Читать книгу Die neun - Zbigniew Georg - Страница 7
ОглавлениеFast einen halben Kilometer führt sie der Weg in den dunklen Berg hinein. Dann endet er auf einem Platz.
Qori atmet tief durch und steigt aus. Sein Blick sucht vergeblich die Weite des Himmels. Die Fahrstuhltür ist offen. Pria erwartet ihn bereits.
"Du kommst spät!" Vorwurfsvoll wechselt ihr Blick zwischen Qori und ihrer edelsteinbesetzten Armbanduhr. Ein Geschenk von ihrem Mentor, dem Professor.
Sie besitzt Durchsetzungsvermögen und eine natürliche Schönheit. Sie ist eine hervorstechende Physikerin und Ärztin, obwohl kaum Mitte Zwanzig. Aufgenommen als Kind von der Organisation. Unbekannt ihre Herkunft. Unberechenbar ihr Temperament. Geschult in allen Bereichen. Das siebente Segment im Fächer.
Qoris Lachen hallt durch die künstliche Höhle, setzt sich unendlich als Echo fort. Pria zuckt unwillkürlich zusammen.
"Ach, Pria! Wann wirst du endlich begreifen, dass Zeit keinen Sinn macht?"
Ärgerlich wirft sie ihre langen blonden Haare in den Nacken und funkelt ihn mit ihren dunklen Mandelaugen böse an. "Zeit ist alles, was wir haben!"
"Du begrenzt dich selbst." Sein Arm legt sich um ihre Taille. Sanft zieht er sie an sich, bis ihr Sträuben in einem leisen Seufzer vergeht. "So ist es besser. Entspanne dich! Du denkst zu viel. Alles findet sich."
Pria schiebt ihn energisch von sich. "Und du verkennst mal wieder den Ernst der Lage!
Wenn wir den Zeitrahmen nicht einhalten, verlieren wir mehr als ein halbes Jahr! Und Zeit ist das Wenigste, was wir jetzt noch zum Verschwenden haben!"
"Und ich dachte, jetzt endlich wären wir im Besitz aller Zeit der Welt." Sein amüsiertes Zwinkern reizt sie nur noch mehr.
"Qori, ich ... du ... - ach, lassen wir das!" Mit der flachen Hand schlägt sie auf die Taste des Aufzuges. Er bringt sie auf eine der tiefer gelegenen Ebenen.
Kaum öffnet sich die Tür, schiebt sich Pria an Qori vorbei. Zwei Wachen stellen sich ihm in den Weg. Pria will eingreifen, doch Qori winkt nur mit einer knappen Geste ab.
Pria blickt stöhnend auf ihre Uhr. "Wir haben keine Zeit für deine kleinen Psychospielchen!"
Qoris Blick versinkt inzwischen in den Augen der linken Wache. "Du kennst mich." Der Mann schüttelt den Kopf, öffnet den Mund, doch kommen keine Worte über seine
Lippen. Die Wache zu Qoris Rechten will eingreifen, doch dieser hält ihm nur abwesend die flache Hand entgegen. Der Mann stockt mitten in der Bewegung, so als hätte er vergessen, was er tun wollte.
"Du kennst mich", wiederholt Qori leise seine Worte. Der Mann nickt wie in Trance.