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AHA rettet Leben

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Im Gegensatz zu den Maßnahmen des social distancing, von denen wir aus Erfahrungen mit der Spanischen Grippe wussten, dass sie funktionieren können (wenn auch deren Nutzen in einer globalisierten Welt nicht gänzlich klar war), hatte niemand jemals den Effekt dieser neuen Mund-Nase-Bedeckung belegen können. Außerdem sah man die Sache von Anfang an aus der falschen Perspektive. Bis heute ist nämlich eines völlig klar: Eine einfache Gesichtsbedeckung schützt niemanden vor einer Infektion. Aber: Wenn alle den Mundschutz tragen, dann wird andersrum ein Schuh daraus, denn die Gesichtsmaske schützt andere vor dem Infizierten und bremst auf diese Weise die Ausbreitung des Virus signifikant ein. Dies konnte übrigens in einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien bereits belegt werden.1 Insgesamt sind die AHA-Regeln (Abstand halten, auf Hygiene achten, Alltagsmaske tragen) aber die beste Waffe gegen Corona, die uns aktuell zur Verfügung steht – abgesehen von Impfungen natürlich.

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AEROSOLE

Bei Aerosolen handelt es sich um kleinste Tröpfchen, die beim Sprechen oder Husten und sogar beim normalen Atmen entstehen. Ihr Durchmesser ist kleiner als fünf Mikrometer (µm), also unvorstellbar winzig. Kommen sie mit Luft in Berührung, trocknen sie sofort aus und werden noch leichter. Aus diesem Grund können sich Aerosole über eine bestimmte Zeit (meist ein paar Minuten bis eine halbe Stunde, je nach äußeren Bedingungen) in der Luft halten. Sie stehen praktisch dort. Es bildet sich eine hochgefährliche Infektionswolke. So kann man erklären, dass sich Menschen am Virus angesteckt haben, die nachweislich keinen direkten Kontakt zu einem Infizierten hatten. Sie sind einfach durch die Aerosol-Wolke gelaufen – zum Beispiel im Restaurant oder im Schlachthof – und haben buchstäblich im falschen Moment eingeatmet. Weitere Infektionswege sind übrigens die direkte Tröpfcheninfektion, bei der Teilchen, die größer als fünf Mikrometer sind, übertragen werden, und die Kontaktinfektion über einen Mittler wie die Hand. Dieser Infektionsweg macht aber nach aktuellem Wissen nur einen kleinen Anteil aus und wurde anfänglich stark überschätzt.

Im Labor konnte man zeigen, dass die Ausbreitung der Aerosole durch den Mund-Nasen-Schutz dramatisch gebremst wird. Die Membran nimmt den winzigen Teilchen schlicht die kinetische Energie und die Infektwolke, die einen Infizierten umgibt, wird deutlich kleiner.

Der Effekt von Mund-Nase-Schutz und den sozialen Distanzierungsmaßnahmen konnte rückblickend in Studien analysiert werden2 und ist enorm. Die jeweiligen Einzelmaßnahmen reduzieren die Übertragung der Coronaviren um mehr als zehn Prozentpunkte. Insgesamt kann die Verbreitung des Virus also um fast 25 Prozent eingedämmt werden – nur durch zwei simple und unkomplizierte Verhaltensweisen. Die Bedingung: Alle müssen mitmachen! Allerdings wurde es zunehmend schwierig, die Bevölkerung auf immer neue, zum Teil auch undurchdachte Maßnahmen, die eher ein Resultat politischer Kompromisse als echter Wissenschaft sind, einzustimmen. Wir müssen aber, trotz oft katastrophaler Krisenkommunikation darauf achten, uns und andere zu schützen.

Und so schleicht sie sich in unser Leben ein, die neue Normalität – und wird so schnell nicht wieder verschwinden. Denn auch wenn der Impfstoff endlich zur Verfügung steht, sind Verteilungsprobleme unumgänglich. Umso wichtiger sind regelmäßige Testungen. Und so versuchen wir mit Trial und Error, mit Testungen und Impfstoffforschung, mit Vernunft und Disziplin dem Geschehen Herr zu werden und müssen auf unserem Weg auch einsehen, dass es einige gibt, die nicht mitgehen wollen, weil ihnen die Fähigkeit zum Verständnis einer grundlegenden Wahrheit fehlt: Niemand kennt den richtigen Weg – wir können nur versuchen ihn zu gehen.

Der belogene Patient

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