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Republik der Union Myanmar


Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

„Das größte Buch der Welt“ besteht aus 729 eng beschriebenen und in Stein gemeißelten Doppelseiten. Die Marmorplatten beschreiben das Leben und die Lehren Buddhas und stehen einzeln in den 729 Stupas der Kuthodaw-Pagode in Mandalay.

Fläche: 676.578 Quadratkilometer, doppelt so groß wie Norwegen
Einwohner: 53.370.609, zehnmal soviel wie Norwegen

Machtwechsel

Myanmar ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die so wie alle Menschen und überall auf der Welt viel Gutes, Wahres und Schönes zuwege bringen, gleichzeitig nie davor gefeit sind, die Fratze der Unmenschlichkeit zu zeigen. Wie schnell dabei sogar eine Freiheits- und Menschenrechtsheldin vom Sockel stürzen kann, zeigt sich am Aufstieg und Fall der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. „Kommen Sie bitte in unser Land. Tauchen Sie ein in eine Atmosphäre voller Möglichkeiten“, warb sie als Myanmars Regierungschefin Anfang 2019 bei einer Veranstaltung in Rangun vor ausländischen Geschäftsleuten um mehr Investitionen. Ihre Regierung werde sich um einen „proaktiveren Ansatz“ bemühen, versprach sie als Gegenleistung. Auf die internationale Kritik wegen des brutalen Vorgehens der Armee gegen die muslimische Minderheit der Rohingya – die Vereinten Nationen sprechen von ethnischer Säuberung und Völkermord – ging sie nicht ein.


Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi

„Seit sie Regierungschefin ist, hat Myanmars Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi das Schweigen gelernt“, kommentiert „dpa“-Korrespondent Christoph Sator die Ignoranz angesichts massiver Menschenrechtsverletzungen gerade jener Frau, die jahrelang die Einhaltung dieser für sich und ihr Volk gefordert hat. Die UN-Ermittler werfen Suu Kyi vor, „weder ihre Rolle als Regierungschefin noch ihre moralische Autorität genutzt zu haben, um sich den Ereignissen entgegenzustellen“. Der Myanmar-Experte David Mathieson wählt den Vergleich mit einem Glücksspiel: „Der Militärchef trägt letztlich die Schuld an der Horrorshow in Rakhine. Aber Suu Kyi beteiligt sich jetzt aktiv daran, das unter den Tisch zu kehren. Die Militärs müssen glauben, dass sie in einer Lotterie gewonnen haben.“

Die härtesten Worte fand Yanghee Lee, UN-Sonderberichterstatterin zu Myanmar. Wegen ihrer Kritik wird sie nicht mehr ins Land gelassen. Doch Lee weiß wovon sie spricht: Seit 1992 verfolgt sie im UN-Auftrag die Menschenrechtslage in Myanmar. Aus ihrer Enttäuschung über Suu Kyi, mit der sie einmal auf derselben Seite stand, macht sie keinen Hehl: „Sie war noch nie eine Göttin der Menschenrechte. Sie war und ist eine Politikerin.“ Und Lee schließt nicht aus, dass die Nobelpreisträgerin sogar vor einem Internationalen Gerichtshof landen könnte – wegen Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord. Andere nehmen Suu Kyi in Schutz, argumentieren, dass die Regierungschefin zur Zusammenarbeit gezwungen sei, wolle sie nicht auf der Todesliste von Radikalen enden – wie ihr Rechtsberater, der vergangenes Jahr erschossen wurde. In ihrer Dankesrede zur Verleihung des Sacharow-Preis des Europaparlaments 1991 sagte Aung San Suu Kyi: „Nicht Macht korrumpiert die Menschen, sondern Furcht.“ Das heißt in ihrem Fall, dass aus der einst Furchtlosen leider eine Mitläuferin und vielleicht sogar Getriebene geworden ist, die Mark Twain vergessen hat: „Die größte Macht ist das richtige Wort zur richtigen Zeit.“


Kuthodaw-Pagode in Mandalay

360° um die Welt

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