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6. Kneipen, Gaststätten und Fast Food

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Bei einem Spaziergang durch Pompeii fällt die große Zahl der Gaststätten, es sind über 150, deutlich auf. Größe und Ausstattung der Gaststuben variierten stark. Die typisch römische Gaststätte bestand aus einem Raum, war zur Straße hin offen und mit einem meist L-förmigen Tresen versehen, in den Dolia, große Gefäße für die Speisen, eingelassen waren. Derartige Gaststätten werden heute Thermopolium, „Warmverkauf“ (altgriech. thermos – warm und polein – verkaufen), genannt. Diese Bezeichnung war in der ausgehenden Republik und in der römischen Kaiserzeit nicht mehr in Gebrauch. Sie kommt lediglich einige wenige Male in den Komödien des Plautus, eines Dichters des 3./2. Jh.s v. Chr., vor.46 Weitaus gebräuchlicher waren die Bezeichnungen popina, caupona und taberna. Die Gäste aßen und tranken im Stehen am Tresen. In manchen Fällen gab es noch einen zweiten Raum mit Tischen und Sitzgelegenheiten für Gäste, die es etwas bequemer haben wollten. Einige Gaststätten hatten noch einen weiteren kleinen Raum, in dem die Kellnerin beziehungsweise die Wirtin ihrem Zweitberuf als Prostituierte nachging. Graffiti aus Pompeii informieren uns über die amourösen Abenteuer der Gäste: „Ich habe die Wirtin gevögelt“, brüstet sich ein erfolgreicher Liebhaber.47

Gaststätten und Kneipen wurden hauptsächlich vom einfachen Volk frequentiert. Sie galten, ebenso wie Bordelle, als „unanständige Orte“48, deren Besuch sich für gut situierte Angehörige der Oberschicht nicht gehörte. Natürlich hatten Wirtshäuser, vor allem für die Jugend, eine große Anziehungskraft. Hier konnte man ungehindert saufen, huren und einmal so richtig „die Sau rauslassen“, jugendliche Exzesse, für die man durchaus Verständnis aufbrachte: „Der Verteidiger mag einwenden: ‚Wir waren auch einmal jung und trieben es so.‘ Schon recht, aber du hast damit Schluß gemacht und der Verirrung nicht weiter gehuldigt. Treibst du Unehrbares, mach’s wenigstens kurz: manches Verwerfliche soll man mit der ersten Rasur ablegen, und nur den Knaben sei’s verziehen.“49

Natürlich genossen auch Angehörige der obersten Schichten der römischen Gesellschaft das Nachtleben der Großstadt, ungeachtet der Tatsache, dass derartige Ausschweifungen den Ruf schädigten, falls man dabei erwischt wurde. Selbst römische Kaiser konnten dem Lockruf der Kneipen nicht widerstehen und begaben sich inkognito auf Sauftouren. Nero war besonders berüchtigt für seine nächtlichen Streifzüge durch Rom: „Gerade war es dunkel geworden, da zog er sich schon eine Mütze oder Kappe über und ging in Kneipen, trieb sich in allen Vierteln herum und trieb seine Späße, doch dabei hatten regelmäßig andere das Nachsehen. So hat er es sich zur Gewohnheit gemacht, Leute, die von einem Essen kamen, zu verprügeln und sie, wenn sie sich zur Wehr setzten, zu verwunden und in die Kloaken zu werfen. […] Von einem Mann aus dem Senatorenstand, dessen Frau er unsittlich berührt hatte, wurde er fast zu Tode geprügelt. Darum wagte er sich nach diesem Vorfall zu solch später Stunde nicht mehr unter die Leute, ohne dass ihm Militärtribune in genügendem Abstand und inkognito folgten.“50

Ungeachtet des schlechten Rufes, der den Wirtshäusern in der römischen Literatur nachgesagt wird, spielten sie im Leben der kleinen Leute, wie zum Beispiel Arbeiter, Handwerker, Fuhrknechte und Matrosen, eine wichtige Rolle. Diese Menschen wohnten meist in kleinen Wohnungen, in denen es keine Möglichkeit zum Kochen gab, und die für ein gemütliches Beisammensein mit Freunden viel zu beengt waren. Sie verbrachten einen Teil ihrer Freizeit in der Stammkneipe, wo sie im Kreis von Freunden und Bekannten beim Wein Neuigkeiten austauschten, dem Würfelspiel frönten und sich eventuell ein Liebesabenteuer genehmigten. Und billiges Essen gab es in der Kneipe auch. Das Angebot an Speisen variierte natürlich stark. In einfachen „Weinbars“ wurden außer Getränken nur kleine Snacks zum Wein serviert. Daneben gab es Speiselokale, in denen auch warme Speisen kredenzt wurden. Die besten Quellen zum Speisenangebot sind Gesetze, die den Verkauf gewisser Speisen, vor allem von gekochtem Fleisch, verboten. Tiberius schränkte das Angebot drastisch ein und verbot sogar den Verkauf von Gebäck.51 Claudius ging noch einen Schritt weiter und „ließ Schankstuben schließen, wo die Leute zusammenzukommen und zu trinken pflegten, und befahl außerdem, dass weder gekochtes Fleisch noch heißes Wasser verkauft werden dürfe.“52 Die Tatsache, dass sein Nachfolger Nero ein Gesetz erließ, dass in den Gaststätten nur Gemüse und Hülsenfrüchte verkauft werden dürfen, „obwohl er selbst sein Leben lang ein Keipendasein führte“,53 zeigt, dass solche Gesetze im Normalfall ignoriert wurden. Die Beweggründe für die Erlassung derartiger Gesetze sind für uns schwer nachzuvollziehen. Waren Kneipen Orte, wo sich mit der politischen Lage unzufriedene Bürger trafen? Sollten diese Gesetze das unterbinden, indem sie den Aufenthalt in den Kneipen weniger attraktiv machten? Diese Fragen müssen leider unbeantwortet bleiben. Auf jeden Fall zeigen die Quellen, dass auf den Speisekarten der Wirtshäuser vor allem Eintöpfe aus Gemüse und Hülsenfrüchten, eventuell mit Fleisch, standen. Den Geschmack von Eintöpfen, die tagelang in großen Töpfen vor sich hinköchelten, stellt man sich allerdings besser nicht vor.


Hier wurden sämtliche menschlichen Gelüste befriedigt: Gaststätte in Herculaneum.

Außer Gaststuben gab es auch noch Straßenhändler, bei denen man sich sein „Fast Food“ holen konnte. Ein leider nur als Nachzeichnung erhaltenes Fresko aus Herculaneum zeigt einen derartigen Straßenhändler. Über einem Feuerbecken steht ein großer Topf, aus dem der Garkoch den Eintopf mit einem Schöpflöffel in die von den Kunden mitgebrachten kleineren Töpfe füllt. Der Dichter Martial empfand die fliegenden Händler, die „nassen Erbsenbrei“ verkauften, und die Köche, die „dampfende Würstchen aus stickigen Kneipen“ zum Verkauf anpriesen,54 als Belästigung und freute sich, als Domitian die fliegenden Händler von den Straßen der Hauptstadt vertrieb:

„Barbier, Kneipenwirt, Koch und Metzger hüten ihre eigene Schwelle. Jetzt ist es Rom, vor kurzem noch war es ein großer Laden.“55

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