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Flöße, Urzeitliche Wasserfahrzeuge für Flüsse, Seen und Meere
ОглавлениеEs gibt kaum ein Gewässer auf der Welt, wo die Menschen nicht versucht hätten, über die Koppelung von Schwimmkörpern zu Flößen, für ihre Zwecke geeignete Wasserfahrzeuge herzustellen. Denn Flöße können nicht nur aus zusammengebundenen Baumstämmen bestehen. Jeder Schwimmkörper eignet sich für die Konstruktion dieser Wasserfahrzeuge, deren Tradition weit in die Steinzeit zurückreicht. Je nach Region und natürlichem Umfeld waren bereits vor Tausenden von Jahren teilweise sehr komplexe und leistungsfähige Fahrzeuge entwickelt worden.
Schilf- oder Binsenflöße finden sich seit der Urzeit und teilweise noch heute in Zentral- und Nordafrika, in Südamerika vom Mexiko bis zum Titicacasee oder auf Tasmanien und Neukaledonien. Die zusammengebundenen Schilfbündel bilden einfache Plattformen oder aber komplizierte Gebilde aus mehreren Bündeln unterschiedlicher Stärke, mit Bordwänden und steilen Spitzen, die schon beinahe Schiffscharakter aufweisen.
Ägyptische Abbildungen zeigen, dass schiffsähnliche Schilfflöße beachtlicher Größe, mit Segel, Steuerruder und Deckshütte bereits im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung den Nil, aber auch die offene See befuhren. Und ganz ähnliche Fahrzeuge kennt man auch aus Südamerika.
Hautbalgflöße haben ihr Verbreitungsgebiet von Arabien bis zur Mongolei, Indien und China oder Chile. Hier wurden Tierfelle (Schafe, Ziegen, Büffel, Seehunde) zu Säcken zusammengenäht und aufgeblasen. Mit den Läufen wurden sie schließlich an ein rasterartiges Gerüst aus dünnen Baumstämmen gebunden. Diese sogenannten Keleks konnten mit bis zu tausend Tierbälgen ausgestattet sein. Gerade für Flüsse waren diese Fahrzeuge hervorragend geeignet. Sie hatten eine große Tragkraft und der Verlust einzelner Schwimmsäcke, beispielsweise durch Felsen, beeinträchtigte die Schwimmfähigkeit kaum. Keleks waren aufgrund der zahlreichen Luftkammern nahezu unsinkbar und leicht zu reparieren.
Historisch belegt sind solche Tierbalgflöße zum Beispiel durch assyrische Reliefs aus dem 8. Vorchristlichen Jahrhundert. Etruskische Schmuckstücke zeigen den griechischen Heroen Herkules, hingegen auf einem Floß mit Tontöpfen statt Tierbälgen über die Wellen gleitend. Tontopfflöße kennt man auch aus Indien und historische Berichte beschreiben, wie damit größere Zahlen an Soldaten und sogar Kriegselefanten transportiert wurden.
Und nicht zuletzt findet sich in Südamerika der Gebrauch von wasserfest gemachten Kalebassen, also Kürbisgewächsen, als Schwimmkörper für Flöße.
In Vorderindien, Südostasien, Neuguinea, Melanesien und Südamerika waren auch die uns vertrauteren Holzflöße aus Baumstämmen oder verholzten Bambusstämmen in Gebrauch. Üblicherweise wurden die Stämme zusammengebunden, es gibt aber auch Beispiele für die Verwendung von Hartholzdübeln, um zwei oder mehrere Stämme miteinander zu verbinden. Und natürlich ließen sich diese Verbindungstechniken auch kombinieren
Die Inka benutzten aufwändig konstruierte Balsaholzflöße für den Waren- und Menschentransport an der Küste. Dass diese Fahrzeuge geeignet waren, weite Strecken auch über das offene Meer zurückzulegen, hat der norwegische Experimentalarchäologe Thor Heyerdahl mit seiner Balsaholzfloßfahrt (Kon Tiki) von der südamerikanischen Küste zur Osterinsel bewiesen.
Auf den Flüssen war Staaken oder Treideln die Antriebsform, zumindest flussaufwärts. Zur See aber auch auf breiteren Strömen, wie dem Nil, waren die Flöße in der Regel mit Segeln ausgestattet. Die vorderindischen Katamarane, Flöße, deren Mittelstücke zu Steven und deren Außenteile zu Bordwänden zurechtgeschlagen waren, konnten auch gepaddelt werden.