußabdruck von Buddha (Buddhisten), Shiva (Hindus), Adam (Muslime) oder dem Apostel Thomas (Christen) verehrt wird.
Fläche: | 65.610 Quadratkilometer, so groß wie Litauen |
Einwohner: | 20.877.000, sieben Mal so viele wie Litauen |
Schwarztee
Sri Lanka ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen und dem wunderbaren Ceylon-Tee. Die Teeindustrie ist nach den Überweisungen von Exil-Sri-Lankern und Textilexporten die wichtigste Deviseneinnahme der Insel. Die 800.000 Arbeiterinnen und Arbeiter in den Teeplantagen spüren von den Profiten jedoch nichts. Rund 400 Rupien, umgerechnet 2,50 Euro, bekommen sie abhängig von der Pflückmenge pro Tag. Die Plantagenarbeiter stammen von Indern ab. Als die britischen Kolonialherren den Tee einführten, brachten sie Arbeitskräfte aus Südindien in die Kolonie Ceylon. Dort mussten die Migranten in Schuldknechtschaft arbeiten. Seit 1948 ist Sri Lanka unabhängig. Aber in den Teeplantagen hat sich kaum etwas geändert. „Strahlend schönes, königlich leuchtendes Land“, lautet die Übersetzung von Sri Lanka, das früher Ceylon hieß. Diese schwarze Seite der Teeinsel ist jedoch bei Teeliebhabern auf der ganzen Welt nur wenig bekannt.
„Ihre Vorfahren lebten während der britischen Herrschaft wie Sklaven, und diese Bedingungen herrschen leider noch immer“, zitiert eine „dpa“-Reportage den Gewerkschaftsführer S.P. Anthonymuttu. Der Rest des Landes habe sich verändert, aber die Plantagen nicht, lautete sein bitteres Resümee. Dies sei keine Sklaverei, aber durchaus eine extreme Abhängigkeit, machte Basil Fernando von der Asiatischen Menschenrechtskommission eine kleine Einschränkung: „Die Menschen gehören praktisch zur Plantage, sie kennen die Welt außerhalb nicht.“ Die Plantagenarbeiter stellten aber auch seiner Meinung nach eine der am meisten vernachlässigten Gruppen auf der Insel. Wenn Teepflücker die Plantage auf der Suche nach besserer Arbeit verlassen wollen, verlieren sie ihre Unterkünfte. Also bleiben die meisten. Hinzu kommt ein sprachliches Problem: Die Teearbeiter sind überwiegend Tamilen, sprechen Tamilisch statt dem vorherrschenden Singhalesisch.
Von 1983 bis 2009 kämpften die „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden der Insel. 100.000 Menschen starben während dieses Bürgerkriegs. Die Ursachen des Konflikts, vor allem die Vormachtstellung der singhalesischen Mehrheit, sind jedoch bis heute nicht beseitigt. Dazu kommt der Konfliktstoff Religion, angeheizt durch buddhistische Nationalisten. Ihre Zielscheiben sind Christen und vor allem Muslime.
Tee-Ernte
Seit dem Ende des Bürgerkriegs im Mai 2009 wurden in Sri Lanka jedoch keine Terroranschläge mehr verübt – bis zum 21. April 2019: An diesem Ostersonntag sprengten sich Selbstmordattentäter in drei überfüllten katholischen Kirchen des Landes in die Luft. Mit 320 Toten und mehr als 500 Verletzten zählten diese Attentate zu den mörderischsten seit 9/11. Der „Islamische Staat“ reklamierte die Anschläge für sich, verübt wurden sie von Einheimischen. Bleibt zu hoffen, dass die nach den Attentaten gemachte Analyse in der „ZEIT“ nicht Recht behält: „Es ist gut möglich, dass die wenigen Jahre des Friedens in Sri Lanka an diesem Ostersonntag zu Ende gegangen sind.“
Adam's Peak