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Der offenbarende und offenbarte Gott

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Beginnen wir am Anfang. Wir nennen dieses Buch „Offenbarung“. Gott offenbart sich und sein Verhalten uns gegenüber. Er erzählt uns nicht etwas, er zeigt sich selbst. Bücher haben Autoren. Wie auch immer wir uns die Inspiration vorstellen, die christliche Kirche geht davon aus, dass Gott auf die eine oder andere Weise für dieses Buch zuständig ist und zwar offenbarend, nicht nur informativ. Die Autorität der Bibel ergibt sich direkt aus der Autorschaft Gottes. Anders ausgedrückt handelt es sich hier nicht um eine unpersönliche Autorität, eine Ansammlung von Fakten oder Wahrheiten. Es ist keine papierene Autorität, wie wir sie in Gesetzestexten in unseren Rechtsbibliotheken finden oder die faktische Autorität eines Mathematikbuches. Dies ist eine Offenbarung, von einer Person offenbart – wir erhalten Einblick, wir erfahren von Angesicht zu Angesicht, was es heißt, unser Leben als Mann oder Frau zu leben, die wir im Ebenbild Gottes geschaffen sind.

Die frühen Christen bekamen eine gebrauchsfertige Bibel, das, was wir heute das Alte Testament nennen, die Thora und die Propheten und weitere Schriften, die für die Hebräer maßgebend waren. Für die erste Generation waren diese hebräischen Schriftrollen die christliche Bibel. Doch dann zirkulierten die Schriften von Paulus und anderen Leitern der frühen christlichen Kirche. Außerdem wurden die Geschichten über Jesus niedergeschrieben, die Inhalt für die gute Nachricht, das Evangelium lieferten, das mit viel Freude und Nachdruck gepredigt und gelehrt wurde. Man erkannte, dass diese Schriften eine Fortsetzung der Heiligen Schrift waren, die jene Christen ja in Ehren hielten, an die sie glaubten, aus der sie predigten und lehrten. Nach und nach wurde ihnen klar, dass beides zusammenpasste, dass es eine gemeinsame Autorschaft gab zwischen den hebräischen Schriften, die schon so lange Teil ihrer Tradition waren, und diesem neuen Evangelium sowie den Briefen der Gott lobenden und bezeugenden Christen. Es dauerte eine Weile, bis diese Erkenntnis sich etabliert hatte. Es passierte nicht von heute auf morgen. Schließlich musste man sich erst an die Vorstellung gewöhnen, dass ein dünnes Buch, geschrieben von Markus, zusammengefasst wurde mit dem gewaltigen, fünf Bände umfassenden Wort Gottes, das Mose zugeschrieben wurde. Es war ziemlich viel verlangt, die Briefe von Paulus an neu gegründete und unerfahrene Gruppen neu bekehrter Christen in eine Reihe mit den seit Jahrhunderten bewährten Psalmen und dem Ehrfurcht gebietenden Jesaja zu stellen. Auch wenn Paulus‘ Briefe brillant geschrieben waren, schien es nicht sehr wahrscheinlich, dass dies eintreten würde. Und doch passierte es. Die heilige Gemeinschaft fasste diese beiden Teile schließlich zusammen. Es entstanden die zwei „Testamente“, aus denen ein Buch wurde, unsere Heilige Schrift. Innerhalb von ungefähr einhundert Jahren besaßen die frühen Christen im Grunde die gleiche Heilige Schrift, wie wir sie heute haben.

Nicht alle waren damit einverstanden, was da gemacht wurde: Das Ergebnis blieb nicht unangefochten. Es gab Gruppen, die mit den alten hebräischen Schriftrollen nichts zu tun haben wollten. Sie wandten ein, dass der Gott, der sich in diesen alten Büchern zeigte, nicht im Entferntesten etwas mit dem Gott zu tun hatte, den Jesus offenbart hatte und von dem er gepredigt hatte. Dann gab es Splittergruppen (unterschiedlich gnostisch geprägt), die sich ins andere Extrem verstiegen – sie wollten alles einschließen, was innerhalb der großen Gruppe erbaulicher Texte gut schien, was offenbar exklusive Einsichten vermittelte. „Exklusive“ und „erbauliche“ geistliche Impulse waren damals so beliebt wie heute. Doch Schritt für Schritt entlarvte die Gemeinschaft der Christen alles Törichte und Sensationelle und wagte es, ihren Konsens als Gottes Wort zu bezeichnen.



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