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2.2.2 Liturgische Quellensammlungen und Kommentare im Humanismus

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Humanismus und Gegenreformation bzw. Katholische Reform führten in der katholischen Kirche aus unterschiedlichen Motiven zur Herausgabe einer Vielzahl von Quelleneditionen und Kommentaren zur Liturgie. Ein neues Interesse an Geschichte, insbesondere an der Antike, ist zu beobachten. Daneben spielte das Bemühen eine Rolle, durch eine verbesserte Erklärung der Liturgie kontroverstheologisch an Überzeugungskraft zu gewinnen. Außerdem wollte man die Autorität der eigenen Liturgie durch Hinweis auf historische Zeugnisse unterstreichen. Die Möglichkeiten des Buchdrucks kamen auch der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Liturgiegeschichte zugute.

Vom Humanismus her entwickelte sich in der Folgezeit eine Tradition philologischer Arbeit, die ihren Teil zur Ausbildung der Liturgiewissenschaft beigetragen hat, bis in die Gegenwart reicht und als Grundlagenforschung unverzichtbar ist. Große Editionen entstanden, für die Namen wie Melchior Hittorp (1525–1584), Jakob Pamelius (1536–1587) oder Antonio Ludovico Muratori (1672–1750) stehen. Einzelne theologische Schriften und Kommentare, etwa diejenigen von Georg Cassander (1513/1516–1566), suchten zwischen den entstehenden Konfessionen zu vermitteln. Verschiedene Liturgien wurden erläutert, so die Messliturgie durch Giovanni Bona (1609–1674). Überblicksartige Werke wie das von Jean-Etienne Durant (1534–1589) über Kirchenbau, Vasa sacra, Messe und Stundenliturgie wurden publiziert. Hervorragendes leisteten Vertreter der französischen Benediktinerkongregation von Saint-Maur, die sich insbesondere der wissenschaftlichen Arbeit widmete, darunter Nicolas-Hugues Ménard (1585–1644), Jean Mabillon (1632–1707) und Edmond Martène (1654–1739). Ihre Editionen beispielsweise von Sakramentaren, römischen Ordines und Quellen der altgallischen Liturgie blieben lange Zeit die maßgeblichen Quellenausgaben. Ein umfangreiches OEuvre zur Liturgie, das Editionen, Abhandlungen und Programmschriften umfasst, stammt von Martin Gerbert (1720–1793), seit 1764 Fürstabt von St. Blasien. Auch die Liturgien anderer Kirchen traten ins Blickfeld. Um die Erforschung der ostkirchlichen Liturgien machten sich unter anderem Jakob Goar (1601–1653), Eusèbe Renaudot (1648–1720) und Joseph Aloysius Assemani (1710–1782) verdient. Cornelius Schulting (1540–1604) stellte in kontroverstheologischer Absicht lutherische und calvinistische Liturgie zusammen. Besonders zu erwähnen ist Papst Benedikt XIV. (1740–1758), vom dem eine Reihe bedeutender Werke stammt, die, zum Teil im weiteren Sinne, die Liturgie betreffen; seinen Arbeiten lagen Quellenstudien und ein Interesse an der Liturgiegeschichte zugrunde. Benedikt XIV. förderte die Liturgiewissenschaft aber auch institutionell durch Gründung von Scholae Sacrorum Rituum. Er gab unter anderem ein Handbuch für das Studium der Liturgie in Auftrag.

Grundlagen und Perspektiven der Liturgiewissenschaft

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