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Boote der Steinzeit

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Korb- oder Rundboote gehören seit der Steinzeit zu den vielseitigsten, weltweit verbreiteten Wasserfahrzeugen, mit einer Tradition, die bis in die heutige Zeit reicht.

Das Prinzip, ein formgebendes Gerüst mit einer wasserdichten Haut zu beziehen und damit ein längliches oder rundes Boot herzustellen, reicht weit in die Steinzeit zurück. Wann dies das erste Mal geschah, ist mangels archäologischer Funde unbekannt. Sicher ist, dass die europäischen Menschen bereits vor etwa 16.000 Jahren die hierfür notwendigen technischen Voraussetzungen mitbrachten und bereits Fischfang in flachen Gewässern betrieben.

Archäologische Zeugnisse für die Verwendung von Fellbooten in Nordeuropa lassen sich etwa 8 000 Jahre zurückdatieren. Aus dieser Zeit stammen die skandinavischen Felsritzzeichnungen, die u.a. Rentierjäger in Gerüstbooten darstellen.

Die durch Abbildungen auf assyrischen Reliefs belegten, Rundboote, die Guffas, lassen sich auf etwa 900 v.u.Z. datieren. Tatsächlich findet man die Bezeichnung Guffa aber bereits im 3. vorchristlichen Jahrtausend in akkadischen Keilschrifttexten.

Und auch für die Vertreter der Bandkeramiker, die vor etwa 4000 Jahren von der oberen Donau aus Mittel-europa über die Flussläufe besiedelt hatten, dürften die Korbboote ein gängiges Wasserfahrzeug dargestellt haben. Ritzzeichnungen auf bandkeramischen Gefäßen scheinen dies nach Ansicht der Archäologen zu belegen.

Die mesopotamischen Guffas waren außerordentlich leistungsfähige Fahrzeuge, wie der griechische Geschichtsschreiber Herodot bestätigte. Über ein Korbgerüst wurden Tierfelle gespannt und mit Asphalt abgedichtet. Die Lasten, die mit diesen Booten trans-portiert werden konnten, waren mit mehreren Tonnen Ladung ebenso beeindruckend, wie die Ausmaße von bis zu 5 Metern Durchmesser. Noch in jüngster Zeit konnte man auf dem Euphrat solche Boote sichten, die in der Lage waren, Fuhrwerke überzusetzen.

Auch in Südindien finden sich noch heute als Fähren für Fuhrwerke und Menschen benutzte Korbboote mit mehr als fünf Metern Durchmesser. Hier besteht der Grundkörper aus einer dicht geflochtenen Bambusschale, die heute statt mit Tierhäuten mit vielen Schichten Plastikfolie und Teer abgedichtet wird.

Überall auf der Welt waren, wenn auch in einfacherer und kleinerer Form, Rundboote in Verwendung. So findet man das sogenannte Bullboot bei den nordamerikanischen Prärieindianern. Diverse Formen von Ein-Mann-Korbbooten sind noch heute in Südostasien in Betrieb.

Die kleinen, meist nur mit einem Rinderfell bespannten Boote hatten auch in Europa eine weite Verbreitung. Als Arme-Leute Fahrzeuge im Mittelalter ebenso, wie als Fischerboote in Irland und Wales (Coracles). Hier waren sie übrigens noch bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts in Gebrauch.

Die Vorteile solcher Boote liegen auf der Hand. Sie sind schnell, ohne großen Aufwand herzustellen und extrem leicht, sodass sie problemlos von einem Mann auf dem Rücken getragen werden können. Der Nachteil ist allerdings, dass sie wegen ihrer runden Form schwer zu manövrieren und daher nur auf stehenden Gewässern oder für Fahrten flussabwärts eingesetzt werden können. Gerade die runde Form aber macht sie andererseits recht kentersicher, sodass auch wildere Gewässer mit Stromschnellen recht gut bewältigt werden können.

Vor allem in Irland und Wales ist wird die Tradition des Coraclebaus weiter fortgeführt. Jede Region hat dort ihre eigenen Coracletypen entwickelt. Die britische Coracle- Society veranstaltet regelmäßig Treffen von Korbbootbauern, die dann in Wettkämpfen ihre archaischen Fahrzeuge auf Flüssen mit Wildwasser und Stromschnellen erproben. Dass es sogar Bausätze für Coracles mit vorgefertigten Holzgerüsten und Kunststoffhaut zu kaufen gibt, zeigt, was für ein geniales Konzept hinter der steinzeitlichen Bootskonstruktion steht.

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