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Hoshia

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Vor ein paar Jahren wurden meine Frau und ich während einer Israelreise zu einem Morgengebet in eine orthodoxe jüdische Synagoge eingeladen. Wir waren zu diesem Zeitpunkt in dem kleinen galiläischen Dorf Hoshia. Es war halb acht Uhr morgens. Anwesend waren vierzehn oder fünfzehn Jungen und junge Männer im Alter von etwa zwölf bis siebzehn Jahren und eine kleine Gruppe älterer Männer. Die Jungen lasen aus der Bibel – es handelte sich um eine große Schriftrolle, die zwei Jungen feierlich aus dem „Heiligen Schrein“ holten, ehrfürchtig auf einen Lesetisch legten und bis zu der Stelle der heutigen Morgenlesung aufrollten. Sie behandelten sie so ehrfürchtig, so stolz. Dann begannen sie zu lesen, doch es sah nur so aus, als würden sie lesen, denn sie hatten sie auswendig gelernt, die gesamte Tora, die ersten fünf Bücher der Bibel. Später fanden wir heraus, dass alle Jungen sie komplett auswendig gelernt hatten – vom Anfang bis zum Ende. Dabei waren sie bei dem, was sie taten, so unbefangen, so jungenhaft, so zufrieden und so fröhlich.

Nach dem Ende des Gottesdienstes blieben ein paar Jungen da, um mit uns zu sprechen. Sie waren so stolz auf ihre Synagoge und ihre Schriftrollen, so erfreut, uns erklären zu können, was sie dort taten. Sie waren das völlige Gegenteil widerwilliger Schuljungen, die sich durch den Unterricht quälen, oder frommer Schuljungen, die versuchen, Gott durch ihre Andächtigkeit zu beeindrucken. Sie waren einfach nur Jungen, allerdings Jungen, die mit Freude entdeckt hatten, wie die Bibel in ihnen arbeitet, ihnen einen lebendigen Gott offenbart, der hilft zu leben, diese Bibel, die in ihnen verdaut wird, während sie jeden Morgen zusammenkommen, um dieses Buch zu essen.

Wir waren tief berührt von der freudigen Hingabe dieser Jungen an das, was Gott ihnen in dieser Schriftrolle offenbarte, davon, wie sie die zentrale Stellung und Autorität dieser Heiligen Schrift nicht aussprachen, sondern lebten. Und es berührte uns noch tiefer, als wir später darüber sprachen, wie viele Jungen und Mädchen, Männer und Frauen über die ganze Welt verteilt, hungrige Männer und Frauen, genau das Gleiche taten und wie glücklich wir sein konnten, dass wir schon mit so vielen von ihnen so gute Mahlzeiten eingenommen hatten – herzhafte Mahlzeiten, Mahlzeiten, die die Seele füllen.

14Karl Barth bevorzugt den Begriff „Seinsweisen“: „Gott ist Einer in drei Seinsweisen, Vater, Sohn und Heiliger Geist“ (Barth, Karl: Kirchliche Dogmatik I,1: Die Lehre vom Wort Gottes. Prolegomena zur Kirchlichen Dogmatik, Evangelischer Verlag, Zollikon/Zürich 1955, S. 379).

15Lewis, C. S.: Über das Lesen von Büchern. Aus dem Englischen von Hans Schmidthüs, Herder, Freiburg 1966, S. 82 (Originalausgabe: Lewis, C. S.: An Experiment in Criticism, Cambridge University Press, Cambridge 1961). Lewis gibt noch folgende Veranschaulichung: „[Aufnehmen ist] … als ob wir auf eine Radfahrt mitgenommen würden von einem Mann, der Straßen kennt, die wir bis dahin nie erforscht haben. Das andere [Gebrauchen] ist, als ob wir unserm eigenen Fahrrad einen kleinen Hilfsmotor hinzufügten und auf eine der vertrauten Fahrten gingen.“



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