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1. Kapitel: Salaam-A-le-i-kum (Frieden mit euch!)

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Der Schüler des Westens ist zu einiger Verwirrung in seinen die Yogis und ihre Philosophie und Übungen betreffenden Ideen geneigt. Indienreisende haben viele Fabeln von den Horden von Fakiren, Bettelmönchen und Quacksalbern geschrieben, die die großen Heerstraßen und die Straßen der Städte unsicher machen und sich betrügerischerweise den Titel „Yogi“ beilegen. Der Schüler des Westens ist kaum zu tadeln, wenn er den typischen Yogi sich als einen ausgemergelten, fanatischen, schmutzigen, unwissenden Hindu vorstellt, der entweder in einer bestimmten Stellung sitzt, bis sein Körper versteinert, oder etwa seine Arme in die Luft hält, bis sie steif und verwelkt werden, und dann für immer in dieser Stellung verbleibt, oder gar seine Fäuste ballt und zuhält, bis die Fingernägel durch den Handteller wachsen. Wohl gibt es solche Leute, das ist wahr; aber ihr Anspruch auf den Titel „Yogi“ erscheint dem echten Yogi so absurd, wie dem berühmten Wundarzt der Anspruch eines Hühneraugenoperateures auf den Titel „Doktor“ oder wie dem Präsidenten von Havard oder Yale der Titel „Professor“ vorkommt, den der Verkäufer von Wurmmitteln an der Straßenecke sich beilegt.

Durch lange Vergangenheiten sind in Indien und andern östlichen Ländern Männer aufgestanden, welche ihre Zeit und Aufmerksamkeit der physischen, mentalen und spirituellen Entwicklung der Menschheit geweiht haben. Generationen von ernsten Suchern haben Jahrhunderte hindurch ihre Erfahrungen von Lehrer auf Schüler übermittelt, und nach und nach eine klarbegrenzte Yogi-Wissenschaft aufgebaut. Diesen Forschungen und Lehren wurde endlich der Terminus „Yogi“ beigelegt, der von dem Sanskritwort „Yug“, das heißt, „sich zusammenschließen“ hergeleitet ist. Aus derselben Quelle stammt das englische Wort „Yoke“, (deutsch „Joch“), und hat auch gleichen Sinn. Sein Gebrauch in Verbindung mit diesen Lehren ist schwer zu bestimmen, da verschiedene Autoritäten verschiedene Erklärungen geben. Die genialste scheint mir die, die es als das Hindu-Äquivalent für den englischen Ausdruck „Getting into harmess“ (im Geschirr gehen) oder „yoking up“ (einspannen) betrachtet, da der Yogi bei seiner Aufgabe, den Körper und den Geist durch seinen Willen zu kontrollieren, offenbar „im Geschirr geht“.4

YOGA, die Yogi-Weisheit, zerfällt in verschiedene Zweige, von der, die sich mit der Kontrolle des Körpers beschäftigt, beginnend bis hinauf zur Erlangung der höchsten spirituellen Entwicklung. Die vorliegende Arbeit wird nicht auf die höheren Phasen des Gegenstandes eingehen, außer dort, wo die Wissenschaft des Atmens daran streift. Die „Wissenschaft des Atmens“ berührt Yoga an vielen Punkten und hat, obwohl sie sich hauptsächlich mit der Entwicklung und Kontrolle des Physischen beschäftigt, auch ihre psychische Seite, ja, sie dringt sogar auf das Gebiet der spirituellen Entwicklung ein.

In Indien gibt es große Schulen der Yoga, die tausende der führenden Geister dieses großen Volkes umfassen. Für viele Menschen ist die Yoga-Philosophie Lebensregel. Immerhin werden aber die reinen Yogi-Lehren nur an wenige gegeben, und die Masse gibt sich mit den Brotsamen zufrieden, die von den Tischen der gebildeten Klassen fallen. Die Gewohnheit des Orients ist in dieser Hinsicht der des Westens entgegengesetzt. Aber auch dort beginnen die westlichen Ideen schon einzudringen, und Lehren, die einstmals nur wenigen gegeben wurden, werden jetzt jedem angeboten, der bereit ist, sie aufzunehmen. Ost und West wachsen enger zusammen, und beide gewinnen dadurch, indem sie sich gegenseitig beeinflussen.

Dem Leser dieses Buches wird klar werden, warum die Hindu-Yogis sich seit jeher mit solcher Aufmerksamkeit der Wissenschaft des Atmens gewidmet haben. Viele Schriftsteller des Westens haben diese Phase der Yogi-Lehren berührt. Aber wir glauben, dass es dem Schreiber dieses Werkes vorbehalten war, dem Schüler des Westens in präziser Form und einfacher Sprache die grundlegenden Prinzipien von der „Wissenschaft des Atmens“ des Yogi in Verbindung mit vielen der beliebtesten Atmungsübungen und -methoden zu geben. Wir haben sowohl die Ideen des Westens als auch die des Ostens gegeben und zeigen, wie sie sich ineinander ergänzen. Wir haben die gebräuchlichen Termini angewendet und Sanskrit-Termini fast ganz vermieden, um den Durchschnittsleser des Westens nicht zu verwirren.

Der erste Teil des Buches ist der physischen Entwicklungsphase der Wissenschaft des Atmens gewidmet; dann werden die psychischen und mentalen Seiten in Betracht gezogen und schließlich die spirituelle Seite berührt.

Man möge uns verzeihen, dass wir so glücklich sind mit dem Erfolg, soviel Yogi-Weisheit in so wenigen Seiten zu kondensieren, und das durch den Gebrauch von Worten und Wendungen, die jedermann verständlich sind! Wir fürchten nur, dass eben diese Einfachheit schuld ist, wenn einige sie als ihrer Aufmerksamkeit unwürdig übergehen und fortfahren, etwas „Tiefes“, Mysteriöses und Unverständliches zu suchen. Immerhin! Der westliche Verstand ist hervorragend praktisch, und wir wissen, dass es nur eine Frage kurzer Zeit ist, bis er die Ausführbarkeit dieses Werkes erkennt.

Wir grüßen unsere Schüler mit unserem tiefsten

Salaam — Salaam — Salaam

und bitten sie, sich zu ihren ersten Lektionen in die „Wissenschaft vom Atmen des Yogi“ bereit zu machen.


Die Wissenschaft des Atmens

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