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Vorwort des Herausgebers

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Einführung

Osteopathie ist für viele Anhänger weit mehr als nur eine Methode oder ein Verfahren. Sie repräsentiert als Philosophie, Wissenschaft und Kunst1 geradezu das Ideal moderner ganzheitlicher Medizin. Einerseits gründend in die stärksten Fundamente der klassischen Medizin, Anatomie und Physiologie bezieht sie auf der anderen Seite ganz bewusst auch »weiche« Aspekte wie Emotionen, Kultur, Persönlichkeit und individuelle Potenziale aktiv und offen in die klinische Praxis mit ein. Damit hat sie die Möglichkeit, etwas zu wagen, das der klassischen Medizin aufgrund ihrer historisch gewachsenen Dogmen und starren inneren Hierarchien nicht mehr möglich ist: Eine Versöhnung linearer, vor allem rein körperlich orientierter wissenschaftlicher Erkenntnisse mit nicht-linearen Phänomenen wie etwa Placebo-Effekten, quantenphysikalischen Phänomenen in Bezug auf Behandler-Patienten-Interaktion, Bedeutung der Bewussheit für das Behandlungsergebnis etc.

Viele dieser Aspekte sind letztlich aber nur Ausprägungen des ursprünglichen Ansatzes in der Osteopathie, wie sie ihr Entdecker, der amerikanische Landarzt Andrew Taylor Still (1828 – 1917) Ende des 19. Jahrhunderts der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Insofern lohnt eine Reise in jene spannende Zeit nicht nur, weil sie unterhaltsam ist. Viele kleine Details in der frühen Entstehungsgeschichte der Osteopathie bildeten den Keim für spätere Fundamente der modernen Osteopathie. Und je tiefer man in ihre noch relativ junge Geschichte blickt, umso klarer werden einem die Gründe für den Status der heutigen Osteopathie.

Über dieses Buch

Zachary Comeuax gilt als ausgewiesener Kenner von A. T. Still und der Gründerzeit der Osteopathie. In Feuer in der Prärie unternimmt er den ebenso gewagten wie gelungenen Versuch die historischen Ereignisse rund um die Entstehung der Osteopathie auch für den Laien unterhaltsam zu vermitteln. Dabei stehen vor allem A. T. Still und später in etwas geringerem Umfang auch der wohl bedeutendste europäische Osteopath, J. M. Littlejohn (1866 – 1947) im Mittelpunkt.

Umfassend und lebensnah geschildert werden Ihnen hier die wichtigsten Einflüsse auf die Entstehung der Osteopathie dargestellt: Der Amerikanische Transzendentalismus von Ralph W. Emerson, die Evolutionstheorie von Darwin und Spencer, der Swedenborgianismus mit seinen Séancen, der Methodismus, der amerikanische Bürgerkrieg, die überhebliche »heroische« Medizin und – allem voran und immer wieder – der überwältigende Einfluss einer gewaltigen Natur. Große Namen werden Ihnen begegnen: W. Smith, J. M. Littlejohn, C. E. Hazzard, A. Hildreth, C. C. McConnell, N. Bolles, aber auch W. Cody (Buffalo Bill) und viele andere.

Historische Fakten

Die meisten der Ereignisse sind durch osteopathiehistorische Primärliteratur belegt. Allerdings haben sich seit Verfassen des Buches einige neue historische Fakten ergeben, die in diesem Werk nicht mehr berücksichtigt, oder explizit herausgearbeitet werden konnten:

– Stills Verhältnis zu seiner ersten Frau, Mary Vaughn, das Comeaux als Seelenverwandtschaft beschreibt, dürfte eher gegenteilig zu werten sein: Mary war in der Zeit der Ehe ziemlich vereinsamt, da ihr Mann einerseits zahlreiche Aktivitäten verfolgte und deshalb kaum zu Hause war und er sich andererseits intellektuell offenbar nicht sehr gut mit seiner Frau austauschen konnte.

– Obwohl Still stark durch den Methodismus geprägt wurde und stets nach den urchristlichen Werten handelte, war er kein Anhänger irgendeiner Religion, sondern Pantheist, d. h., für ihn war alles Existierende Ausdruck eines wohlwollenden und vollkommenen Schöpfers und damit an sich vollkommen – auch der menschliche Körper, die »menschliche Maschine«, wie Still ihn gerne beschrieb. Still nahm diese »Maschine« daher nie isoliert von ihrem Schöpfer wahr.

– Stills »ganzheitlicher« Ansatz basiert nicht auf dem Körper-Geist-Seele-Prinzip, sondern folgt Emanuel Swedenborgs Weltbild, wonach der Mensch eine Vereinigung eines geistigen mit einem irdischen Wesen darstellt, wobei das Höhere in das Niedere einfließt. In diesem Moment der Vereinigung entsteht das Leben, welches zugleich die Selbstorganisation in sich trägt, das heißt, die Selbstheilungskraft ist das Leben selbst. Insofern beschreibt Stills Darstellung von Verstand (Geist), Materie (Körper) und Bewegung (Leben) den ganzheitlichen Aspekt innerhalb der Osteopathie tatsächlich treffender als die Analogie Körper-Geist-Seele.

Trotz dieser historisch mehr oder weniger unbedeutenden Ungenauigkeiten, die naturgemäß zu belletristischen Werken im Bereich Geschichte und hier insbesondere in Bezug auf Charakter und Beziehungen der einzelnen Akteure gehören, darf man Feuer in der Prärie dennoch als äußerst gelungenen Versuch betrachten, allen an Osteopathie Interessierten die für die moderne Osteopathie so bedeutende Gründerzeit der Osteopathie auf unterhaltsame Weise zu enthüllen.

Falls die Lektüre des vorliegenden Werks Ihr Interesse an der Geschichte der Osteopathie geweckt haben sollte: Am Ende des Buchs finden Sie eine kleine Auswahl an weiterführender Literatur.

Schluss

Für jene, die in der Osteopathie mehr als nur eine Methode oder ein Verfahren sehen, aber auch für alle, die sich für bedeutende medizinhistorische Ereignisse interessieren, bietet das vorliegende Buch eine hervorragende und abwechslungsreiche Möglichkeit, die Gründerzeit der Osteopathie fast »hautnah« mitzuerleben. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Schmökern in Feuer in der Prärie.

Christian Hartmann

Pähl, November 2009

Feuer in der Prärie!

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