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Vorwort

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursachen derselben nicht an Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“1

Immanuel Kant, 1784

Die Berliner Mauer war zweifellos das Symbol der schmerzhaften Teilung Deutschlands. Im Gegensatz zur Grenze zu Westdeutschland konnte sie aufgrund der räumlichen Enge nicht versteckt werden und erinnerte somit insbesondere die Berliner täglich an die deutsche Tragödie. Wenn sie beispielsweise mit der S-Bahn zwischen Berlin-Pankow und Berlin-Schönhauser Allee fuhren, passierten sie Grenzgebiet. Dort war auch für einen kurzen Augenblick in der Ferne der Geisterbahnhof Bornholmer Straße zu sehen. Auch wenn sich die Mehrheit aller Deutschen mehr oder weniger mit der Existenz der Mauer abgefunden hatte, so wurde sie stets als ein Fremdkörper empfunden. Udo Lindenberg brachte es mit dem Titel „Mädchen aus Ostberlin“ musikalisch auf den Punkt … Der Fall der Mauer im November 1989 wurde von den Menschen im Westen wie im Osten des geteilten Deutschlands gleichermaßen frenetisch bejubelt. Menschen lagen sich in den Armen, die sich nicht kannten. Die Deutschen waren wohl in diesem Moment das glücklichste Volk der Welt. Da ich Großeltern in Westberlin hatte, war dieses Ereignis auch für mich sehr emotional.

Wenn ich heutzutage Freunden und Bekannten meinen in der Wendezeit erworbenen Berliner Stadtplan „Mit den neu eingerichteten Übergängen; Stand: 46. Woche 1989“ zu ihren Berlin-Exkursionen mitgebe, dann sind sie sehr erstaunt, wie wenig von der Berliner Mauer übrig geblieben ist, sodass wenig an die Teilung Berlins und indirekt auch Deutschlands erinnert. Am baulichen Zustand der Gebäude lässt sich ebenfalls nicht mehr erkennen, ob man sich gerade im Ostteil oder Westteil Berlins befindet. Die Jugendlichen können immer weniger mit den Begriffen „Ossi“ und „Wessi“ etwas anfangen, was ich sehr begrüße. Nun wächst zusammen, was zusammengehört, könnte man meinen. Oder doch nicht?

Der 3. Oktober 2020, der 30. Jahrestag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, wäre ein geeigneter Anlass gewesen, sich kritisch mit dieser Frage auseinanderzusetzen, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Bedauerlicherweise hatte die Coronakrise verhindert, dass die Menschen diesen wichtigen Feiertag gemeinsam würdig begehen konnten. Meine Befürchtung ist eingetreten, dass sich die Politiker und die Vertreter der Leitmedien gegenseitig auf die Schulter klopfen und die Vereinigung ohne Wenn und Aber als eine einzigartige Erfolgsgeschichte darstellen. Die Frage, ob die Vereinigung auch im Sinne der ehemaligen DDR-Bürger oder gar im Sinne der DDR-Bürgerrechtler erfolgt ist, stellten sie sich überhaupt nicht. Vielmehr verwiesen sie darauf, dass es den Bürgern der neuen Bundesländer dank des Wohlstands und der Freiheit so gut wie nie zuvor gehe. Daran ist zweifellos etwas Wahres. Allerdings sind mir die Betrachtungen zu sehr auf das Materielle abgestellt. Und was die Aussagen der Politiker zur gewonnenen Freiheit betrifft: In Anbetracht der Tatsache, dass die dem einfachen Bürger zugestandenen Freiheiten auf dem Rückzug sind, ist es mir etwas zu billig, darauf hinzuweisen, dass die Situation in der DDR noch viel schlechter war. Aber war da nicht noch etwas? Gibt es nicht bis heute gewisse Ungerechtigkeiten zwischen den ehemaligen DDR-Bürgern und ihren Kindern und den Westdeutschen, was deren Behandlung betrifft? Existieren nicht noch aus den 1990er-Jahren Verletzungen, die bis heute unsichtbar wirken? Gibt es nicht bis heute Dinge, über die sich der ehemalige DDR-Bürger immer wieder wundert? Haben die Menschen im vereinigten Deutschland wirklich Demokratie und Meinungsfreiheit, oder erinnert nicht schon wieder vieles an die DDR? Wenn man sich nicht nur auf die Aussagen der Politiker und der Leitmedien, einschließlich ARD und ZDF, verlässt, dann dürfte jedem klar sein, dass es doch noch einiges zu besprechen gibt.

Viele Landes- und Bundespolitiker der etablierten Parteien werden auf die von mir genannten Fragen keine befriedigende Antwort geben können, denn die Revolution hat ihre Kinder gefressen. Kaum ein Bürgerrechtler, der vor Dezember 1989 in der DDR-Bürgerrechtsbewegung aktiv tätig war, wird noch in der Politik dabei sein. Ich vermute, dass zudem ein Teil der wenigen übrig gebliebenen Bürgerrechtler durch Geld und Macht korrumpiert sein dürfte und die Befindlichkeiten der ehemaligen DDR-Bürger längst nicht mehr kennt oder ignoriert, denn ansonsten wäre ein öffentlicher Aufschrei zu hören. Bei Angela Merkel ist der Fall klar: Sie hatte mit der DDR-Bürgerrechtsbewegung nur sehr wenig zu tun. Außerdem hat sie stets ihre ostdeutsche Sozialisierung verleugnet.

Gewiss, es gibt eine Reihe von Büchern, die sich mit dem Leben in der DDR auseinandersetzen, teils wissenschaftlich, teils sachlich in Form von Erzählungen und teils reißerisch abgefasst. Bei den von staatlicher Seite erstellten Beschreibungen der DDR, zum Beispiel von der „Bundeszentrale für politische Bildung“ (bpb), habe ich den Eindruck, dass das Geschriebene nicht immer mit der Realität in der DDR übereinstimmt. Zuweilen werden DDR-Gesetze und Aussagen von SED-Funktionären (Wunschdenken) als einzige DDR-Realität angenommen, dabei wären Befragungen vieler ehemaliger DDR-Bürger ratsamer gewesen. Man sollte sich aber beeilen, da sich die Reihe der Personen lichtet, die einen großen Teil ihres Lebens in der DDR bewusst verbracht hatten.

Was hat mich veranlasst, ein Buch über die DDR und ihre Bürger zu schreiben? Hierfür gibt es drei Gründe:

Ich war in der DDR von Anfang an aktives Mitglied in der „Sozialdemokratischen Partei in der DDR“ (SDP) in der Ortsgruppe Neuruppin. Diese war in den ersten Oktobertagen 1989 gegründet worden. Dort kamen Menschen zusammen, die für die Verwirklichung von Rechtsstaatlichkeit, Meinungs-, Presse- und Reisefreiheit in der DDR nach westlichem Vorbild eintraten. Zu diesem Zweck wurden auch zwischen Oktober und Dezember 1989 Demonstrationen organisiert. Dass die SPD-Führung in der BRD anfangs etwas irritiert war, gern die privilegierte Rolle bei der DDR-Staatsführung weiterhin behalten hätte und daher nicht immer für die SDP eine große Hilfe war, sei nur am Rande erwähnt. Nahezu alle SDP-Mitglieder votierten für die Vereinigung der DDR mit der BRD. Öffentlich thematisiert wurde das aber erst Ende November/Anfang Dezember 1989. Als dann am 3. Oktober 1990 die nationale Einheit vollzogen wurde, sahen meine Mitstreiter und ich uns am Ziel angekommen.

Dass es eine Weile dauern würde, die Lebensverhältnisse im Osten und Westen Deutschlands anzugleichen, war uns schon damals bewusst. Dass die Angleichung aber so lange dauern und die Transformation so viel Leid und Verbitterung mit sich bringen würde, konnte keiner von uns voraussehen. Am allerwenigsten hatten wir uns vorstellen können, dass sich im vereinigten Deutschland bei der Meinungs- und Pressefreiheit langsam, aber sicher Verhältnisse einstellen würden, die immer mehr denen in der DDR ähneln. Dafür sind nicht Tausende Menschen in der DDR auf die Straße gegangen und haben riskiert, eventuell verhaftet oder anderen Schikanen ausgesetzt zu werden!

Ein zweiter Punkt, warum ich beschloss, etwas über die Ostdeutschen zu schreiben, entstand beim Lesen vieler Passagen im Buch „Wer wir sind – die Erfahrung, ostdeutsch zu sein“ von Jana Hensel und Wolfgang Engler, denen ich einfach nicht zustimmen kann, weder was die Beschreibung der Verhältnisse in der DDR noch was die in der heutigen BRD betrifft. Das wollte und konnte ich nicht so stehen lassen. Im zweiten Teil meines Buches werde ich darauf ausführlich eingehen.

Ein dritter Punkt für meine Motivation, als Autor tätig zu werden, ist die Tatsache, dass die Westdeutschen zu wenig über ihre Mitbürger in den neuen Bundesländern wissen. Unter anderem, um sie dafür zu interessieren und eine Brücke zu ihnen zu bauen, habe ich mein Buch mit der gemeinsamen deutschen Geschichte in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges begonnen und Szenen während der Schließung der Berliner Mauer beschrieben. Meine Familie war davon auch stark betroffen. Mein Anliegen ist es, mit diesem Buch, nicht, wie es so manche Medien vorexerzieren, die Deutschen in Ost und West gegeneinander auszuspielen, sondern sie zusammenzubringen, Verständnis dafür zu schaffen, warum die Ostdeutschen sind, wie sie sind.

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Was ist das Besondere an diesem Buch?

Ich beginne die Betrachtungen über die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und stelle anhand neuer wissenschaftlicher Forschungsergebnisse dar, ab wann sich die Schere in der Produktivität der Wirtschaft der auseinanderstrebenden beiden Landesteile zu öffnen begann.

Ich schildere das Leben der einfachen Menschen in der Nachkriegszeit und in den ersten Jahren nach der Gründung der DDR. Dabei komme ich auch auf die Speziallager und auf das Sowjetische Militärtribunal (SMT) zu sprechen und habe ermittelt, wie viele Todesopfer diese Willkürherrschaft kostete. Dieses Thema anzusprechen und dafür zu sorgen, dass es nicht in Vergessenheit gerät, halte ich für überaus wichtig, da momentan von vielen Vertretern der etablierten Parteien und der Leitmedien das Treiben der Antifa verharmlost und sogar staatlich durch das SPD-geführte Familienministerium finanziert wird. Am 12. März 2020 beklagte sich Renate Künast in einer Bundestagsrede, dass „NGOs und Antifagruppen“ immer nur jahresweise, nicht aber in Form einer Dauerüberweisung bezahlt werden würden.2 Damit wurden Vermutungen über eine staatlich finanzierte Unterstützung der Antifa zur Gewissheit …

Besorgniserregend ist auch, dass das Wort „Linksterrorismus“ aus dem Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz 2019 gestrichen wurde.3 Es zeigt, in welche Richtung der Meinungskorridor von staatlicher Seite aus eingeengt wird … Ich möchte daran erinnern: Anfang der 1950er-Jahre waren in der DDR die Liberalen noch die einzige politische Kraft, die regierungskritisch blieb. Von den Christdemokraten war zu dieser Zeit schon nichts mehr zu hören. Viele Liberale waren zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt worden, weil sie Flugblätter verteilt hatten. In meinem Buch habe ich konkrete Beispiele für die Willkür genannt und gehe auch auf die Zerstörung von Kirchen und Schlössern und auf die Unterdrückung der Kirche ein. Das sind alles Erscheinungen eines linksgerichteten totalitären Staates!

Den Unterstützern, vor allem den Grünen, der SPD, dem DGB, müsste klar sein, dass die Antifa solche Verhältnisse anstrebt. Wo ist ihr Langzeitgedächtnis geblieben? Ich jedenfalls möchte nicht, dass sich diese Zustände wiederholen! Ich bin weder für den Linksextremismus, Rechtsextremismus, Islamismus noch für andere menschenverachtende Ideologien. Wenn diese Protagonisten jährlich der Opfer des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 gedenken, dann habe ich angesichts der Unterstützung der Antifa den Eindruck, dass ihre Reden zu Worthülsen verkommen sind und dass sie hieran nur teilnehmen, um den Termin abzuhaken.

In meinem Buch bin ich sehr ausführlich auf die Reparationen, auf die Sozialpolitik und auf die Frage, ob 1989/1990 die DDR pleite gewesen sei, eingegangen. Mich interessierte, wie hoch die Rente in der DDR war. Die Rentner waren zu stolz, darüber zu reden. „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel!“, lautete häufig der Spruch. Trotzdem hatten sie für ihre Enkelkinder zum Geburtstag und zu anderen Anlässen Geld von ihrem Munde abgespart … Interessanterweise fand ich in der Literatur zur Höhe der Rente keine durchgängige Zahlenreihe, sondern hier und dort ein paar versprengte Zahlen. Daher machte ich mir die Mühe, in den Statistischen Jahrbüchern der DDR von Anfang der 1950er-Jahre an zu recherchieren und eine Zahlenreihe aufzustellen. Ich stellte dieser das durchschnittliche Einkommen eines Werktätigen gegenüber. Darüber hinaus interessierte mich, wie sich die Renten im vereinigten Deutschland entwickelt haben, und ich stellte die Renten der Ost-denjenigen der Westdeutschen gegenüber. Hier kam ich zu erstaunlichen Ergebnissen.

Die Leserschaft erfährt auch einiges über die Kultur in der DDR, die trotz der staatlichen Gängelung vielfältig war. Bei der Gesellschaftskritik waren die Künstler sehr erfinderisch. Sie bewegten sich auf einem schmalen Grat. Wenn ein Künstler illegal die DDR verließ, im SED-Jargon „Republikflucht“ beging, dann wurde er in den staatlichen Medien totgeschwiegen, als hätte es ihn nie gegeben. Durch meine Recherchen habe ich mich intensiv mit den DDR-Künstlern und ihren Werken beschäftigt und so beispielsweise die musikalischen Werke Holger Bieges erst jetzt richtig schätzen gelernt. Vielleicht begeistert sich jemand aus der westdeutschen Leserschaft für diese oder jene Musik eines DDR-Künstlers, nachdem ich ihn auf dieses Genre aufmerksam gemacht habe.

Weitere interessante Themen sind das Schicksal der Reichsbahner im vereinten Deutschland und das Agieren der Treuhandgesellschaft im Rahmen der Privatisierung der ehemaligen DDR-Wirtschaft. Unter der Rubrik „Fremd im eigenen Land“ habe ich eine tabellarische Übersicht erstellt, wo die Ostdeutschen nach mehr als 25 Jahren der deutschen Vereinigung noch immer ungleich behandelt werden. Das dürfte mitunter eine Erklärung dafür sein, warum es bei den Ostdeutschen in unterschiedlichem Grad eine gewisse Frustration gibt.

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Den Menschen in den neuen Bundesländern wird von bestimmten Politikern und Medien vorgeworfen, patriotisch zu sein, jedenfalls wesentlich patriotischer als die Westdeutschen. Der Frage, warum das so ist, bin ich in einem separaten Kapitel nachgegangen.

Die Verächtlichmachung des Patriotismus hat auch etwas damit zu tun, dass der Nationalstaat im Zangengriff von linksgrünen, transatlantischen und von „neoliberalen“ Kräften steht und dass ein zentralistisch regierter europäischer Superstaat aufgebaut werden soll. So behauptete Angela Merkel allen Ernstes, dass Nationalstolz/Nationalismus die Ursache aller Kriege gewesen sei und deshalb die Abgabe von Souveränität an die EU vorangetrieben werden müsse.

Wegen Merkels Geschichtsdefiziten und wegen der in der Argumentation lückenhaften und einseitigen (alliiertenfreundlichen) Geschichtsdarstellung in den deutschen Leitmedien hatte ich 2019 im „The European“ einen Artikel anlässlich des 100. Jubiläums des Vertrages von Versailles und des 100. Jubiläums des Vertrages von Saint-Germain-en-Laye geschrieben.4 Das hat mich sehr viel Zeit gekostet, wodurch ich dieses Buch nicht rechtzeitig zum 30. Jahrestag der Vereinigung beider deutscher Staaten fertigstellen konnte. Ein weiterer Grund für die Verzögerung ist, dass ich bei der Werbung für mein Buch an Verlage geraten bin, deren Geschäftspolitik darin besteht, Bücher mit unliebsamen Inhalten nicht zu veröffentlichen, um damit die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu steuern. Die Veröffentlichung beider Artikel war mir aber wichtig, weil den Deutschen, insbesondere den Ostdeutschen, ständig ein schlechtes Gewissen eingeredet werden soll. Ohne den Ersten Weltkrieg hätte es keinen Hitler, keinen Zweiten Weltkrieg und keine Teilung Rumpfdeutschlands gegeben! Dabei sollen keineswegs die Verbrechen im Zweiten Weltkrieg beschönigt werden.

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Mit diesem Buch ist die Absicht verbunden, die gesellschaftspolitische Situation in der verblichenen DDR und in der neuen BRD näher zu beleuchten. Ich halte beides für wichtig, denn: Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann keine Zukunft gestalten!

Die DDR soll auf keinen Fall verherrlicht werden. Vielmehr möchte ich an die Menschen erinnern, die versucht haben, aus den teilweise widrigen Bedingungen das Beste zu machen. Nach der Vereinigung beider deutscher Staaten fragte sich die jüngere Generation zu Recht, wie es zu solchen diktatorischen Verhältnissen kommen konnte. Die DDR konnte unter anderem so lange existieren, weil in der DDR der totale Rückzug in die Privatsphäre, Anpassung, Begeisterung durch Manipulation und/oder Denunziation die Begleiter im Alltag waren. Jeder ehemalige DDR-Bürger, der damals erwachsen war, muss sich selbst die Frage stellen, inwiefern er mitschuldig an den Verhältnissen in der DDR war. Die friedliche Revolution im Jahre 1989 war zweifellos eine große emanzipatorische Leistung der Ostdeutschen, bei denen die Freiheit im Mittelpunkt stand. Sie geschah auch im Sinne des eingangs erwähnten Zitats von Immanuel Kant. Und die Vereinigung beider deutscher Staaten ist ein hohes Gut, das man sich bei aller Kritik an nachfolgenden Ereignissen und Ungerechtigkeiten nicht schlechtreden lassen sollte.

Auch wenn die Leserschaft womöglich nicht jedem meiner Gedankengänge folgen möchte, würde ich mich freuen, wenn sie anhand der von mir vorgelegten Fakten überlegen könnte, wie das künftige Deutschland, ihre Heimat, aussehen sollte. Zum anderen hoffe ich, zu einem besseren Verständnis zwischen den Deutschen in West und Ost beigetragen zu haben.

Neuruppin, im August 2021Wolfgang Schimank

1 Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: Berlinische Monatsschrift 4 (1784), S. 481-494, hier: 481.

2 Bündnis 90/Die Grünen (Hrsg.) (2020): Rede von Renate Künast. Rechtsextremismus und Hasskriminalität. (Rede vom 12.03.2020.) Online abrufbar unter https://www.gruene-bundestag.de/parlament/bundestagsreden/‌rechts‌extremismus-und-hasskriminalitaet (zuletzt abgerufen am 19.09. 2020).

3 Uwe G. Kranz, Gründer und ehemaliger LKA-Chef Thüringens und langjähriger nationaler Experte bei Europol, über die Themen Antifa und Verfassungsschutzbericht 2019, weist im Interview mit HALLO MEINUNG – Gesellschaft für freies Denken und politische Einflussnahme mbH, Sitz: Nürnberg, darauf hin: https://www.youtube.com/‌watch‌?v=n‌5Xio‌c9H3‌V0 (ab Minute 4:12).

4 Schimank, Wolfgang (2019b): Die Auswirkungen des Versailler Vertrages bis in die Gegenwart. In: The European vom 22.06.2019. Online abrufbar unter https://www.theeuropean.‌de/wolfgang-schimank/100-jahre-versail‌ler-vertrag/ (zuletzt abgerufen am 19.09.2020); ders. (2019a): Der Weg bis zur Unterzeichnung des Vertrages von St. Germain. In: The European vom 12.08.2019. Online abrufbar unter https://www.theeuropean.‌de/‌wolf‌gang-schimank/der-vertrag-von-saint-germain-en-laye/ (zuletzt abgerufen am 19.09.2020).

Der Ostdeutsche, das unbekannte Wesen

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