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Aus den Akten des Landespolizeipostens Walkenried 1946

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Kreispolizeiamt

Ellrich, den 8. 2. 1946

Ellrich

An

den Landespolizeiposten

in Wa lkenried

Betr.: Aufgefundene Leiche des Herbert H.

Auf Ihr Schreiben vom 23.1 1946 – hier eingegangen am 7. 2. 1946 – wird Folgendes berichtet:

Es besteht hier kein Zweifel, dass Herbert H. beim unbefugten Grenzübergang von einer russischen Grenzstreife angeschossen worden ist.

Bei der Leichenbesichtigung wurde festgestellt, dass Spuren eines vorhergehenden Kampfes, Würgemerkmale, Druckstellen, Kratzwunden, Strangulationen usw. an der Leiche nicht vorgefunden wurden. Leichenstarre war eingetreten, aber noch nicht vollendet. Der Körper war völlig erkaltet. Die Kehrseite der Leiche zeigte die üblichen Lagerflecken der Haut, welche durch das Ansammeln des Blutes natürlich hervorgerufen werden. Im Rücken, und zwar auf der linken Seite, etwa 10 cm von der Wirbelsäule entfernt, zwischen der 6. u. 7. Rippe, befand sich ein Einpfennigstück großer Einschuß. Der Ausschuß, etwa ein Zehnpfennig großes Loch, befand sich in der Magengegend. Der Ausschuß liegt etwa 10 cm tiefer als der Einschuß. Der Blutverlust war nur gering, es konnte dieses am Zustand der Wäsche festgestellt werden. Es handelt sich einwandfrei um einen Weitschuß. Irgendwelche Personalpapiere befanden sich nicht bei der Leiche. Bei der Leiche befand sich ein Handkoffer mit Damen- u. Bettwäsche, sowie zwei Geldbörsen mit 33,37 RM Inhalt. Der Handkoffer stand etwa 8 – 10 Meter von der Leiche entfernt an einem Pfosten gelehnt. In dem Koffer befanden sich noch 13 Briefe, die höchstwahrscheinlich hier zur Post gegeben werden sollten.

H. wird sich, nachdem er angeschossen worden war, bis zur Feldscheune geschleppt haben. Dort hat er seinen Koffer abgestellt und sich ein Lager gesucht, wo er sich niedergelegt hat. Der Tod ist infolge der Schussverletzung und innerer Verblutung eingetreten. Ein Verbrechen kommt nach den getroffenen Feststellungen nicht in Frage und sind hierfür auch keine Anhaltspunkte vorhanden.

Was nun den Begleiter des H., den Kurt V., betrifft, so muß berichtet werden, dass nicht anzunehmen ist, dass dieser irgendwie mit dem Ableben des H. in Verbindung zu bringen ist. V. hat bestimmt die Grenze mit einer Waffe nicht überschritten. Beide werden beim Grenzgang, nachdem sie von der russischen Streife überrascht und beschossen wurden, sich getrennt haben. Die Nachforschungen zur Ermittlung des Aufenthaltes des V. sind sofort aufgenommen worden. Ich bitte auch dortseits Nachforschungen nach V. anzustellen, damit der Tatbestand einwandfrei geklärt werden kann. Im Erfolgsfalle bitte ich umgehend nach hier zu berichten.

Lpol.-Posten

Walkenried, den 18. Februar 1946

Walkenried

Der Fleischer Stanislaus M., geb. am 8. 5. 1919 in T., Kreis R. wohnhaft in Walkenried, Juliushütte, erstattet folgende Anzeige:

„Am Freitagmorgen, den 15. 2. 46, ging ich gegen 5.30 Uhr von der Juliushütte fort, um an der Bahn entlang nach Walkenried zum Bahnhof zu gehen. In meiner Begleitung befanden sich eine Frau Z., Frau H. und Willi H. von der Juliushütte. Als wir aus dem Tunnel herauskamen, tauchten plötzlich Rudolf Hr. mit seinem Bruder und einem Polen, der sich wochenlang bei Hr. unangemeldet aufhält, vor uns auf. Sie gaben an, dass sie auf jemand warteten, von dem sie angeblich am Abend zuvor überfallen sein sollten.

Als wir dann weitergingen, kamen sie jedoch hinter uns her und gingen ebenfalls zum Bahnhof. Wie ich beobachtet habe, sind sie bis Bad Sachsa gefahren und dort ausgestiegen.

Wie ich jetzt durch eine Frau G. erfahren habe, hätten diese betreffenden Personen geäußert, dass sie mich totgeschlagen hätten, wenn ich alleine gewesen wäre am fraglichen Morgen. Dieser Rudolf Hr. war im damaligen KZ-Lager als Wachmann von der SS, während ich in diesem Lager als Häftling gesessen habe.“

Kreispolizeiposten Woffleben

29. März 1946

Von Amts wegen wird Folgendes angezeigt:

In der Nacht zum 27. März 1946 wurde von bisher noch unbekannten Tätern bei dem Bauer Willi G., in Woffleben wohnhaft, ein Einbruchsdiebstahl ausgeführt. Es wurden aus dem Pferdestall zwei Zuchtstuten im Werte von etwa 10 000 RM. gestohlen. Die Täter sind vom Felde her durch die Gärten in das Gehöft von der Ostseite eingedrungen. Die Täter haben den Verschluß von der Stalltür gewaltsam entfernt und sind so in den Pferdestall eingedrungen. Im Stall haben die Täter die Anbindeketten von den Ringen gelöst und die Pferde aus dem Stall gezogen. In dem Gehöft befindet sich ein schmaler Gang, welcher nach dem Garten führt. Durch diesen Gang haben die Täter die Pferde nach dem Garten geführt. Hinter dem Garten fließt die Zorge entlang. Durch das Wasser sind anscheinend die Pferde nicht gegangen. Die Täter haben deshalb ein Feld vom Gartenzaun des Gastwirts Oskar B. entfernt und sind so in den Garten des B. gekommen. Im Grundstück des B. haben die Täter dann zwei Tore geöffnet und sind mit den Pferden ins Freie gekommen. Die Täter haben sich dann, wie an den Spuren festgestellt werden konnte, in Richtung Gudersleben entfernt.

Beschreibung der Pferde: … …

Sofort nach Erstattung der Anzeige wurden umfangreiche Nachforschungen nach den beiden Pferden angestellt. Sämtliche Polizeiposten wurden telefonisch von dem Diebstahl in Kenntnis gesetzt. Trotz der sofort aufgenommenen Nachforschungen konnte über den Verbleib der beiden Pferde nichts in Erfahrung gebracht werden. Es ist anzunehmen, dass beide Pferde über die nahegelegene Grenze ins englisch besetzte Gebiet gebracht worden sind.

Landpolizeiposten Walkenried

Walkenried, den 20. 6. 1946

Tob. Nr. 242/​46

An

Chef der Polizei des Kreises Goslar

in Goslar

Betr.: Bericht über Grenzzwischenfall in Walkenried

Am 19. 6. 1946, gegen 20.30 Uhr, erschienen drei russ, Offiziere auf Motorrädern am Eingang des Ortes Walkenried und erkundigten sich bei verschiedenen Einwohnern nach der derzeitigen engl. Besatzung. Daraufhin fuhren sie in Richtung nach Unterzorge weiter und sind anscheinend von dort aus nach Ellrich ins russ. besetzte Gebiet zurückgefahren.

Dieser Vorfall wurde heute morgen dem für Walkenried zuständigen Kommandanten der brit. Einheit gemeldet, der sofort insofern Gegenmaßnahmen getroffen hat, als künftig laufende Streifen nach den Grenzpunkten entsandt werden.

Das Eindringen der Russen ist wohl darauf zurückzuführen, weil der Grenzort Walkenried seit etwa 14 Tagen ohne engl. Besatzung ist und die Russen dies inzwischen in Erfahrung gebracht haben dürften.

(Hermann G.)

Meister d. Landpolizei

Landespolizeiposten Walkenried

Walkenried, den 25. Juni 1946

Anzeige wegen Vergewaltigung durch einen russischen Posten

Geschädigt: Die Hausangestellte Irmgard F., geb. … 1925, wohnh. ….b/​Halle, erstattet folgende Anzeige:

„Ich bin seit dem 3. 3. 1945 aus Schlesien evakuiert und wohne seit dieser Zeit bei Halle. Meine Mutter wohnt seit dieser Zeit in Saarbrücken. Da ich sie schon lange nicht gesehen habe, wollte ich sie besuchen.

Zu diesem Zwecke wollte ich am 24. 6. 1946 bei Ellrich über die Grenze gehen, um von Walkenried nach Saarbrücken zu fahren. In meiner Begleitung befanden sich zwei Männer und vier Frauen. Als wir etwa 1 ½ km von der Grenze entfernt waren, begegnete uns ein ca. 16-jähriger Junge, der uns die Richtung anwies. Wir folgten seinem Rate und sind zwei russ. Posten in die Hände geraten. Diese führten uns in ein Gebüsch, wo wir durchsucht und ausgeplündert wurden. Hierauf wurden alle anderen Personen fortgeschickt. Mich hat der russ. Posten zurückgehalten und mich unter Bedrohung mit der Waffe vergewaltigt. Nach der Vergewaltigung hat der Russe sein Messer gezogen und mich zur brit. Zone gejagt. Ich ging hier in Walkenried sofort zum Arzt Dr. Riechert zur Untersuchung. Dieser sagte mir, ich solle bei der Polizei eine Anzeige erstatten.“

Die deutsch-deutsche Grenze 1945–1990

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