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Leben wir in einer Demokratie?

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Die perfekte Diktatur wird den Anschein einer Demokratie machen, einem Gefängnis ohne Mauern, in dem die Gefangenen nicht einmal davon Träumen auszubrechen. Es ist ein System der Sklaverei, bei dem die Sklaven dank Konsum und Unterhaltung ihre Liebe zur Sklaverei entwickeln.”(Aldous Huxley)12

Dass Herrscher und deren angeschlossene Kreise viel mehr Wissen besitzen als das einfache Volk und dieses dazu einsetzen, dem Pöbel eine Art Selbstbestimmung durch Wahlen vorzugaukeln – auf diese Idee wäre ich im Traum nicht gekommen. Wenn es so wäre, stünde es in der Zeitung, flimmerte über den Bildschirm oder würde in der Schule gelehrt – oder?

Netzwerke der Macht

Es ist ein Leichtes für die herrschende Klasse dieser Welt, welche die Medien besitzen, nur jene Kandidaten für eine Wahl zu stellen, welche sie kontrollieren. Dabei gehen sie nicht nur so vor, dass sie einen be­liebten Politiker schmieren oder erpressen. Sie züchten sich diese Figuren für ihren Politzirkus heran, indem sie Menschen geeigneter Gesinnung bereits während des Studiums fördern. Kritische Geister bleiben außen vor. Diese bekommen weder Fördergelder noch werden sie mit Preisen geehrt, und schon gar nicht gelangen sie in hohe Positionen.

U.a. Universitäts-Professoren dienen dabei als Scouts, welche bei­spielsweise Studenten protegieren, die eine stark pro-imperiale Ein­stellung durchklingen lassen. Die Marionetten, welche unsere Regie­rungsämter begleiten, bringen ihre politischen, machtaffinen Auffas­sungen schon von Haus aus mit. Sie sind daher Überzeugungstäter und sich keiner moralischen Verwerflichkeit bewusst.

Nicht nur die Legislative wird auf diese Weise von systemtreuen Mario­netten durchsetzt, auch die entscheidenden Posten in Exekutive und Judikative werden über solche Selektionsverfahren gecastet und besetzt: Richter, Staatsanwälte, hohe Tiere bei der Polizei und im militärischen Bereich, die - falls nötig - eingreifen, Ermittlungen unterbinden, Verfahren in Gang setzen, Zeugen und Beweise verschwinden lassen, Staatsterroristen freisprechen und wiederum entsprechende Ämter mit Ihresgleichen bestallen.

Das gegenseitige Zuschustern von Posten unter Gesinnungs-Genossen beschränkt sich freilich nicht nur auf Staatsapparate. Ob in der Wirt­schaft, Energie- und Rohstoffindustrie, Forschung und Wissenschaft, in akademischen Bereichen, Medizin und Pharma, in der Kunst, im Spit­zensport, insbesondere bei den Medien und in allen anderen Branchen, wo es um Unsummen an Kohle geht, bilden sich über dieses Sichtungs- und Ausleseverfahren vergleichbare Strukturen heraus.

Auf Parteibuch, ideologische Weltanschauung, Wissenschaftsschule, Wirtschaftslehre, Logen- und Verbindungskameradschaft basierende Ämterpatronage führt zwangsläufig zu einem unsichtbaren Netzwerk der Macht, welches ungeachtet dessen, welcher Lakai gerade Präsident spielt oder wie die Meinungsumfragen ausfallen, seine Agenda durch­setzt.

Max Weber trug bereits 1919 vor:

Heute sind es Ämter aller Art in Parteien, Zeitungen, Genossenschaften, Krankenkassen, Gemeinden und Staaten, welche von den Parteiführern für treue Dienste vergeben werden. Alle Parteikämpfe sind nicht nur Kämpfe um sachliche Ziele, sondern vor allem auch: um Ämterpatronage.“13

Der ehemalige deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker schrieb 2003 treffend in der „Zeit“:

Es sind die Parteien und ihre Fraktionen, […] Sie sichern sich durch Ämterpatronage ihren Einfluss bis tief hinein in die gesamte Gesellschaft. Treue Dienste werden mit Positionen aller Art belohnt.“14

Haben wir eine echte Wahl?

Das beste Beispiel dafür, dass die Aufstellung der Kandidaten und da­mit der Parteien, welche als Option für eine Regierungsbildung überhaupt in Frage kommen, eine abgekartete Sache darstellt, ist der Wahl­kampf von 2002. Damals kandidierten Edmund Stoiber, Gerhard Schröder und der bereits verstorbene Guido Westerwelle für das Kanzleramt. Zur damaligen Zeit war das große Ereignis im Vorfeld einer Bundestagswahl das TV-Duell der Kanzlerkandidaten. Eines der Duelle sollte auf privaten Sendern und das zweite auf den Öffentlich-Rechtlichen übertragen werden.

Der Skandal: Westerwelle durfte nicht gegen die anderen Kandidaten antreten. Ein Eilantrag vor dem Verfassungsgericht wurde mit der Be­gründung abgelehnt, dass er ohnehin chancenlos sei. Haha! Wenn ein Kandidat nicht bei dem medienwirksamsten Wahlkampfereignis teil­nehmen darf, wie soll er dann die Möglichkeit haben, sich gegen seine Mitbewerber durchzusetzen?!

In Polit-Talk-Shows des Mainstream installiert man eloquente Schwer-gewichte, welche gebriefte geistige Nachtschattengewächse alt aus-sehen lassen. Ein Zuschauer, der sich dieser Methodik nicht bewusst ist, erliegt dieser unterschwelligen Gehirnwäsche hoffnungslos. Er wähnt sich politisch gebildet und auf dem neuesten Stand, hat aber nicht den Hauch einer Ahnung davon, wie sehr er sich zum Narren halten lässt – Ich spreche aus eigener Erfahrung.

Ob wir in einer Demokratie leben, hängt selbstverständlich nicht nur davon ab, ob wir beim Urnengang eine wirkliche Wahl haben, sondern davon, ob der Wille des Volkes letztendlich Umsetzung findet. Für diese Antwort verweise ich auf die Democracy-App (https://www.democracy-deutschland.de), bei denen der User selbst virtuell im Bundestag abstimmen und danach das tatsächliche Ergebnis mit dem der Online-Community vergleichen kann. Spoiler-Alarm: Es sieht nicht gut aus für die Demokratie.

Ich bin gespannt, ob die EU es schafft, uns endlich von der unpopulären Zeit- bzw. Uhrenumstellung zu befreien. Falls nein, was mich nicht wundern würde, hätte man uns wieder einmal vorgeführt, dass wir (das Volk) rein gar nichts und absolut überhaupt null zu melden haben. Falls ja, dient dies als bestes Beispiel dafür, wie behäbig unsere „Demokra­tie“ greift, wenn es darum geht, dem Wunsch des Volkes in einer Sache zu entsprechen, die niemandem einen wesentlichen Schaden zufügt. Wenn es aber darum geht, „systemrelevante“ Banken und Konzerne auf Kosten der Steuerzahler zu „retten“, bei einem Krieg mitzumischen, Sanktionen zu verhängen, unsere Kinder zu vermummen oder den Mit­telstand via Lockdown zu zerstören, da läuft alles zackig binnen Wo­chen oder gar Tagen. Vielleicht müssen solcherlei Dinge in derart ho­hem Tempo geschehen, weil das Volk anderweitig auf den Trichter kommen könnte, dass es die verordneten Maßnahmen im Grunde ab­lehnt.

Debattenraum

Politik und Medien spalten das Volk bewusst. Man sagt nicht etwa „wir können stolz sein, dass es so viele Querdenker gibt. Ein gutes Zeichen für eine funktionierende Demokratie und einen breiten Debattenraum, wo alle Seiten gehört und respektiert werden.“ Nein, der Protestler wird zum angeblichen Nazi und Vollidioten verunglimpft und niederge­macht.

Weshalb man sich mit kritischen Standpunkten nicht auseinanderset­zen möchte, kann nur zwei Gründe haben: Entweder man weiß, dass der eigene falsch bzw. amoralisch ist und einer dialektischen Gegenüber­stellung nicht standhielt oder… leider fällt mir beim besten Willen kein weiterer Grund mehr ein.

Daher verleumdet man die Opposition auf persönlicher Ebene, statt ihr inhaltlich argumentativ zu begegnen. Man spricht über sie aber nicht mit ihr. Der Debattenraum wird auf „alternativlose“, „vernünftige“ Optionen eingegrenzt, während jeder, der es wagt, außerhalb des abgesteckte Meinungskorridors zu denken, als nicht ernstzunehmender Verschwörungstheoretiker seiner Stimme verwehrt wird.


vom Mainstreamer zum Freidenker

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