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Sozialistische Republik Vietnam


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

Der Ho-Chi-Minh-Pfad, nach dem nordvietnamesischen Präsidenten benannt, war während des Indochinakrieges und des Vietnamkrieges ein wichtiges Wegenetz. Um die Wege von der Luft aus zu erkennen, wurde zur Entlaubung „Agent Orange“ gesprüht.

Fläche: 331.690 Quadratkilometer, vergleichbar mit Finnland
Einwohner: 95.415.000, mehr als 17-mal so viele wie Finnland

Atheismus light

Vietnam ist ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen, denen auch Jahrzehnte des Kommunismus ihre religiösen Traditionen und Bräuche nicht austreiben konnte. So ziehen Vietnamesen jeden Alters kurz vor „Tet Nguyen Dan“ dem Fest des neuen Jahres nach dem Mondkalender, zu den Brücken ihres Landes und werfen Goldfische in die Flüsse. „Wir glauben, dass der Küchengott die Fische nach oben in den Himmel bringt“, erklärte eine 17-Jährige den Brauch der Deutschen Presse- Agentur: „Deshalb kauft sich jede Familie ein paar Goldfische und lässt sie im Fluss frei. Damit sie im neuen Jahr Glück hat.“ Das Aussetzen der Fische ist nur eines von vielen Ritualen – erstaunlich für ein Land, das mit Religion offiziell nur wenig anzufangen weiß, wundert sich der Auslandskorrespondent.


Vietnamesische Neujahrstradition: Goldfische aussetzen

Offiziell firmiert der kommunistische Einparteienstaat unter den Ländern mit dem geringsten Anteil gläubiger Menschen. Achtzig Prozent gehören keiner Religion an, elf Millionen sind Buddhisten, sechs Millionen Katholiken, eine Million Protestanten. Das hält die Vietnamesen aber nicht davon ab, in den Tagen vor Tet die alten Bräuche zu pflegen. Dazu gehört auch, kleine Pfirsich- und Mandarinenbäumchen zu kaufen. Ihre Blüten sollen „blühende Zeiten“ bescheren; die Mandarinen stehen wiederum für Fruchtbarkeit. Ein Grund dafür, sie gerne an junge Paare zu verschenken.


Pfirsichblüten sollen blühende Zeiten bringen.

Nguyen Minh Thuyet, früherer Vorsitzender des Kultur-Ausschusses der Nationalversammlung, sagte im dpa-Gespräch: „Die Vietnamesen glauben immer noch an die Rituale von Tet. Und zwar mehr noch als früher.“ Ob jemand gläubig ist oder nicht, spiele keine Rolle: „Das ist ein gemeinschaftliches Ereignis für alle.“ Die Kommunistische Partei toleriert mittlerweile die alten Praktiken, die sie früher abschaffen wollte. Thuyet sieht die Rituale nicht nur positiv. Für ihn sind die Bräuche Ausdrucksmittel eines zunehmenden Materialismus im neuen Wirtschafts-Tigerstaat: „Früher haben die Leute für ihre Gesundheit gebetet. Jetzt beten sie auch für mehr Geld und für ihre Karriere.“

Oder für einen Ehepartner. Im konservativen Vietnam entwickeln sich Schein-Hochzeiten zum boomenden Geschäft: Unverheiratete schwangere Frauen buchen beispielsweise Schauspieler für inszenierte Trauungen, um der sozialen Ächtung als ledige Mutter zu entgehen. „Meine Eltern hätten die Schmach als erste zu spüren bekommen“, erklärte eine Betroffene die Beweggründe. Deshalb fingierte sie eine Hochzeit. Die Kosten von 1500 Dollar bezahlte der mit einer anderen Frau verheiratete Vater ihres ungeborenen Kindes. Nach der Geburt wird sie die Trennung von ihrem Alibi-Mann spielen. Eine geschiedene Mutter zu sein, ist immer noch besser, als ein uneheliches Kind zu haben. Auch Paare geben Tausende Dollar aus, um den Erwartungen ihrer Familien und der Gesellschaft zu entsprechen und heiraten zum Schein. Und fürs echte Glück wird beim nächsten Tet der Küchengott mit einem besonders schönen Goldfisch bestochen.

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