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Kapitel II

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Ungeachtet seines neuen Reichtums erfährt der Ich-Erzähler seinen riesigen finanziellen Gewinn als Verlust sozialen Ansehenskatastrophalen Verlust seines sozialen Ansehens. Nachdem er aus einem wehrlosen Zustand besinnungslosen Begehrens nach unerschöpflichem Geldbesitz erwacht ist, ernüchtern ihn sehr rasch die unmittelbaren Hinweise auf das, was ihm fehlt: Indem zuerst »ein altes Weib«, dann die »Schildwacht« am Stadttor und bald darauf »ein paar Frauen« seine Schattenlosigkeit mit wachsendem Entsetzen zur Kenntnis genommen haben (»Jesus, Maria! Der arme Mensch hat keinen Schatten!« [S. 16]), wird der zunehmend verunsicherte und schließlich fassungslose Held am Ende von »Knaben aus der Schule« Öffentliche Bloßstellungöffentlich bloßgestellt und von der »Straßenjugend der Vorstadt […] mit Kot« (S. 16) beworfen.

Auf die unerwartete Denunziation seines elementaren Mangels hin versucht der »verstört[e]« (S. 17) Erzähler, gegen den Spott und Hohn seiner feindlichen Umwelt anzugehen, indem er »Gold zu vollen Händen« (S. 16 f.) unter die Menschen wirft und sich im »vornehmste[n] Hotel« (S. 17) dauerhaft einquartiert. In dem einsamen Bedürfnis nach Selbstvergewisserung im ÜberflussSelbstvergewisserung berauscht er sich dort an den vielen Goldstücken, die er in den Räumen seiner neuen Unterkunft über den Estrich verteilt hat. Als er aber am anderen Morgen aus einem Alptraum erwacht, gelingt es ihm nur mühsam und mit größtem körperlichen Einsatz, die gewaltige VerstecksucheGoldmenge in »einem großen Schrank« (S. 18) zu deponieren. Eine weitere Reaktion auf die persönliche Notsituation besteht darin, dass er von nun an das Sonnenlicht meidet, um sich nicht bloßzustellen. Seine Furcht vor einer erneuten öffentlichen Demütigung zwingt ihn dazu, das eigene Handeln und Verhalten stets im Hinblick darauf zu prüfen, ob und wie er seine Schattenlosigkeit verheimlichen kann.

Während Maßnahmen zum Selbstschutz für den Ich-Erzähler zur quälenden Notwendigkeit werden, unternimmt er erste Versuche, mit dem verschwundenen Unbekannten erneut Kontakt aufzunehmen. Nachdem er zunächst selbst erfolglos nach diesem gesucht hat, beauftragt er schließlich seinen neuen Der Diener BendelDiener Bendel mit Nachforschungen nach dem Verbleib des »Mann[es] im grauen Rocke« (S. 20). Obwohl ihm dessen Aussehen genau beschrieben worden ist, verkennt Bendel die Übereinstimmung dieser Beschreibung mit einem Mann, der ihm, als Bendel ihm während seiner detektivischen Suche begegnet, für Schlemihl folgende Mitteilung mit auf den Weg gibt: Fatale Botschaft»Sagen Sie dem Herrn Peter Schlemihl, er würde mich hier nicht mehr sehen, da ich übers Meer gehe, und ein günstiger Wind mich soeben nach dem Hafen ruft. Aber über Jahr und Tag werde ich die Ehre haben, ihn selber aufzusuchen und ein anderes, ihm dann vielleicht annehmliches Geschäft vorzuschlagen.« (S. 21)

Nachdem der Ich-Erzähler dem bestürzten und verzweifelten Diener Vorwürfe wegen dessen Blindheit gemacht hat, schickt er ihn – doch auch diesmal umsonst – zum Hafen, um den Auftraggeber der Botschaft gleichwohl noch ausfindig zu machen.

Peter Schlemihls wundersame Geschichte von Adelbert von Chamisso: Reclam Lektüreschlüssel XL

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