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Tot von Sheikh Zayed bin Sultan bin Zayed bin Kahlifa Al Nahyan und seine Vision

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„Yannick, beeile Dich bitte, wir muessen in die Schule fahren,“ rief ich ihm zu und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Wie suess er in seiner Schuluniform aussah. Kurze Hose, dunkel blaue Krawatte, schwarze elegante Schuhe und ein weisses Hemd, dass bei Yannick jedoch zum Schrecken unserer Haushaelterin nie lange weiss blieb und man jeden Tag erkennen konnte was es in der Schulkantine leckeres zu Essen gab.

„Cool, es gibt wieder eine Wuestensafari, juhu! Ich komme schon Mama!“

Froehlich und ausgelassen sprang er die letzten Treppenstufe unserer grossen freistehenden Marmortreppe hinunter. Mir blieb jedes mal fast das Herz stehen, da er immer waghalsigere Spruenge riskierte. Er war eben ein typischer kleiner Junge, von Neugierde getrieben und vom eigenen Stolz angespornt.

Da wir in einem halb erschlossenem Neubaugebiet lebten, gab es nur provisorische Strassen, dessen Verlauf sich stuendlich aenderten, gar nicht mehr existierten oder vom Sandsturm verweht waren.

Wie jeden Morgen schmiss ich also den Allrad unseres Gelaendewagens an und die Wuestensafari zur Schule konnte beginnen. Mitten durch die Wueste ging es vorbei an Kamele und arabische Oryxe, welche 1960 fast vom Aussterben bedroht waren. Da ihre Hoheit Sheikh Zayed bin Sultan al Nayhan jedoch noch einige gute Zuchttiere hatte und sich sehr fuer dessen Erhalt einsetzte, konnte man wieder auf vereinzelte Herden in den Vereinigten arabischen Staaten stossen

Die Arabische Oryx ist eine Antilope die oft auch Weisse Oryx genannt wird. Ihr Fell ist groesstenteils sehr hell, beinahe weiss. Durch das reflektieren der Fellfarbe wird das Tier vor der Hitze geschuetzt. Die Arabische Oryxe haben eine dunkelbraune-weisse Gesichtsmaske und sehr lange, nicht oder leicht gekruemmte Hoerner. Die Maennchen sind Einzelgaenger. Die Weibchen und ihre Jungtiere leben in Herden welche durchschnittlich aus fuenf Tieren bestehen. Es war immer wieder schoen ihrem grazielen und stolzen Gang durch die Duenen zu beobachten.

Wie so oft hing auch heute mal wieder eine dicke Staubglocke ueber ganz Dubai und verhinderte die Sicht.

Jedoch hatte ich den Eindruck, als waere an diesem Morgen alles anders. Die sonst so schoene, friedliche Morgenstille bereitete mir Unbehagen..

Ich konnte es nicht beschreiben aber mein Instinkt sagte mir, dass hier etwas nicht stimmte. Alles war wie ausgestorben. Man sah und hoerte nichts. Und genau diese Stille war es, die mich aufhorchen liess. Es war genauso wie damals, als wir in New York lebten und Terroristen, ihre Flugzeuge in die Twin -Tower lenkten. Seit dieser Zeit waren meine Antennen sehr sensibilisiert fuer aussergewoehnliche Situationen. Irgendwie lag so etwas wie Schwermut in der Luft.

Aus dem Radio ertoente arabisches Gemurmel und melancholische Musik. Verwirrt schaute ich meinen Sohn an.

„Schatz, ich verstehe zwar kein arabisch aber irgendwie erinnert mich diese Art der religioesen Musik an Trauermusik.“

Wie recht ich doch haben sollte.

Nach einer Weile erreichten wir die Schule. Der grosse Sandparkplatz vor der Schule war bis auf eine handvoll Autos gaehnend leer. Das gefiel mir nicht. Hier stimmte etwas nicht, das war mir sofort klar.

Die wenigen Leute die ich sah, waren der Pfoertner und das Sicherheitspersonal, die mit schweren Maschinengewehren die Schule wie jeden Tag bewachten. Wo waren die Schueler, die Lehrer, die Eltern? Normalerweise wimmelte es um diese Zeit nur so von Menschen. Vereinzelt kamen zoegerlich noch ein paar Privatautos angefahren. Auch diese Eltern schauten sich verwundert um.

Langsam stapfte ich durch den schon heissen Wuestensand um mit dem Pfoertner der Schule zu sprechen.

„ Salam aleikum,“ sagte ich zu unserem Schulpfoertner, der in seinem Pfoertnerhaus sass und mich auch sofort erkannte.

„Wa aleikum as-Salam, Madam,“ antwortete dieser.

„ Ist heute keine Schule? Was ist denn geschehen?“

„Nein, Madame, heute ist die Schule geschlossen. Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan ist diese Nacht verstorben. Der arabische Golfstaat trauert um seinen Herrscher“

Ich legte meine rechte Hand ueber mein Herz und sagte ergriffen:

„ Ana Asifa, tut mir leid.“

Tief getroffen von der Nachricht, die ich soeben erhalten hatte ging ich zu meinem Auto zurueck. Jetzt verstand ich. Die Menschen waren in tiefer Trauer und die Musik die aus dem Radio ertoente, war tatsaechlich Trauermusik.

Trauermusik fuer einen wirklich angesehenen und von seinem Volk geliebten Sheikh. Es war der 02. November 2004. Der Todestag von Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan. Er verstarb im Alter von 86 Jahren.

Es wurde eine vierzig taegige Trauerzeit verkuendet und Schulen und Bueros wurden geschlossen.

Am Tag seiner Beerdigung in Abu Dhabi versammelten sich Maenner und Frauen um ihrem Herrscher, ihrem Baba, Vater wie sie ihn nannten, die letzte Ehre zu erweisen. Die Frauen schluchzten laut vor sich hin und warfen sich auf den Boden waherend die Maenner in feierlicher Stille die 150 Autos der Trauergemeinschaft an sich vorueberfahren liessen.

Die Atmosphaere auf den Strassen war feierlich, klagend und traurig zu gleich.

Die Zeitungen schrieben:

Leb wohl unser Vater, unser Herrscher und unser Weiser der arabischen Welt.

Das Reich hatte mit ihm einen Herrscher verloren der als edelmuetig und weise galt und ueber

grosse Fuehrungsqualitaeten verfuegte.

Im Jahre 1971 gewannen die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Unabhaengigkeit von Grossbritanien zurueck und setzte sich dann aus sechs Golf Scheichtuemern , Abu Dhabi, Ajman, Dubai, Fujairah, Sharja und Umm al-Quaiwain zusammen. Ein Jahr spaeter gesellte sich das siebente Emirat, Ras al-Khaimah hinzu.

Sheikh Zayed bin Sultan bin Zayed bin Khalifa Al Nahyan, war der Gruender der Vereinigten Arabischen Emirate.

In all den Jahren in denen ich in Dubai lebte, kam mir immer wieder eine sehr schoene Geschichte ueber die Entstehung Dubais zu Ohren, die ich hier an dieser Stelle gern wiedergeben moechte.

Vor etwas mehr als 40 Jahren, als die Menschen der Vereinigten Arabischen Emirate noch Beduine waren, begab sich Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan mit seinem Vertrauten an den Strand von Dubai und hatte eine Vision.

Er liess seinen Blick ueber den Persischen Golf und ueber die Wueste schweifen. Die Sonne versank langsam im Meer und faerbte den alten Creek von Dubai, das Meer und die Wueste in ein warmes Orange. Hinter ihm befanden sich die Beduinenzelte, vor ihm eroeffnete sich eine Vision. Seine Vision.

Das „Neue und Moderne Dubai“.

Er drehte sich zu seinem Vertrauten um und fragte ihn:

“ Siehst Du was ich sehe“?

Sein Berater schaute ihn fragend an und meinte :

“ Ich weiss nicht was sie sehen, Euere Hoheit, aber ich sehe die Beduinenstadt, den Creek, den Strand und den Persischen Golf. Was sehen Sie mein Herr und Gebieter?“

Darauf erwiederte Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan:

“ Ich sehe Dubai, ich sehe Wolkenkratzer, eine moderne Verkehrsanbindung, die Sheikh al Zayed Strasse, ich sehe grosse exklusive Einkaufszentren. Ich sehe gigantische Hotelanlagen. Ich sehe ein modernes Wirtschaftszentrum. Einen eleganten Flughafen. Ich sehe Dubai als einen modernen Dreh- und Handelspunkt.“

„Jetzt da Sie es sagen ihre Majestaet, sehe ich es auch“, antwortete sein Vertrauter.

So entstand Dubai. Aus einer Vision erbaut, aus der Wueste geboren. Gigantisch, aussergewoehlich, pulsierend und modern.

Wo sonst auf dieser Welt, wenn nicht in den Vereinigten Arabischen Emiraten, koennen Maerchen und Visionen noch zur Wirklichkeit erwachen?

Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan war der Herrscher, der die Wueste ergruenen liess. Er investierte in Oeleinkommen und in Projekte, die die Umgebung der rauhen Wueste verbesserte. Er hatte mit diesem enormen Einkommen Schulen, Universitaeten und Krankenhaeuser gebaut und ermoeglichte es den Buergern der Vereinigten Arabischen Emirate diese kostenlos zu besuchen. Er hatte hunderte von Waisenkinder adoptiert, einige Krankenhaeuser in Europa, Asien und Afrika gebaut. Um nur einige seiner Wohltaetigkeiten zu nennen.

Er machte aus seinem Beduinenstaat ein Weltwirtschaftszentrum.

Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan war auch ein Herrscher der Armen. Er vergass niemals sein Volk und woher es kam. Half den Armen und hatte immer ein offenes Ohr fuer seine Untertanen und deren Probleme. Das Volk, „sein Volk“ liebte und verehrte ihn sehr. Um so tragischer war dann sein Tod.

Leb wohl Vater; Baba, Herrscher und Weiser der arabischen Welt.

Wueste und Zitronengras

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