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Königreich Bhutan


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Taktshang ist ein Kloster auf einer Höhe von 3120 Metern; Guru Padmasambhava, der den Buddhismus nach Bhutan brachte, soll im 8. Jahrhundert in einer Höhle beim „Tigernest“ drei Jahre, drei Monate, drei Wochen, drei Tage und drei Stunden meditiert haben.

Fläche: 38.394 Quadratkilometer, ein wenig kleiner als die Schweiz
Einwohner: 727.145, weniger als ein Zehntel der Schweiz

Sir Rutland sucht das Glück

Bhutan ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die sich als Glückskinder weltweit einen Namen gemacht haben. Das Geld allein nicht glücklich macht, erfuhr der Brite Michael Rutland am eigenen Leib, als er 1970 nach Bhutan kam: Sein Geld war wertlos, da er sich dafür nichts kaufen konnte. Das Himalaya-Königreich hatte sich erst wenige Jahre zuvor ausländischen Besuchern geöffnet; Tauschhandel prägte das Wirtschaftstreiben. Rutland tauschte sein Mathematik- und Physik- Wissen für ein Leben am Königshof und unterrichtete den Kronprinzen.

1976 empfing Rutlands Schüler und zum vierten König avancierte Jigme Singye Wangchuck eine Gruppe Journalisten. Einer stellte die Frage nach dem Bruttoinlandsprodukt von Bhutan, wohl wissend, dass das Land zu der Zeit mit fünfzig amerikanischen Dollar das Weltschlusslicht in dieser Rangliste darstellte. Der König antwortete spontan: „Ich bin nicht sehr am Bruttoinlandsprodukt interessiert. Ich meine, wichtiger ist das Bruttonationalglück.“ Die Schlagfertigkeit des Königs schuf einen Begriff, der in der bhutanesischen Verfassung verankert und von seinem Sohn und Nachfolger König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck übernommen wurde.


König Jigme Khesar Namgyel

Sir Michael Rutland betonte im Gespräch während seines Österreich- Besuchs mehrmals, dass Bhutan kein Paradies auf Erden sei. In die Nega-tivschlagzeilen geriet das Königreich wegen seiner Vertreibungspolitik gegen die nepalesische Minderheit. Rutland glaubte auch nicht, dass irgendeine Regierung der Welt Gesetze erlassen könne, die individuelles Glück garantieren. Die Politik solle jedoch versuchen, eine gesellschaftliche Leinwand aufzuspannen, auf der jeder und jede sein oder ihr individuelles Glück malen kann. Ironischerweise hatte Rutland ein Problem mit dem Wort Glück. Es stehe für eine triviale, schnelllebige Befindlichkeit. Er plädierte stattdessen für das Wort Harmonie als Beschreibung des bhutanesischen Gesellschaftskonzepts. Oft versuchte er den König zu überreden, den Begriff „Bruttonationalharmonie“ zu verwenden – ohne Erfolg.

Eine eigene Kommission prüft, ob die Pläne und Programme von Bhutans Staatsführung dem Bruttonationalglück zuträglich sind. Getragen wird dieses ganzheitliche Staatsglück von vier Pfeilern: eine sozial gerechte Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung, die Bewahrung und Förderung kultureller Werte, der Schutz der Umwelt und gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen. Rutland betonte aber noch zwei weitere Lehren aus seiner Wahlheimat: Erstens Bescheidenheit – in Bhutan, sagte Rutland, werde diese bis hinauf zum König praktiziert. Generell ist das Zurschaustellen von Überfluss in Bhutan verpönt. Das zweite bhutanische Prinzip lautet – und nicht nur der Ehren-Bhutaner Rutland wünscht dieser Einstellung einen weltweiten Siegeszug: „Nicht erst der Arbeitsplatz gibt den Menschen seinen Platz in der Gesellschaft. Deinen Platz hast du in Bhutan allein aus dem Grund, weil du da bist.“


Taktshang-Kloster

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