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»Bei dem schönen Sonnenschein habe ich den Frühstückstisch im Wintergarten gedeckt und die Zeitung gleich dazugelegt«, begrüßte Frau Thann ihre Gäste, als sie die Treppe herunterkamen.

Marder hielt den ersten Kaffee des Tages in der rechten Hand, mit der linken blätterte er in der Zeitung und suchte die neuesten Informationen über das blutige Messer am Waldrand. Auf Seite drei wurde er fündig.

»Es scheint etwas Neues zu geben«, sagte er. «Es ist ein ziemlich langer Bericht. Ich glaube, die lokale Presse ist glücklich, wenn vor Ort etwas Aufregendes passiert, selbst wenn es etwas Schreckliches ist – die Leute lesen dann die Zeitung mit mehr Interesse als gewöhnlich.«

|38|»Lies laut«, sagte Iris. »Ich schmiere dir inzwischen ein Brötchen. Welche Marmelade willst du?«

»Das weißt du doch. Ich nehme immer die bittere Orangenmarmelade, wenn es welche gibt.«

Er zeigte mit dem Finger energisch auf die Schale mit seiner Lieblingskonfitüre.

»Ich dachte, du wolltest vielleicht mal was Neues probieren, jetzt wo wir Ferien machen. Du könntest manchmal ein bisschen abenteuerlustiger beim Essen sein.«

»Ich weiß, du meinst es gut, mein Schatz. Aber ich will beim Frühstück keine Abenteuer erleben. Ich will einfach nur bittere Orangenmarmelade. Soll ich nun vorlesen oder nicht?«

»Entschuldigung. Ich wollte dir deine Marmelade nicht vermiesen. Ich weiß ja, wie sehr du daran hängst. Ich bin jetzt ganz Ohr. Lies bitte vor.«

Marder las:

»Das blutige Messer, das vorgestern ein Jogger im Wald am Rand eines Parkplatzes in der Nähe der Freilicht-Bühne gefunden hat, gibt der Polizei weiterhin Rätsel auf.

Es ist inzwischen bestätigt, dass es sich bei dem Blut um menschliches Blut handelt, wahrscheinlich Blut von einer Frau. Die Polizei vermutet, dass es nicht aus einer zufälligen kleinen Schnittwunde stammt – dafür ist die ursprüngliche Menge des Blutes an dem Messer und dem Baumstamm dem Anschein nach zu groß gewesen. Das Messer hat einen schwarzen Plastikgriff, es ist ein Modell, wie es wahrscheinlich in vielen Haushalten vorhanden ist.

Die Spurenexperten haben bisher keine Fingerabdrücke am Griff des Messers finden können. Das gibt der Kriminalpolizei |39|besonderen Anlass zur Sorge. Möglicherweise hat der Besitzer das Messer verloren, ohne es zu bemerken, und die Fingerabdrücke sind durch die Witterung beseitigt worden. Es ist jedoch nicht völlig auszuschließen, dass eine Person das Messer dort absichtlich abgelegt hat, nachdem sie eventuelle Fingerabdrücke am Griff und an der Klinge abgewischt hat. Es stellt sich die Frage, warum. Wenn es sich um ein Verbrechen handelt, dann wäre die Beseitigung der Fingerabdrücke durch den Täter nur logisch.

Weitere forensische Untersuchungen des Blutes, die Aufschluss darüber geben könnten, wie lange das Messer an der Fundstelle gelegen hat, sind noch nicht abgeschlossen. Es ist durchaus möglich, dass es sich seit längerem, eventuell circa eine Woche, dort befunden hat. Die Polizei plant, den Bereich heute noch einmal großflächig mit Hunden abzusuchen, da bisher in der unmittelbaren Nähe des Parkplatzes nichts Auffälliges entdeckt wurde. Die Hoffnung, Fuß- oder Reifenspuren zu finden, die im Zusammenhang mit einem möglichen Verbrechen stehen könnten, ist gering, da der Boden in den letzten Tagen mit Schnee bedeckt war, der inzwischen vollständig geschmolzen ist.

Die Polizei bittet alle Leser, die das auf dem Foto abgebildete Messer wiederzuerkennen glauben, sich zu melden, auch wenn es sich dabei um ein handelsübliches Modell handelt. Alle Informationen werden selbstverständlich vertraulich behandelt. Die Polizei bittet die Mitbürger, die in der letzten Zeit im Wald um die Freilichtbühne unterwegs waren und denen etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist, sie zu kontaktieren.

Die nächste Pressekonferenz ist für morgen Vormittag vorgesehen. Wir werden Sie weiterhin über alles Wichtige zu diesem Fall unterrichten.«

Blutholz

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