Читать книгу 360° um die Welt - Wolfgang Machreich - Страница 28
ОглавлениеRepublik Indonesien
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
„Tau Tau“ sind nach dem Abbild eines Verstorbenen geschnitzte Holzfiguren. Sie werden vom Volk der Toraja auf der Insel Sulawesi vor den Gräbern aufgestellt. Berufe in der „Tau Tau“-Fertigung dürfen nur von bestimmten Menschen ausgeübt werden.
Fläche: | 1.904.569 Quadratkilometer, dreimal so groß wie Frankreich |
Einwohner: | 255.461.700, viermal so viele wie Frankreich |
Dampfwalzen-Islam
Indonesien ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen. Das Land besteht aus rund 17.000 Inseln und ist mit mehr als 190 Millionen Wählern die drittgrößte Demokratie der Welt. Knapp neunzig Prozent der Indonesier sind Muslime. Indonesien ist damit das bevölkerungsreichste muslimische Land und bekannt für seine moderate Form des Islams. Sowie als Beispiel, dass Islam und Demokratie durchaus miteinander vereinbar sind. Seit einiger Zeit gewinnen jedoch radikale Kräfte an Einfluss.
In einer öffentlichkeitswirksamen Aktion in Jakarta rollte während des islamischen Fastenmonats Ramadan im Frühjahr 2019 eine Dampfwalze über rund 18.000 Flaschen illegal hergestellten Alkohols: „Die Aufgabe der Gemeinschaft ist es, die Nachfrage zu senken“, kommentierte Bürgermeister Anies Baswedan die Aktion. Während des Ramadans stellen die Behörden regelmäßig die Zerstörung großer Mengen Alkohol zur Schau, um Muslime vom Trinken während des Fastenmonats abzuhalten. Der Alkoholkonsum wäre Muslimen eigentlich ganzjährig verboten. Die meisten indonesischen Muslime leben aber eine tolerantere Auslegung ihres Glaubens. Alkohol ist zudem in Bars und Nachtclubs der größeren Städte sowie in Touristengegenden wie Bali verfügbar.
Der Nikab ist in Indonesien umstritten.
Neben dem Alkohol ist der Gesichtsschleier ein umstrittenes Thema in Indonesien, berichtet „ dpa“-Korrespondent Ahmad Pathoni. Vor zehn Jahren, schreibt er, war der Nikab, der schwarzen Schleier, der von einem Frauengesicht nur den Augenschlitz freilässt, noch die große Ausnahme. Muslimische Frauen in Indonesien tragen üblicherweise ein Kopftuch, das die Haare, nicht aber das Gesicht bedeckt. Inzwischen ist aber auch in Indonesien eine kleine, jedoch wachsende Minderheit Frauen dazu übergangen, nur noch mit Nikab auf die Straße zu gehen „Heute erntet man kaum noch verdächtige Blicke“, sagt Nikab-Trägerin Juanita Vyatri, die in ihrem Beruf Apps für Mobiltelefone entwickelt: „Ich glaube, dass das die Leute hier inzwischen akzeptieren.“
Korrespondent Pathoni widerspricht: „Die Frage, ob Frauen in der Öffentlichkeit ihr Gesicht verhüllen dürfen oder nicht, sorgt immer wieder für Debatten.“ Indonesien versteht sich als ein säkularer Staat. Unter anderem der Nikab ist jedoch ein Indiz, dass religiöse Fundamentalisten an Einfluss gewinnen. „Das scheint harmlos zu sein. Aber wir sollten uns darüber bewusst werden, welches Gedankengut damit verbreitet wird“, sagt der Schüler Yahya Cholil Staquf in dem dpa“-Bericht. Deshalb sollte der Nikab im öffentlichen Raum verboten werden: „Man muss die Leute erkennen können.“ Nikab-Trägerinnen setzen sich stattdessen offen zur Wehr, dass sie zum Symbol für eine vermeintliche Radikalisierung des Landes gemacht werden. Staatspräsident Joko Widodo ist um Beruhigung bemüht und versichert: „Der Islam war in Indonesien stets friedlich und tolerant. Daran wird sich nichts ändern. Pluralismus gehört zu unserer DNA.“ Die Ernennung eines konservativen Geistlichen zu seinem Vizepräsidenten war dann wohl eine Genmanipulation
Gräber geschmückt mit Tau-Tau-Holzfiguren