Читать книгу Komm, setz Dich zu mir ... - Daniela Noitz - Страница 4

Das Unglaubliche und das Selbstverständliche

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Eines Tages kamst Du, fandest den Weg zu mir und warst da, einfach so.

Eines Tages hast Du mich angesprochen und Dich mir zugesprochen, einfach so.

Eines Tages hast Du begonnen mit mir die Welt zu entdecken, Du mir und ich Dir, worin wir uns uns entdeckten, einfach so.

Eines Tages hast Du Dich zu mir gesetzt, und Dich mir erzählt, und mich Dir erzählen lassen, einfach so.

Eines Tages hat es begonnen, dass Du Dich in mich einbrachtest, Dich mir unter die Haut schobst. Nicht auf einmal, ganz sanft und langsam, immer ein Stückchen mehr, bis meine Haut unterzogen war von Deiner Haut, Du mir näher warst als ich mir selbst.

Eines Tages hat es begonnen, dass Du Dich in mein Blut einspeistest und Du Dich in meinen Körper ausbreitetest, mein Blut infisziertest mit Dir, Du durch meine Adern rannst, vom Herzen weg, durch meinen ganzen Körper und wieder zurück.

Eines Tages hat es begonnen, dass Du mich umarmtest, und meine Haut schmolz unter Deiner Berührung, schmolz wie Wachs und ließ Dich in mich, sog Dich auf, um sich um Dich wieder zu schließen.

Eines Tages war es, und es war mit aller Selbstverständlichkeit, so dass ich das Unglaubliche der Eins-Werdung nicht erkannte, die selbst die Begrenzung des Leibes überwand.

Viel zu viel Selbstverständlichkeit in dem Unglaublichen, so dass ich es nicht wahrnahm, nicht wahrnehmen konnte, dass ich es nicht erkannte, nicht erkennen konnte.

Hätte ich Abstand von Dir nehmen wollen, so hätte ich mir die Haut vom Leib reissen müssen, um überhaupt erst zu Dir zu gelangen.

Hätte ich mich einen Schritt von Dir weg bewegen wollen, so hätte ich erst mein Blut aus mir pumpen müssen.

Hätte ich mich von Dir abwenden wollen, so hätte ich Dich zuerst aus mir herausschmelzen müssen.

Hätte ich Dich hinter mir lassen wollen, so hätte ich zuerst meine Welt verwüsten müssen, denn in jedem Ding steckt Deine Ansprache, mit der wir es uns entdeckten, und selbst der Wind flüstert mir Dein Dich mir erzählen zu, denn er hat mit mir gehört.

Eines Tages war es, und eines Tages war es nicht mehr, was doch einmal nicht war, aber nie mehr nicht mehr sein kann.

Komm, setz Dich zu mir ...

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