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Kapitel 3

Irrungen, Wirrungen und Faulheit

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Hitler, der schon als Kind eine gewisse Selbstgewissheit ausstrahlte, wurde durch seine guten schulischen Leistungen in der Volksschule zunächst bestätigt: „Das lächerlich leichte Lernen in der Schule gab mir so viel freie Zeit, dass ich mehr die Sonne als das Zimmer sah.“11 Es gibt ein unscharfes Foto, das den zehnjährigen Volksschüler zeigt, wie er mit keck verschränkten Armen in der Mitte der obersten Schülerreihe steht, das Kinn leicht erhoben und die Augen ein wenig zusammengepresst, mit einer für einen Jungen dieses Alters erstaunlichen Pose.


Klassenfoto der 4. Klasse in Leonding. In der obersten Reihe, Mitte, der zehnjährige Adolf Hitler.

Man kennt diese aus den hinlänglich bekannten Fotografien, die ihn als Staatsmann und als ambitionierten Führer eines kommenden tausendjährigen Reiches zeigen. Aber er war auch ein feinnerviges Kind, das Menschen an ihrem Schritt erkennen konnte. Darüber hinaus prägte sich alles, was er einmal gesehen hatte, in sein fotografisches Gedächtnis ein, was ihm eine gewisse Überlegenheit gegenüber seiner Umgebung verschaffte. Jahrzehnte später sollte der hohe Heerführer mit seinem angeblichen Wissen über verschiedene Waffenarten verblüffen. In der Grundschule erntete er leicht lauter „Einsern“, was sich dann beim Übertritt in die Realschule allerdings drastisch änderte. Denn nun begann die Zeit der Missernten. Schlechte Zensuren verhagelten dem Schüler die Stimmung, vor allem in Naturwissenschaften, Mathematik und Französisch. Und es kam noch schlimmer, bereits die erste Klasse der weiterführenden Schule musste der unkonzentrierte und streckenweise faule Schüler wiederholen: Für das bisher erfolgsverwöhnte Kind ein herber Schlag. Er hatte – hin- und hergerissen zwischen den Extremen eines überaus strengen Vaters und einer ihn dauernd verhätschelnden Mutter – nie gelernt systematisch zu arbeiten. Sein damaliger Deutschlehrer berichtete, dass dem Schüler Hitler zwar eine, wenn auch einseitige Begabung nicht abzusprechen sei, sich aber seine Arbeitslust auch rasch verflüchtigte. Hitler würde auch in diesem Fall Jahrzehnte später an einer passenden Legende wirken, indem er schlüssige Erklärungen für seinen schulischen Misserfolg fand: „Was mich freute, lernte ich, vor allem auch alles, was ich meiner Meinung nach später als Maler brauchen würde. Was mir in dieser Hinsicht bedeutungslos erschien oder mich sonst auch nicht anzog, sabotierte ich vollkommen.“12

Man kann auch von einer selektiven Wahrnehmung des Knaben sprechen. Er lernte nämlich nur das, was ihn interessierte und was seinen vorgefassten Überzeugungen diente und diese untermauerte. Schon früh offenbarten sich in diesem Lernverhalten und der Art die Welt zu betrachten die starren Züge eines Denkens, das nur in Bezug zum eigenen Ich in Gang gesetzt wurde. So war der Schüler Adolf schon früh anfällig für Klischees und Vorurteile. Er würde später behaupten, dass vor allem der Geschichtsunterricht an der Linzer Realschule sein Weltbild und Denken geprägt habe. Von dem dort unterrichtenden Lehrer, einem Herrn Dr. Leopold Pötsch, würde Hitler später in seinem Opus „Mein Kampf“ ein gefühlvolles Porträt zeichnen. Dessen Methode, den Stoff zu vermitteln, kann man durchaus als modern bezeichnen. Er griff nämlich jeweils ein Tagesproblem auf, um dieses im Licht der Geschichte zu betrachten und auf diese Weise den Einfluss auf die Gegenwart zu veranschaulichen. Der so lobend Dargestellte weigerte sich später allerdings vehement, die Verantwortung für die von seinem Schüler vorgenommenen Übertragungen und Rückschlüsse in ihrer vereinfachenden Art und Weise zu übernehmen. Er hätte es wahrscheinlich als eine mehr als zweifelhafte Ehre angesehen, dass ausgerechnet er mit seiner Unterrichtsmethode dazu beigetragen haben sollte, aus Hitler einen jungen Revolutionär zu formen.

Vor seinem vierzehnten Geburtstag starb der gefürchtete Vater in seinem 65. Lebensjahr. Zeit, die verhassten Fesseln und die Kontrolle abzustreifen. In seiner Mutter fand er für seine Pläne, Künstler zu werden, zunächst eine Verbündete. Ihre späteren Appelle, doch etwas Vernünftiges zu lernen, verhallten ungehört. Ein weiteres Klassenfoto zeigt ihn vier Jahre später in derselben Pose. Allein der selbstbewusste Blick fehlt nun und ist einem gewissen Missmut und einer misstrauischen Verkniffenheit gewichen. Die Mutter, die ihr Leben lang ihrem Gatten eine beflissene Unterwürfigkeit entgegen gebracht hatte, war gegenüber dem aufsässigen Heranwachsenden, der ähnliche Jähzorns Anfälle wie sein Vater zeigen konnte, machtlos. Seine Leistungen in der Schule waren nach wie vor schlecht, seine Versetzung erneut gefährdet und nur dank einer Nachprüfung schaffte er den Schritt in die höhere Klassenstufe. Doch man legte ihm nahe, für die vierte Klasse die Schule zu wechseln. Hitler musste nun auf die 80 Kilometer entfernte Realschule in Steyr und wurde bei Pflegeeltern untergebracht. Auch hier fiel sein Zeugnis entsprechend mittelmäßig aus: für Mathematik, Französisch und Deutsch hatte er ein „Genügend“ erhalten, in Turnen allerdings ein „Vorzüglich“. Der Mann, der später bekennen sollte, dass es sein Lebenstraum gewesen sei, ein großer Architekt13 zu werden, erhielt in seinem schwächsten Fach, der darstellenden Geometrie, auch nur ein dürftiges „Genügend“. Wieder bekam er die Auflage, eine Nachprüfung abzulegen und bestand schließlich die Abschlussprüfung im September 1905. Doch jetzt auch noch dem Wunsch der Mutter zu entsprechen und auf die weiterführende Oberrealschule zu gehen, war ihm zu viel. Eine Erkrankung, die Hitler später in „Mein Kampf“ als schweres Lungenleiden dramatisieren würde, sollte ihm endlich die Erlösung von der verhassten Schule verschaffen. Der damalige Hausarzt, Dr. Eduard Bloch, stützte indessen Hitlers Legende von einer schweren Erkrankung, die ihn am weiteren Schulbesuch hinderte, nicht. Er vermerkte in seinen Unterlagen lediglich eine Mandelentzündung in Begleitung eines grippalen Infektes. Doch dem Patienten gelang es mit der ihm eigenen schauspielerischen Begabung, die Symptome für seine Umgebung eindrücklich zu übertreiben. Nach seinem Schulabgang führte er das Leben eines Nichtstuers auf Kosten seiner Mutter, die die Familie in Linz, zu der auch seine jüngere Schwester Paula gehörte, mit ihrer Witwenrente finanzierte. Weder Mutter noch Schwester nahmen Anstoß an diesem Faulenzerdasein, im Gegenteil, sie verhätschelten ihn nachgerade und sahen seine Rolle als Hahn im Korb sogar mit einem gewissen Stolz. Hitler nutzte dieses Wohlwollen weidlich aus, kleidete sich wie ein Dandy, ging nie ohne Spazierstock und war häufiger Gast in Kaffeehäusern und im Theater. Auf seine Eitelkeit in Bezug auf seine Kleidung sollte er in späteren Jahren aus Imagegründen übrigens verzichten.

Adolf Hitler mit Hörbuch

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