Читать книгу Auf der Suche nach Wärme - Ella Mackener - Страница 7

Kapitel 5

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Man kann nur das Rascheln der Blätter in den Bäumen und das Plätschern der Alster hören, wenn kleine Wellen auf das Ufer treffen. Der Mond spiegelt sich im Wasser wider. Er verwandelt die Alster in ein Glitzermeer. Lauter kleine Lichtspitzen, die auf mich zurollen. Ich bin von völliger Dunkelheit umgeben. Normalerweise würde mir diese Situation einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen. Jetzt empfinde ich das Hier und Jetzt als friedlich. Aber im Gegensatz zu dem, was in mir vorgeht, wäre wohl jede Umgebung friedlich.

Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier sitze. Ich weiß nicht, wohin ich soll.

Mein Schluchzen ist verebbt; die Tränen getrocknet. Mich erfüllt eine unerträgliche Leere. Sie füllt meinen ganzen Körper, erstreckt sich bis zu meinen Fingerspitzen. Ich bin wie betäubt, fühle gar nichts mehr.

Nicht die Mücken, die mich langsam aussagen; nicht die Kälte, die langsam meine Kleider einnimmt; nicht den jungen Mann, der sich neben mich setzt.

"Wat n schejner lauer Sommeroabend, nejch?!"

Langsam drehe ich mich um. Ich bin eine aufgeschlossene Person. Unter anderen Umständen hätte ich ihm ein herzliches Lächeln geschenkt, wäre fröhlich auf eine oberflächliche Unterhaltung eingegangen. Aber nicht unter diesen Umständen.

Er muss erst Anfang 20 sein. Er trägt volles Haar, welches er mit etwas Wachs locker nach hinten gekämmt hat - nicht versnobt. Leger. Der Mondschein enttarnt sein Gesicht als makellos. Keine Fältchen, die aus seinem Leben erzählen.

Ich sehe ihn schon viel zu lange ausdruckslos an. Mir ist nach keiner Unterhaltung, ich bin längst für keine Ablenkung zu haben. Ich möchte nur die Leere genießen. Kurz nicht von dem Schock und der Trauer übermannt zu werden, wieder atmen zu können, ist beinahe ein Genuss. Eine Pause, die ich mir nicht nehmen lassen möchte.

Also stehe ich auf und verschwinde in der Dunkelheit.


Auf der Suche nach Wärme

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