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Bei Tempo 300 bekam ich feuchte Hände Alles außer Fußball: Als Kind träumte er von einem roten Ferrari. Thomas Hitzlsperger erzählt, warum er nun ein anderes Auto fährt und wieso er den Verkehr in Rom liebt.
VON CHRISTIAN SPILLER

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ZEIT ONLINE: Herr Hitzlsperger, das Auto, so heißt es, ist des Deutschen liebstes Kind. Ihres auch?

Thomas Hitzlsperger: Ich fahre gerne Auto, ich mag Autos und interessiere mich dafür. Aber ich stehe Sonntagvormittag nicht vor dem Haus und wasche meinen Wagen. Ich habe mein Auto so selten geputzt, das kann man an einer Hand abzählen. Da muss schon die Waschanlage her. Außerdem ist Sonntagvormittag meistens Training.

ZEIT ONLINE: Können Sie sich noch an Ihr erstes Auto erinnern?

Hitzlsperger: Klar, das war ein weißer Polo. Ich habe damals eine Lehre gemacht und gleich einen Firmenwagen bekommen. Das war natürlich super, obwohl es ein relativ kleines Auto war. Es war ein Gebrauchtwagen, musste nie zur Reparatur und ist auch im Winter immer angesprungen.

ZEIT ONLINE: Was fahren Sie zur Zeit?

Hitzlsperger: Wir Wolfsburger Spieler fahren selbstverständlich VW, deswegen habe ich hier nach ein paar Tagen einen Touareg bekommen.

ZEIT ONLINE: Sie hatten mal einen Mini.

Hitzlsperger: Den habe ich immer noch.

ZEIT ONLINE: Ein Minifahrer sieht Autos wohl nicht nur rational, also was Fahrtüchtigkeit oder das Preis-Leistungsverhältnis angeht. Da spielt doch auch die emotionale Komponente eine Rolle, oder?

Hitzlsperger: Definitiv. Man kann jedem Auto und damit auch seinem Besitzer bestimmte Eigenschaften zuschreiben, nach dem Motto: "Zeig mir dein Auto, und ich sag dir wer du bist!". So werden Autos ja auch verkauft, durch Emotionen.

ZEIT ONLINE: Der Touareg-Fahrer, was ist das für einer?

Hitzlsperger: Das weiß ich nicht, ich habe mir den auch nicht ausgesucht, sondern erst mal zur Verfügung gestellt bekommen.

ZEIT ONLINE: Viele sagen: Alles Umweltsäue, diese SUV-Fahrer!

Hitzlsperger: Es gibt in der Angebotspalette bei VW sicherlich spritsparendere Modelle. Wie gesagt, das Auto wurde mir zur Verfügung gestellt und dafür bin ich sehr dankbar.

ZEIT ONLINE: Was war als Kind Ihr Traumauto?

Hitzlsperger: Als ich klein war, träumte ich von einem roten Ferrari. Die Marke hatte eine gewisse Anziehungskraft. Als ich irgendwann genügend Geld für einen Sportwagen hatte, haben mir andere Autos besser gefallen. Ein Ferrari vermittelt ja auch ein gewisses Image. Ich glaube nicht, dass das mir entspricht.

ZEIT ONLINE: Findet auf den Spielerparkplätzen der Bundesliga so eine Art Größenvergleich statt?

Hitzlsperger: Bei uns in Wolfsburg gibt es keine großen Unterschiede, wir fahren alle Volkswagen. Das ist auch ganz gut so. Es ist fast wie eine Schuluniform, jeder ist gleich. In Stuttgart wurde es uns freigestellt, da sah man neben Mercedes noch andere Wägen auf dem Parkplatz. Aber nicht jeder Fußballspieler interessiert sich für Autos und braucht unbedingt einen teuren Sportwagen. Es gibt genügend Spieler, denen es egal ist, welches Auto sie fahren.

ZEIT ONLINE: Welcher Spieler fährt das dickste Auto?

Hitzlsperger: Ich will da keine Namen nennen, aber in England investieren die Spieler noch mehr in Autos. In Deutschland geht es noch ein bisschen bescheidener zu. Als ich angefangen habe, hieß es noch, dass man bis zu einem bestimmten Alter gefälligst einen Kleinwagen fahren sollte. Wenn man dann ein paar Jahre Leistung gebracht hat, durfte man das Auto wechseln.

ZEIT ONLINE: Sind Sie für Ihren Mini schon mal ausgelacht worden?

Hitzlsperger: Nein, warum? Ist doch ein gutes Auto und ich bin auch nicht der einzige minifahrende Fußballer.

ZEIT ONLINE: Wie viele Punkte haben Sie in Flensburg?

Hitzlsperger: Keine Ahnung. Vor einigen Jahren hatte ich in kurzer Zeit mehrere Punkte gesammelt. Aber ich denke, die sind alle wieder weg.

ZEIT ONLINE: Sie wurden neulich in England geblitzt. 50 Kilometer pro Stunde zu schnell, Herr Hitzlsperger!

Hitzlsperger: Oh ja, das war im April. Ich musste zur Gerichtsverhandlung, habe eine Geldstrafe und sechs Punkte bekommen.

ZEIT ONLINE: Sind Sie ein Raser?

Hitzlsperger: Die Strafe in England hat dazu beigetragen, dass ich langsamer fahre.

ZEIT ONLINE: Ab welcher Geschwindigkeit bekommen Sie feuchte Hände?

Hitzlsperger: Wenn sich die Tachonadel dem Ende neigt. Das muss also schon sehr schnell sein und kommt selten vor.

ZEIT ONLINE: Wie schnell?

Hitzlsperger: Ich war mal auf einer Teststrecke und fuhr knapp über 300 km/h. Da bekam ich feuchte Hände.

ZEIT ONLINE: Mit einem Elektroauto geht es noch nicht so schnell. Würden Sie sich trotzdem eins zulegen, der Umwelt zuliebe?

Hitzlsperger: Ich gehe davon aus, dass ich früher oder später ein Elektroauto fahren werde.

ZEIT ONLINE: Man hat den Eindruck, dass die deutschen Autohersteller ein bisschen hinterher sind, was Elektroautos angeht. Was meinen Sie?

Hitzlsperger: Ich glaube nicht, dass sie es komplett verschlafen haben. Beim Hybrid-Antrieb war es ja ähnlich. Es scheint sich noch nicht so recht zu lohnen, scheint noch zu teuer zu sein. Vielleicht wird noch vermehrt in die Entwicklung investiert, bis man einen Akku hat, der leicht ist und lange hält, so dass es sich auch für lange Strecken lohnt. Aber ich glaube nicht, dass die deutsche Automobilwirtschaft am Elektroauto zu Grunde gehen wird.

ZEIT ONLINE: Wie viele Versuche haben Sie für den Führerschein gebraucht?

Hitzlsperger: Zwei. Beim ersten Mal habe ich eine Frage zu viel falsch beantwortet.

ZEIT ONLINE: Lassen Sie ihre Freunde Ihr Auto fahren?

Hitzlsperger: Ohne Bedenken. Ich bin auch ein guter Beifahrer. Ich gebe keine Tipps, ich bremse nicht mit, ich halte die Klappe, sage nichts zum Fahrstil. Ich möchte das ja auch nicht, wenn ich fahre. Wenn ich Angst habe, steige ich gar nicht erst ein.

ZEIT ONLINE: Sie haben in Rom gelebt, in London, in Wolfsburg. Wo haben Sie die meisten Strafzettel bekommen?

Hitzlsperger: In London und da sind sie auch noch am teuersten. Da kann man keine fünf Minuten mal kurz irgendwo stehen bleiben, wenn man kein Kleingeld zur Hand hat. Es gibt sofort einen Strafzettel.

ZEIT ONLINE: Ist der Verkehr in Rom wirklich so chaotisch?

Hitzlsperger: Autofahren in Rom war einmalig. Es geht zügig voran und die Leute gestikulieren wild. Es ist manchmal chaotisch, ohne klare Verkehrsführung oder Straßenmarkierungen. Die Römer ignorieren sogar teilweise Rote Ampeln; bremsen kurz, gucken rechts und links und fahren, was natürlich verrückt ist. Aber der Verkehr fließt. Wer steht, wird angehupt. Und ich habe nur einen Unfall gesehen.

ZEIT ONLINE: Wie war die Umstellung auf den Linksverkehr in England. Waren Sie oft als Geisterfahrer unterwegs?

Hitzlsperger: Eigentlich habe ich das Autofahren in England gelernt. Ich bin mit 18 Jahren nach England gegangen und bin vorher in Deutschland nur wenige Monate gefahren. Trotzdem: Wenn man sich nicht auskennt und wenig los ist, dann biegt man schon mal falsch ab. Dann blendet einer auf und man weiß, dass man hier nicht fahren darf. Das ist mir ein paar Mal passiert, aber es ist zum Glück nie was passiert.

ZEIT ONLINE: In Zeiten des Klimawandels: Ist das Auto ein Auslaufmodell?

Hitzlsperger: Ich glaube nicht, dass das Auto komplett ausstirbt. Aber das Straßenbild wird sich verändern. Die Spritfresser bekommen irgendwann keine Zulassung mehr.

ZEIT ONLINE: Wenn Sie ein Auto wären, welches wären Sie?

Hitzlsperger: Ein Sportwagen in deutsch-englischer Co-Produktion. Deutscher Motor mit englischer Karosserie. Aston Martin oder Bentley.

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