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Demos gegen Untätigkeit – Hauptsache auf die Straße rennen!

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Stellen Sie sich nur einmal vor, die Entscheidungsträger hätten die Situation im März 2020 anders bewertet, ihnen wäre die Freiheit des Einzelnen wichtiger gewesen als die Gesundheit vieler. Wer hätte sich für das Ergebnis rechtfertigen wollen? Die gleichen Leute, die heute als vermeintliche Grundrechtsaktivisten auf die Straße gehen und lautstark die Abschaffung der Maskenpflicht fordern, hätten in einem solchen Fall (Achtung, Wortwitz!) kein Blatt vor den Mund genommen und den Politikern vorgeworfen, wirtschaftshörig zu sein und große Konzerne zulasten der Gesundheit der Bevölkerung zu bevorzugen. Ach, was wäre dann losgewesen? Und das Problem ist, dass es immer dieselben sind, die schimpfen und sich betrogen fühlen – egal, ob zu viel oder zu wenig Vorsorge betrieben wird.

Es lässt sich also festhalten: Funktioniert die Prävention, dann wird sie als unnötig wahrgenommen, geht sie schief, werden die Zuständigen als verantwortungslos hingestellt. Denken Sie an den Sicherheitsgurt im Auto. Wer würde den abschaffen wollen, weil die Zahl der Verkehrstoten stetig abnimmt? Ein anderes Beispiel wäre die Frage der Existenzberechtigung der Feuerwehr. Auch wenn es nicht brennt, ist man doch ganz froh, wenn die Männer und Frauen in Rot Wache halten. Kein Mensch käme auf die Idee, die Abschaffung der Feuerwehr zu fordern, weil es ja kaum brennt und die Feuerwehr nur Geld kostet.

Interessant ist auch, dass wir, vergleichen wir unsere Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie mit anderen Ländern, direkt sehen können, was passiert, wenn bestimmte Dinge durchgeführt werden oder nicht. Ein Bick nach Schweden oder in die USA müsste jeden, der auch nur statistische Grundkenntnisse besitzt, doch läutern. Aber stattdessen werden diese Länder von den Coronaleugnern als glänzende Beispiele hingestellt und die Zahlen so verdreht, dass jedem Mathematiklehrer schlecht würde.

Nichtsdestotrotz scheint laut repräsentativen Umfragen, durchgeführt zum Beispiel für den ARD-Deutschlandtrend, die Mehrzahl der Menschen hinter den Maßnahmen des Jahres 2020 gestanden zu haben. Die Gefahr, dass dem emotional und subjektiv wahrgenommenen Wegfall von Freiheiten kein klarer Gegenwert gegenüberzustehen scheint, ist aber groß und wird, je länger eine Krisensituation andauert, immer größer. Jeder einzelne Mensch muss zurückstehen und Einschränkungen in Kauf nehmen. Das Resultat ist aber nicht einmal, dass die Dinge zumindest bleiben, wie sie sind, nein, sie werden schlimmer. Die Arbeitslosigkeit steigt, die Wirtschaft kränkelt. Und das trotz der verordneten Maßnahmen (oder gerade wegen ihnen?!). Dass sich die Dinge viel schlimmer entwickeln würden, wenn man gar nichts täte, ist schwer zu erklären und noch schwerer zu beweisen. Es ist also durchaus eine Kunst, Prävention über einen langen Zeitraum als effektives Mittel zu kommunizieren – gerade, wenn sie so viel Verzicht fordert.

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WISSENSCHAFTLICHE DISKUSSION VERSUS MEINUNGSMACHE

Im Zuge der Diskussion, die im Internet immer wieder geführt wurde, wurde wissenschaftlich argumentierenden Menschen vorgeworfen, ihren Universitätsabschluss vorzuschieben, um Kritiker mundtot zu machen. Dieses Argument lässt sich tatsächlich nur in Teilen entkräften, weil es schlicht einer gewissen naturwissenschaftlichen Basisausbildung bedarf, um komplizierte mathematisch-wissenschaftliche Denkmodelle in Ansätzen zu verstehen. Um sich als ernstzunehmender Gesprächspartner am Diskurs zu beteiligen, benötigt man eben die Fähigkeit, wissenschaftliche Publikationen zu lesen (häufig sind diese auf Englisch verfasst) und die Zahlen zu interpretieren. Natürlich gibt es auch »Nicht-Wissenschaftler«, die das können. Bei einem derartig komplexen Thema wie einer Pandemie lassen sich viele Zusammenhänge allerdings nicht von Laien erfassen. Dies wollen die meisten aggressiven Coronaleugner nicht einsehen. Sie vertrauen lieber auf Schlagzeilen von digitalen Meinungsmachern und glauben, die echten Wissenschaftler enthielten ihnen Wahrheiten vor.

Der belogene Patient

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