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I. Der geschichtliche Kontext
ОглавлениеWer sich darum bemüht, das Neue zu verstehen, das sich mit dem Auftreten des Sokrates verbindet, tut gut daran, sich den geschichtlichen Kontext zu vergegenwärtigen, der den Hintergrund dieses Auftretens bildet.
Der geschichtliche Kontext bildet die Folie, auf der die Gestalt des Sokrates Kontur gewinnt. Vier Aspekte verdienen eine besondere Aufmerksamkeit. Es ist zum Ersten der Übergang vom Mythos zum Logos. Er ist zu verstehen als eine Entmythologisierung und als die Entdeckung der Vernunft. In ihm setzt sich gegenüber einem durch Göttergestalten und -geschichten bestimmten Weltverständnis eine Interpretation der Welt durch, die ausgezeichnet ist durch Sachlichkeit und Vernunft.
Es ist zum Zweiten die krisenhafte politische Situation Athens im 5. Jahrhundert. Sie ist charakterisiert durch das Entstehen des politischen Bewusstseins, Formen demokratischer Beteiligung, die innere und äußere Entfaltung der Macht und ihren ebenso dramatischen Verfall.
Es ist zum Dritten die zentrale Bedeutung des Theaters – hier vor allem der Tragödie – hervorzuheben, das in einzigartiger Weise das Selbstverständnis der Bürger Athens, und mehr noch das der Griechen dieser Zeit, zum Ausdruck brachte.
Es ist viertens das Auftreten der Sophisten zu beleuchten, den Zeitgenossen und Konkurrenten von Sokrates, mit denen ihn mehr verbindet als Platon etwa meint. Andererseits sind die Unterschiede darzustellen und das Spezifische seiner Philosophie zu charakterisieren.