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3. Kapitel: Die exoterische Theorie des Atmens.

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In diesem Kapitel wollen wir in kurzem die Theorien der wissenschaftlichen Welt des Westens auseinandersetzen, was für Funktionen die Atmungsorgane haben, und die Rolle behandeln, die die Atmung in der Ökonomie des menschlichen Körpers spielt. In folgenden Kapiteln wollen wir Theorien und bewiesene Tatsachen hinzufügen, die orientalische Schulen ausgeforscht und überdacht haben. Der Orientale akzeptiert die Theorien und Tatsachen seiner westlichen Brüder, (die ihm seit Jahrhunderten bekannt sind) und fügt viel hinzu, was die letzteren jetzt nicht annehmen, dass sie aber zur rechten Zeit „entdecken“ und mit neuen Namen versehen, der Welt als große Wahrheit vermitteln werden.

Bevor wir die westliche Idee aufgreifen, ist es vielleicht besser, eine flüchtige allgemeine Übersicht über die Respirationsorgane zu geben.

Die Atmungsorgane bestehen aus der Lunge und aus den zu dieser führenden Luftwegen. Die Lunge besteht aus zwei Lungenflügeln und nimmt den Brustkorb ein, und zwar je einer an jeder Seite der Körpermitte; sie werden durch das Herz, die größeren Blutgefäße und die größeren Luftwege getrennt. Jeder Lungenflügel ist nach allen Richtungen frei, nur nicht an der Basis, die hauptsächlich aus den Bronchien, Arterien und Adern besteht, die die Verbindung der Lunge mit den Tracheen und dem Herzen herstellen. Die Lunge ist ein schwammiges und poröses Organ, und ihr Gewebe ist sehr elastisch. Sie ist von einem zart konstruierten, aber starken Sack umgeben, der uns unter dem Namen Rippenfell bekannt ist. Die eine Wand desselben hängt dicht mit der Lunge zusammen, die andere mit der inneren Wand der Brust, und es sondert eine Flüssigkeit ab, die das gegenseitige Gleiten der Wände bei der Atmung erleichtert.

Die Luftwege bestehen aus dem Inneren der Nase, aus Rachen, Kehlkopf, Luftröhre und Bronchien. Wenn wir atmen, ziehen wir die Luft durch die Nase ein. Dort wird sie durch den Kontakt mit den Schleimhäuten, die reichlich mit Blut versehen sind, erwärmt, und kommt, nachdem sie Rachen und Kehlkopf passiert hat, in die Luftröhre, die sich in zahlreiche Röhren, Bronchien genannt, verzweigt. Diese ihrerseits spalten sich und endigen in winzige Unterabteilungen, in allen kleinen Räumen der Lunge, deren sie Millionen enthält. Ein Schriftsteller hat konstatiert, dass die Luftzellen der Lunge, über eine ununterbrochene Oberfläche ausgebreitet, einen Flächenraum von vierzehntausend Quadratfuß einnehmen würden.

Die Luft wird in die Lunge durch die Tätigkeit des Zwerchfells gezogen, das ein großer, starker, flacher, segelgleicher Muskel ist und sich quer über die Brust erstreckt, indem er den Brustkasten von der Bauchhöhle trennt. Die Tätigkeit des Zwerchfells ist fast so automatisch wie die des Herzens, obwohl es durch eine Willensanstrengung in einen halbwillkürlichen Muskel verwandelt werden kann. Wenn es sich ausdehnt, vergrößert es Lunge und Brust und die Luft stürzt in das so geschaffene Vakuum. Wenn es sich zusammenzieht, ziehen sich Brust und Lunge auch zusammen und die Luft wird aus der Lunge ausgestoßen.

Bevor wir nun betrachten, was mit der Luft in der Lunge geschieht, wollen wir uns ein wenig mit der Tatsache der Blutzirkulation befassen. Wie man weiß, wird das Blut durch das Herz und durch die Adern in die Kapillargefäße getrieben und erreicht so jeden Teil des Körpers um ihn zu beleben, zu ernähren und zu stärken. Dann kehrt es über die Kapillargefäße auf einem anderen Weg, den Venen, zum Herzen zurück, von wo es zu den Lungen gezogen wird.

Das Blut beginnt seine Arterienreise hellrot und reich beladen mit lebenspendenden Eigenschaften. Es kehrt durch die Venen arm, blau und schwer zurück, und ist bis zum Übermaß mit den Abfällen des Systems beladen. Es zieht aus wie ein frischer Bergstrom. Es kehrt wie ein Strom von Spülwasser zurück. Dieser besudelte Strom geht zur rechten Vorkammer des Herzens. Wenn diese Vorkammer angefüllt ist, zieht sie sich zusammen und zwingt den Blutstrom, durch eine Öffnung in die rechte Herzkammer zu dringen, die ihn ihrerseits zu den Lungenflügeln schickt. Dort wird er durch Millionen von haarfeinen Blutgefäßen in die Luftwege der Lunge verteilt, von denen wir gesprochen haben. An diesem Punkte wollen wir die Geschichte der Lunge wiederaufnehmen.

Der verdorbene Blutstrom wird nun über die Millionen winziger Luftzellen in der Lunge verteilt. Ein Atemzug wird eingezogen, er dringt durch die dünnen Wände der haarfeinen Lungenblutgefäße in das unreine Blut ein. Diese Wände sind dick genug, um das Blut zu halten, aber dünn genug, um dem Sauerstoff Durchgang zu gestatten. Wenn der Sauerstoff in Verbindung mit dem Blut kommt, findet eine Art von Verbrennung statt. Das Blut nimmt den Sauerstoff auf und setzt Kohlensäuregas ab, das aus den von allen Teilen des Organismus aufgenommenen Abfallprodukten und Giftstoffen entstanden ist. Das so gereinigte und mit Sauerstoff versorgte Blut wird zum Herzen zurückgeführt und ist wieder hell und reich mit lebenspendenden Eigenschaften beladen. Nachdem es die linke Vorkammer erreicht hat, wird es in die linke Herzkammer gepresst, von wo es durch die Arterien wieder auf seine Lebensmission durch den ganzen Körper gezwungen wird. Man schätzt, dass in einem einzigen Tag von 24 Stunden 35000,— Pinten Blut die Kapillarien der Lunge passieren, wobei die Blutkörperchen im Gänsemarsch durchziehen und an beiden Seiten ihrer Oberfläche dem Sauerstoff der Luft ausgesetzt werden. Wer die einzelnen Details des erwähnten Vorgangs betrachtet, muss sich in Bewunderung über die unendliche Sorgfalt und Intelligenz der Natur verlieren.

Es ist klar, dass der schlechte Strom von Venenblut nicht gereinigt werden kann und infolgedessen der Körper nicht nur seiner Nahrung beraubt wird, sondern dass auch die Abfallprodukte, die hätten zerstört werden sollen, in die Zirkulation zurückgeführt werden und das System vergiften, was den Tod zur Folge hat, wenn nicht frische Luft in hinreichender Quantität die Lunge erreicht. Unreine Luft wirkt in derselben Weise vergiftend, nur in vermindertem Grade. Es ist auch klar, dass die Arbeit des Blutes nicht richtig vor sich gehen kann, wenn man nicht eine genügende Menge frischer Luft einatmet, und das Resultat ist, dass der Körper ungenügend ernährt wird und erkrankt, dass zum mindesten ein schlechter Gesundheitszustand die Folge ist. Das Blut von jemandem, der schlecht atmet, ist infolgedessen blaugefärbt und dunkel, es entbehrt der reichen Röte des reinen Arterienblutes. Dies führt oft zu einer schlechten Gesichtsfarbe. Richtiges Atmen und in der Folge eine gute Zirkulation zeigt sich in einer hellen leuchtenden Gesichtsfarbe.

Etwas Überlegung wird die vitale Wichtigkeit des richtigen Atmens zeigen. Wenn das Blut durch den Wiedererneuerungsprozess der Lunge nicht vollständig gereinigt wird, kehrt es zu den Arterien in einem abnormalen Zustand zurück, ist ungenügend geläutert und unvollständig von den Unreinheiten befreit, die es auf seiner Rückreise aufgenommen hat. Diese Unreinheiten äußern sich bestimmt in der Form von Unpässlichkeiten, wenn sie in das System zurückgeführt werden; entweder in der Form einer Bluterkrankung oder irgendeiner Krankheit, die aus den beeinträchtigten Funktionen eines ungenügend ernährten Organes oder Gewebes hervorgeht.

Wenn das Blut der Luft in der Lunge angemessen ausgesetzt wird, wird es nicht nur von allen Unreinheiten befreit und sondert das schädliche Kohlensäuregas ab, sondern es absorbiert auch eine gewisse Menge Sauerstoff und trägt sie zu allen Teilen des Körpers, wo sie gebraucht wird, damit die Natur ihre Prozesse ordentlich verrichten kann. Wenn der Sauerstoff mit dem Blut in Berührung kommt, verbindet er sich mit dem Hämoglobin des Blutes und wird jeder Zelle, jedem Gewebe, jedem Muskel und jedem Organ zugeführt, um sie zu kräftigen und zu stärken, und die abgenutzten Zellen und Gewebe durch neues Material zu ersetzen, das die Natur zu ihrem Gebrauch bestimmt hat. Arterienblut, der Luft richtig ausgesetzt, enthält etwa 25% freien Sauerstoff.

Es wird nicht nur jeder Teil des Körpers durch den Sauerstoff belebt, auch der Verdauungsprozess hängt wesentlich von einem gewissen Quantum der Oxydation der Nahrungsmittel ab, und dies kann nur dadurch geschehen, dass der Sauerstoff des Blutes mit den Nahrungsmitteln in Berührung kommt und eine Art von Verbrennung erzeugt. Daher muss eine gehörige Menge Sauerstoff durch die Lunge aufgenommen werden. Daraus wird die Tatsache erhellt, dass schwache Lungen und schlechte Verdauung so oft Hand in Hand gehen. Um die volle Bedeutung dieser Tatsache zu erfassen, muss man sich nur ins Gedächtnis rufen, dass der ganze Körper von der assimilierten Nahrung lebt und dass unvollkommene Assimilation immer mit einem schlecht ernährten Körper gleichbedeutend ist. Die Lunge selbst hängt von derselben Ernährungsquelle ab, und wenn durch unvollkommenes Atmen die Assimilation auch unvollkommen wird, erleidet die Lunge ihrerseits eine Schwächung und wird noch weniger geeignet, ihre Arbeit ordentlich zu verrichten. So wird der Körper noch weiter geschwächt. Jedes Partikelchen der Speisen und Getränke muss oxydiert werden, bevor es uns die nötige Nahrung abtreten kann, und bevor die Abfallprodukte des Systems in den richtigen Zustand kommen, um aus dem System ausgeschieden zu werden. Mangel an genügendem Sauerstoffe bedeutet ungenügende Ernährung, ungenügende Ausscheidung und ungenügende Gesundheit. Wahrhaftig: „Atem ist Leben“!

Die Verbrennung, die durch den Wechsel in den Abfallprodukten entsteht, erzeugt Wärme und gleicht die Temperatur des Körpers aus. Gute Atmer können sich nicht „verkühlen“, und haben gewöhnlich viel gutes warmes Blut, das sie gegen Temperaturveränderungen stählt.

Zu dem obenerwähnten wichtigen Prozess kommt noch hinzu, dass die Tätigkeit des Atmens den inneren Organen und Muskeln Übung gibt; diese Seite wird von denen, die im Westen über diesen Gegenstand schreiben, gewöhnlich übersehen, aber vom Yogi voll gewürdigt.

Bei unvollkommenem oder seichtem Atmen kommt nur ein Teil der Lunge in Tätigkeit, ein großer Teil der Lungenkapazität geht verloren und das System leidet gleicherweise unter diesem Mangel an Oxydation.

Die niederen Tiere in ihrem Naturzustand atmen natürlich, unzweifelhaft tat dies auch der Ur-Mensch.

Die abnorme Lebensweise, die durch den Zivilisationsmenschen angenommen wurde, — der Schatten, der auf die Zivilisation fällt — hat uns der natürlichen Gewohnheit des Atmens beraubt, und die Völker haben darunter außerordentlich gelitten.

Die einzige physische Rettung des Menschen ist: zur Natur zurück.


Die Wissenschaft des Atmens

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