Читать книгу Komm, setz Dich zu mir ... - Daniela Noitz - Страница 9

Einfach so!

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Der volle, satte Mond spiegelte sich im Wasser, als Du mir kamst, in dieser Nacht. Ich beobachtete, am Steg sitzend, Dein Auf-mich-Zukommen. Dein Gang war unsicher, schwankend. Natürlich, es war alles neu für Dich, doch es war nicht nur die unbekannte Umgebung, die Deine Unsicherheit bewirkte, sondern eine bange, noch ungestellte Frage. Langsam und vorsichtig kamst Du näher, Schritt für Schritt, um nicht zu stolpern und mich dennoch nicht aus den Augen zu lassen. Endlich betratst Du den Steg und hieltst inne, bloß ein paar Schritte von mir entfernt, nahe genug um mich zu hören, weit genug um Dich sicher zu fühlen.

„Hallo! Ich freue mich, dass Du hier bist!“, sprach ich mich Dir zu.

„Warum freust Du Dich, dass ich hier bin? Du kennst mich doch gar nicht!“, fragtest Du irritiert.

„Nein, ich kenne Dich nicht, so wie Du mich nicht kennst. Aber da Du gekommen bist, gibst Du uns die Möglichkeit einander kennen zu lernen.“, sprach ich mich Dir zu.

„Doch, ich kenne Dich, aus Deinen Geschichten, vielen, vielen Geschichten, und deshalb bin ich überhaupt bekommen. Aber Du, Du weißt doch wirklich überhaupt nichts von mir, gar nichts. Und dann darfst Du das nicht, einfach so sagen, ich freue mich, dass Du hier bist! Was ist, wenn ich ein ganz schrecklicher Mensch bin? Was ist, wenn Du mich überhaupt nicht leiden kannst?“, fragtest Du leise, aber umso eindringlicher.

„Dann gib mir doch wenigstens die Chance es herauszufinden, gib uns die Chance. Setz Dich zu mir!“, sprach ich mich Dir zu und streckte Dir meine Hand entgegen, doch Du bliebst, unsicher, schwankend.

„Warum tust Du das? Warum tust Du das mit mir? Warum tust Du mir das an?“, fragtest Du weiter.

„Wäre es Dir lieber, ich würde Dich wegschicken? Bist Du gekommen um von mir weggeschickt zu werden? Bist Du gekommen um eine Bestätigung zu bekommen, dass Dich jeder ablehnt, letztendlich?“, entgegnete ich.

„Vielleicht, denn das kann einfach nicht sein, und wenn Du es jetzt nicht tust, dann wirst Du es ganz bestimmt später tun.“, bliebst Du stur.

„Das kann sein, aber es kann auch sein, dass ich mich nach Dir sehne, wenn ich Dich kenne. Es kann auch sein, dass Du von mir weg willst, wenn Du mich wirklich kennst und nicht nur die, aus den Geschichten. Das kann sein, aber es kann auch sein, dass Du Dich nach mir sehnst, wenn Du mich kennst. Das alles kann sein, und noch tausend andere Dinge. Wir können also hier bleiben und uns sämtliche Szenarien ausmalen, die denkbar sind oder wir können aufeinander zugehen und sehen was wirklich passiert.“, sprach ich mich Dir zu und stand auf um Dir entgegenzugehen.

„Nein, so geht das nicht!“, entfuhr es Dir unwillkürlich und gleichzeitig tratst Du einen Schritt zurück.

„Was geht wie nicht?“, fragte ich irritiert und blieb stehen, denn ich hatte die Befürchtung, Du würdest weggehen, weggehen bevor wir überhaupt eine Chance gehabt hätten. Du wirktest wie ein verängstigtes Reh, unsicher, schwankend.

„In meiner Welt, da müssen wir uns erst misstrauisch beäugen, argwöhnisch und achtsam, bevor wir aufeinander zugehen.“, sagtest Du, und es wurde mir kalt bei Deinen Worten.

„Aber wir sind nicht in Deiner, sondern in meiner Welt, und da geht das, einfach so.“, sagte ich lapidar.

„Und was tun wir jetzt?“, fragtest Du, und ließt es nun doch zu, dass ich zu Dir ging.

„Hallo! Ich freu mich, dass Du da bist, einfach so und ohne Wenn und Aber.“, sagte ich.

„Dass das geht, einfach so!“, entgegnetest Du kopfschüttelnd, doch die Unsicherheit und das Schwanken waren gewichen, als Du Dich nun doch zu mir setztest.

„Hallo! Ich bin froh, dass ich da bin.“, sagtest Du leise, aber doch vernehmlich, einfach so.

Komm, setz Dich zu mir ...

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