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Mainstream

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Die Inhaber der Autorität und jene, die Nutzen daraus ziehen, müssen die Menschen von dieser Fiktion überzeugen und ihr realistisches, das heißt kritisches Denkvermögen einschläfern. Jeder denkende Mensch kennt die Methoden der Propaganda, Methoden, durch die die kritische Urteilskraft zerstört und der Verstand eingelullt wird, bis er sich Klischees unterwirft, die die Menschen verdummen, weil sie sie abhängig machen, und sie der Fähigkeit berauben, ihren Augen und ihrer Urteilskraft zu vertrauen. Diese Funktion, an die sie glauben, macht sie für die Realität blind.“

(Erich Fromm)17

Hätten wir die MSM (Mainstream-Medien) nicht, hingen wir völlig in der Luft. Bei Millionen verschiedenen Menschen mit genauso vielen ver­schiedenen Ansichten stellen sie den gemeinsamen Nenner. Sie schei­den die Spreu vom Weizen und verkörpern die Instanz, die uns aufzeigt, was Sein und was Schein zu sein hat. Die MSM sind alleiniger Inhaber des Wahrheitspatentes und erzeugen die große gemeinsame, alterna­tivlose Leitlinie.

Mainstream-Medien

Ein gängiges Merkmal für ein Mainstream-Medium stellt die Professio­nalität der Informationsvermittlung dar, nicht aber die Methoden der In­formationsbeschaffung oder die Qualität bzw. den Wahrheitsgehalt des Inhalts. Die Präsentation, die Aufmachung, die Show – sie sind die aus­schlaggebenden Attribute, bei denen der Zuschauer sofort spüren soll, dass er sich auf den übermittelten Stoff verlassen kann. Beispielsweise bei einer Nachrichtensendung sind Team, Equipment und die Räum­lichkeiten, z.B. das Studio vom Allerfeinsten. Der Sprecher, ein integer wirkender Vollprofi, vermittelt dem Zuschauer durch seine souveräne Ausstrahlung ein behagliches Gefühl von Ruhe und Geborgenheit. Was hier über die Ladentheke geht, sind nur die sterilsten Fakten.

Die Zombie-Apokalypse könnte in vollem Gange sein, die Welt in Flam­men und ein Komet kurz vor dem Erdeinschlag stehen. Der Nachrich­tensprecher würde diese Meldungen stoisch und unberührt in die Ka­mera verlesen, um im Anschluss mit „...und nun die Wettervorhersage für morgen, den...“ fortzufahren. Kurz gesagt, was der Mainstream streamt, ist dem äußeren Schein nach à la bonne heure.

Doch damit allein erreicht man noch lange nicht die angestrebten Einschaltquoten bzw. Leserschaft und das blinde Vertrauen des Konsumenten. Nein, dafür bedarf es der Public Relations - Propaganda für die Propaganda. Wer nicht mit Edward Bernayse Arbeit von vor annähernd 100 Jahren vertraut ist, kann sich nur schwer vorstellen, wie ausgeklü­gelt die Werbebranche inzwischen operiert und manipuliert. Mithilfe propagandistischer, nicht selten auf Jahrzehnte angelegter Konzepte, werden Ziele ganzer Berufsstände, Industriezweige, politischer, religiöser oder sonstiger ideologischer Interessengruppen verfolgt und erreicht. Diese Methoden sind mittlerweile derart ausgreift, dass es uns ohne eingehendes Studium dieser Propaganda-Techniken schier unmöglich ist, die latent-subtilen Manipulationen zu entlarven. Diese Branche versteht ihr Handwerk.

Programmierung

Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwenden, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag. Sowie man diesen Grundsatz opfert und vielseitig werden will, wird man die Wirkung zum Zerflattern bringen, da die Menge den gebotenen Stoff weder zu verdauen noch zu behalten mag.“

(Adolf Hitler)18

Man wirkt schon in unserer frühen Kindheit auf uns ein und zimmert ei­nen Gedankenrahmen, der uns für unser restliches Leben in gewünsch­te Richtungen lenkt. Dass wir den Begriff „Propaganda“ unwillkürlich mit Goebbels und dem Nationalsozialismus verbinden, zeigt, wie gut die moderne Propaganda greift. Einerseits wissen wir, zu welchen unre­flektierten Grausamkeiten Propaganda zu führen in der Lage ist, ande­rerseits sind wir davon überzeugt, dass sie genauso wie der National­sozialismus getrost in den Geschichtsakten abzulegen sei. Denn wir sind im Gegensatz zu unseren Großeltern dermaßen gebildet und auf Zack, dass wir es ja schließlich merken würden, wenn man unsere Mei­nungen und Denkmuster systematisch zu beeinflussen suchte.

Meine Wenigkeit bzw. meine Generation wurde jedenfalls wie folgt programmiert:

 Hitler war ein Monster

 die Menschen waren durch Befehlshierarchie zum Töten gezwungen und gehorchten, weil sie bei Verweigerung selbst getötet worden wären

 Das Volk hatte keine Ahnung davon, was sich hinter den Mauern der Konzentrationslager abspielte (es ging auch völlig an ihm vorbei, dass Juden nicht mehr zur Schule oder in Freizeiteinrichtungen gehen durften, keine Verkehrsmittel benutzen und nur zwei Stunden am Tag einkaufen konnten, einen Davidstern tragen und ihr Vermögen abgeben mussten, ihre Anstellungen verloren, man deren Rechte und deren Würde mit Füßen trat und sie in Ghettos verelendeten)

 die Alliierten, insbesondere die großartige USA, befreiten uns von dieser Schreckensherrschaft und brachten uns die Demokratie

 der Böse ist weg und die USA, der große Bruder, beschützt uns

 eine Diktatur darf es nie wieder geben

 daher müssen wir immer, wenn wir Nazis sehen, lautstark entgegenwirken

 Nazis erkennt man an den Hakenkreuzaufnähern, Springer-stiefeln, dem Kurzhaarschnitt oder der Partei, die sie wählen; sie sind also leicht zu identifizieren, die Bösen

 kommen wir nicht sofort darauf, dass jemand böse ist, können wir uns stets auf unsere kritischen, freien Medien verlassen

 die Medien sagen uns dann schon, um welche Partei sich die Nazis gerade scharen oder welcher Machthaber ein skrupel-loser, größenwahnsinniger Diktator ist

 ihr einziges Interesse besteht nämlich darin, uns vor diesen bösen Menschen zu schützen und uns immer die Wahrheit zu berichten

 die Medien verkörpern die Stimme der Vernunft und sind unsere moralische Instanz, sie wissen was gut und was schlecht ist

 solange wir die Demokratie haben, leben wir im Paradies

 alle Politiker wollen nur, dass es uns gut geht und kümmern sich um unsere Belange, auch weil sie wiedergewählt werden wollen

 wir können uns daher voll und ganz dem Konsum hingeben, das Leben in vollen Zügen genießen, möglichst viel Spaß haben und möglichst viel erleben

 denn... man lebt nur einmal

 Religionen gelten für den aufgeklärten Menschen für überholt und dienen lediglich Angsthasen als Zufluchtsort

 unter einem vielseitigen Angebot kann man die für sich pas­sende Religion oder Esoterik-Richtung aussuchen und bei Bedarf nach belieben wechseln („Gott-Hopping“)

Um uns zu programmieren, macht man sich u.a. den psychischen Ab­wehrmechanismus der „Introjektion“ (auch „Identifikation“) zunutze. Ab­wehrmechanismen stellen in der Tiefenpsychologie respektive der Psy­choanalyse das Waffenarsenal des seelischen Immunsystems dar, wel­ches im Hintergrund (unterbewusst) bedrohliche oder unangenehme Spannungszustände/Konflikte zu mit der psychischen Verfassung kom­patibleren Perzeptionen (subjektiven Wahrnehmungen) umwandelt.

Bei der Introjektion werden Normen, Werte und Verhaltensweisen an­derer übernommen und als die eigenen unreflektiert wahrgenommen. Hinter diesem Prinzip steht das unbewusste Outsourcen des Denkens, komplizierter Entscheidungsfindungen und der Verantwortung sowie das Vermeiden von Kritik- und Konkurrenzimpulsen. Auf Deutsch: Ich mache alles einfach so, wie es die anderen machen (z. B.: Kinder über­nehmen Ansichten der Elten oder Lehrer; Erwachsene identifizieren sich mit Idolen aus Netzwerken, Kollegschaft, Religion, Politik, Gesell­schaftsklasse etc.).

Der Wrestling-Effekt

Der Presseeinfluss auf die Masse ist der weitaus stärkste und eindringlichste, da er nicht vorübergehend sondern fortgesetzt zur Anwendung kommt.“

(Adolf Hitler)19

Ferner machen die MSM bei der Erschaffung der Wirklichkeit vom „Wrestling-Effekt“ Gebrauch: Durch offensichtlich regelwidriges bzw. amoralisches Fehlverhalten und unsympathisches Auftreten exponiert man den einen stilisiert zum durch und durch bösen Antagonisten, während ein tugendhafter, selbstloser „Ritter“ zur heroischen Galionsfi­gur glorifiziert wird.

Jedem Zuschauer (ab einem gewissen Alter) ist klar, dass es sich bei den Kämpfen und Fehden der Akteure eigentlich um reine Show und Entertainment handelt. Trotzdem lassen sich die Menschen von den Ge­schichten und dem archaischen Kampf zwischen Gut und Böse mitrei­ßen und ihren Emotionen jenseits jeglicher Vernunft freien Lauf. Oft­mals wechselt das Image eines Charakters innerhalb weniger Minuten. Gerade noch ausgepfiffen und beschimpft, jubelt die Menge dem einst gehassten Kämpfer zu, als sei er der wiederkehrende Messias. Ein eben noch angebeteter Held verliert von einem Moment auf den andern all seine Sympathien beim Publikum, welches in fortan gnadenlos ausbuht.

Für Romane, Krimis, das Theater oder Kino gilt dasselbe in Grün. Ob­wohl man ganz genau weiß, dass es sich bei der Geschichte um reine Fiktion und bei den Darstellern um Schauspieler handelt, das Blut nicht echt und der Mord gestellt ist, bringt uns die Erzählung dazu, den Bösen zu fürchten und zu hassen und den Guten zu verherrlichen.

Wenn Sie jemanden danach fragen, was er glaube, weshalb beispiels­weise die USA bzw. die NATO (ergo auch wir) all diese Kriege führen oder unterstützen, kommt regelmäßig die Antwort, dass es um Öl, Geld und Macht gehe und man uns belüge. Wir wissen also im Grunde alle, dass es nicht wahr ist, was man uns weismachen möchte und dennoch kaufen wir ihnen jeden Scheiß, wie die Mär vom blutrünstigen und machtgierigen Diktator, ab.

Der „Wrestling-Effekt“ wirkt bei der Auftrags-Journaille des Main-stream noch durchschlagender, da diese fortwährend auf uns einpras­selt und im Gegensatz zur Unterhaltungsbranche vorgibt, echt zu sein. Die von ihnen ausgewählten Themen begegnen uns nicht nur tagtäglich in den Nachrichten, den Zeitungen und Magazinen sondern auch beim ungezwungen Pläuschchen mit dem Nachbarn und den Kollegen.

Die Aufgabe der Auftrags-Medien

Die imperialen Mainstream-Medien etablieren Narrative und Dogmen, zeigen uns auf, was wir wollen, wen wir lieben und wen wir hassen. Alles, was nicht das Prädikat „mainstreamkonform“ besitzt, ist Fake-News, Esoterik-Schwachsinn oder rechter Gesinnung. Schert man aus dem vorgegebenen Meinungsspektrum aus, indem man beispielsweise bei Alternativ-Medien vom „Baum der Erkenntnis“ kostet, gerät man in Verruf und gilt fortan als untragbarer, antisemitischer Spinner. Die Eliten dulden nicht, dass wir wissen, wer oder was gut und böse ist. Also lassen sie ihre Mainstream-Hunde auf uns los, um uns aus ihrem Garten Eden zu vertreiben.

Die Mainstream-Propaganda-Maschinerie dient einzig dem Zweck der Kontrolle. Sie ist das wichtigste Instrument der herrschenden Klasse, die zahlenmäßig weit überlegene Arbeiterschicht zu lenken, Macht und Reichtum zu vergrößern und das gegenwärtige Ausbeutungssystem zu erhalten. Sie spaltet die Massen in rivalisierende Gruppen, um von der Wahrheit abzulenken und um organisierten Widerstand - auf der Straße und im Geiste - zu verhindern.

Freier“ Journalismus

„Denkt ihr, Frau Merkel ruft in unserer Redaktion an und sagt uns, was wir zu schreiben hätten?!“, so der naive Versuch, dem Vorwurf des Staatsfunks bzw. der Propagandamedien zu kontern. Natürlich nicht. Das erledigen jene, die entscheiden, welcher Artikel es in die Zeitung oder das Magazin schafft und welcher Beitrag gesendet wird und welcher nicht.

Das Prinzip ist einfach. Der Typ Mensch, welchen es obsessiv ins Licht der Öffentlichkeit zieht, der davon träumt, für große Zeitungen zu schreiben, im Fernsehen zu sehen und berühmt zu sein, neigt dazu, Moral und Würde für die Erreichung seines Ziels hintenan zu stellen. Hoch-Schlafen böte ein Option, das Hoch-Schreiben funzt aber offenbar auch nicht schlecht.

Stellen Sie sich vor, Sie schreiben einen Artikel oder drehen einen Bei­trag zu einem politisch relevanten Thema. Die Konkurrenz ist groß und leider werden sie von ihrem Chef bei der Entscheidung, was gedruckt oder gesendet wird, nie berücksichtigt. Was tun Sie? Schließlich ist das Zeitfenster für schnellen Erfolg, um karrieremäßig durchzustarten nicht sehr groß und die Liste der Gescheiterten lang.

Sie fangen an, sich jene Beiträge anzuschauen, welche vom Chef bevorzugt wurden. Ihre nächsten Texte/Beiträge zeichnen nun ein bestimmtes, gewünschtes Bild beispielsweise von Putin, Trump, der Corona-Pandemie, den Querdenkern usw. und schwuppdiwupp ihr Artikel/Beitrag wird abgedruckt/gesendet. Sie sind überglücklich und werfen sich voller Enthusiasmus in ihr nächstes Projekt, denn Sie kennen ja nun das Erfolgsgeheimnis.

Mitbewerber, die weniger Glück haben, da sie objektiv, kritisch und differenziert berichten, suchen sich nach und nach einen „vernünftigen“ Job, um zu überleben, während diejenigen mit dem geringsten Rückgrat, den wenigsten Skrupeln und dem zwanghaften Streben nach Erfolg und Anerkennung die öffentliche Meinung steuern.

Wenn Sie Journalist oder beim Fernsehen sind und sich in dem eben Geschilderten nicht wiedererkennen, haben Sie vermutlich von sich aus bereits eine systemaffine Einstellung, ohne sich dessen bewusst zu sein. Sie denken genauso, wie man es oben gerne hätte. Vielleicht fragen Sie sich einmal, warum ausgerechnet Sie diesen Job bekommen haben, da es doch so viel talentiertere Menschen gibt als Sie. Oder halten Sie sich wirklich für so toll?

Der Mainstreamer

Der Mainstreamer alias „das Schlafschaf“, also der Bürger, welcher unhinterfragt die herrschende Meinung übernimmt und vertritt, zeich­net sich durch ein unerschütterliches Vertrauen in die Obrigkeiten und deren Sprachrohre aus.

Erschreckend leicht fallen selbst Intellektuelle auf das Schmierenthea­ter der MSM herein und schlagen fleißig auf Trump, Putin, Erdogan, Verschwörungstheoretiker, Querdenker und alle anderen „Bösen“ ein. Vollkommen unreflektiert verfallen jene den Verhaltensmustern, wel­che sie in alltäglichen, zwischenmenschlichen Bereichen oder in päd­agogischen Kontexten wie Schule, Kindergarten usw. niemals zu akzep­tieren bereit währen.

Innergesellschaftlich herrscht überwältigender, sich in Recht und Ge­setz niederschlagender Konsens darüber, dass wir Regelbrecher nicht foltern, töten oder auf sonstige Art piesacken. Es stören sich allerdings die Wenigsten daran, dass als Antwort auf ein paar durchgeknallte Selbstmordattentäter Bombenteppiche oder Drohnen-Mord – wohlge­merkt ohne gerichtliche Verfahren bzw. völkerrechtliche Beschlüsse – auf fremden Hoheitsgebieten vollzogen oder friedliche Demonstranten „beregnet“ und niedergeknüppelt werden. Kinder darf man also nicht schlagen – böse Diktatoren aber sehr wohl bombardieren?!

Teilweise scheint es, als genössen es die feinen, woken Gutmenschen, sich beim Bösen-Buben-Bashing endlich einmal ausleben zu dürfen und guten Gewissens, mit der „legitimierenden“ Mehrheit im Rücken, über die gehassten Feindbilder herzuziehen. Auf die verbalen Hasstira­den folgen im Nachgang nicht selten Diskriminierung, gewalttätige Übergriffe, rechtsbeschneidende oder – wie erwähnt – militärische Aktionen gegen die Zum-Feind-Erklärten.

vom Mainstreamer zum Freidenker

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