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Der Weg zu mir

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Aus gegebenem Anlass möchte ich jetzt doch noch einmal genau festhalten welcher Weg zu gehen ist um zu mir, in meine Welt mit dem See und dem Steg, der Wiese und der Weide, der Burg und dem Fährmann, zu erreichen. Ich dachte, es wäre ganz klar, aber nachdem ich nun so viele Anfragen bekam und vor allem so viele wilde Spekulationen darüber im Umlauf sind, sehe ich es als notwendig, ja geradean, unabdingbar, das eine oder andere zurecht zu rücken, so dass die Sicht klarer wird. Zunächst zu den schlimmsten Irrtümern:

Nein, ihr müsst euch nicht den Kopf an irgendeiner gemauerten Säule zwischen Gleis sieben und acht.

Nein, ihr müsst euch auch nicht einen kleinen Finger abschneiden um den Zugang zu öffnen.

Nein, ihr müsst ebenfalls nicht in einen Brunnen springen um auf der duftenden Wiese zu landen.

Nein, ihr müsst auch keine kniffligen Rätsel lösen um irgendeinen Torwächter zu besänftigen.

Das alles müsst ihr nicht, denn es sucht wohl nur der den Weg, der ihn wirklich finden will.

Nimm Dich mit, so wie Du bist, ohne Schminke oder Verkleidung, nur Dich, in Deinem Je-Jetzt-Sein. Nimm Dich mit und tritt hinaus in die Nacht, lass Dich frei, und Du wirst zu mir finden, um Dich zu mir zu setzen oder mit mir spazieren zu gehen. Da wirst Du mir Deine Geschichte erzählen, Deine, eine, unverwechselbare Geschichte, oder wir werden schweigen und miteinander der Natur lauschen, den Bildern nachspüren, die sie uns schenkt. Du wirst bleiben, wenn Du willst, eine Zeit und noch eine, aber Du kannst nur bleiben, wenn Du Dich ganz einläßt, im Hier verweilst, sonst bist Du mir fern, unüberwindbar fern. Du wirst mir Fragen stellen, wenn Du es möchtest, mehr zu verstehen, was sie ausmacht, diese, meine Welt, gesponnen und gewachsen aus all diesen Geschichten, die mir zugetragen wurden, und mit jeder dieser Geschichten, wächst meine Welt ein klein wenig weiter. Und so lange es Geschichten gibt, wird es meine Welt geben. Ja, es ist notwendig, dass es meine Welt gibt, denn nicht nur, dass die Geschichten meine Welt bewirken, sondern auch die Geschichten werden darin aufbewahrt. Sie dürfen nicht verloren gehen. Hier sind sie gehütet, wie der kostbarste Schatz, der uns Hoffnung gibt, wenn wir in der Faktizität des Alltags unterzugehen drohen, die uns Freude schenkt, wenn wir traurig sind, die uns motiviert, wenn wir müde und ausgelaugt sind, die uns weiterhilft, wenn wir keinen Ausweg mehr finden, die uns in die Ferne trägt, wenn wir Fernweh haben und uns nach Hause bringt, wenn uns Heimweh plagt, die die ganze Bandbreite menschlicher Empfindungen widerspiegelt, in aller Lebendigkeit und auch Widersprüchlichkeit.

Kehrst Du zurück, so anders als Du gekommen bist, doch alles was Du tun musst ist, lass Dich ein auf die Nacht und auf das unendliche Universum der Geschichten, in dem auch die Deine den ihr gehörigen Platz erhalten hat.

Komm, setz Dich zu mir ...

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