Читать книгу 360° um die Welt - Wolfgang Machreich - Страница 33
ОглавлениеMalaysia
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Für die arbeitsintensive Ernte der rund 700 Millionen Kokosnüsse pro Jahr werden gerne Affen eingesetzt; voll ausgebildete Tiere pflücken bis zu 800 Kokosnüsse am Tag.
Fläche: | 330.290 Quadratkilometer, ein wenig größer als Norwegen |
Einwohner: | 31.164.000, sechsmal so viele wie Norwegen |
Müll-Karussell
Malaysia ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die sich gegen die ungebremste Einfuhr von Plastikmüll wehren. „Malaysia wird nicht die Müllhalde der Welt sein“, kündigte Umweltministerin Yeo Bee Yin eine radikale Politikänderung an: Der Müll werde „ohne Gnade“ dorthin zurückgeschickt, wo er herkomme, sagte sie bei einer Pressekonferenz in Port Klang, dem größten Hafen des Landes. Malaysia lasse sich nicht von den Industrieländern unter Druck setzen: „Wir verlangen den Stopp dieser Müll-Lieferungen.“ Ein Blick in die Statistik erklärt das rigorose Vorgehen: Seit 2016 verdreifachte sich die Einfuhr von Plastikabfällen nach Malaysia. Allein 2018 wurden laut Regierungsangaben 870.000 Tonnen Plastikmüll ins Land gebracht.
Das Umweltministerium in Kuala Lumpur bewies auch gleich, dass es seine Ankündigung ernst meinte: 450 Tonnen Plastikabfälle in zehn Containern wurden zurückgeschickt – unter anderem nach Australien, Saudi-Arabien, Bangladesch, China, Japan, in die USA, nach Kanada und Spanien. Sie waren gefüllt mit „verunreinigten, nicht sortenreinen, nicht recycelbaren Plastikabfällen minderer Qualität“. Umweltministerin Yeo sagte, es werde bis Jahresende dauern, das Problem in den Griff zu bekommen. 150 illegale Recyclinganlagen seien bereits geschlossen worden.
Ausgebildete Affen ernten Kokosnüsse.
Der Grund für den massiven Anstieg der Plastikmüll-Exporte nach Malaysia oder anderer Länder Südostasiens war die Entscheidung Chinas, mit Jahresbeginn 2019 kein gebrauchtes Plastik aus anderen Ländern mehr zu verarbeiten. Am 11. Mai 2019 schlossen nach zwölftägigen Beratungen von 1400 Delegierten 180 Länder bei einem UN-Treffen in Genf einen Pakt im Kampf gegen Kunststoffmüll und unterzeichneten ein Abkommen zur Regulierung des Exports von Plastikmüll: Demnach können Entwicklungsländer die Annahme von Importabfall künftig ablehnen, und Plastikabfälle sollen nur noch frei gehandelt werden, wenn sie gereinigt und gut sortiert sind und sich recyceln lassen. Für den Export anderer Plastikabfälle soll künftig weltweit eine Zustimmung der Behörden der Export- und der Importstaaten erforderlich sein. Der Export schlecht recycelbarer Abfälle aus der EU in Entwicklungsländer soll ab 2021 untersagt werden.
Malaysia schickt Müll-Lieferungen zurück.
„Für Kunststoffabfälle ist die Tür nach China zwar zu, aber Recyclate für die kunststoffverarbeitende Industrie sind begehrt – auch in China“, kommentierte Thomas Probst vom Deutschen Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung den chinesischen Plastikmüll-Importstopp. In der Größenordnung wie China wird es keine Alternativen zur Entsorgung geben, sagte Probst voraus: „Der Export von Kunststoffmüll hat keine Zukunft, und das ist auch gut so.“ Und er schloss die für alle Staaten vernünftige Forderung an: „Wie die Nutzung von Papier aus Altpapier heute selbstverständlich ist, muss auch die Nutzung von Kunststoffprodukten aus Recyclaten zukünftig selbstverständlich sein. Jeder sollte heute schon nach Produkten mit Recyclat-Anteil suchen.“