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2.2 Wo in älterer Zeit Kirchengebäude errichtet wurden 2.2.1 „Heiliger Ort“, „heiliger Raum“?

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Unstrittig ist die Grundbestimmung, „dass ein universaler Zug von ‚Religion‘ in ihrer Bindung an ganz spezifische, ‚heilige Orte‘ besteht, an denen der Verkehr mit numinos gedachten Mächten hergestellt wird. Ohne solche ‚Plätze‘ ist Religion schlechterdings nicht denkbar.“14 Der Religionsphänomenologe G. van der Leeuw hat Mitte des 20. Jahrhunderts den Begriff ‚heiliger Raum‘ so näher bestimmt: „Heiliger Raum ist ein Ort, der zur Stätte wird, indem sich an ihm die Wirkung der Macht wiederholt oder vom Menschen wiederholt wird.“15

Diese Stätte, ein solcher Ort wird aufgrund seiner natürlichen Gegebenheiten als religiöser und heiliger Ort empfunden. Zur Veranschaulichung dafür wird immer wieder Seneca zitiert: „Wenn du einem Haine (lucus) nahest, der durch zahlreiche alte und ungewöhnlich hohe Bäume ausgezeichnet ist und in dem Schatten der einander bedeckenden Zweige den Eindruck des Himmelsdaches hervorruft: die schlanke Höhe der Bäume, das geheimnisvolle Dunkel des Ortes, die Bewunderung des so augenscheinlich dichten und durch nichts unterbrochenen Schattens ruft in dir den Glauben an eine Gottheit wach. Und wo eine tiefe Grotte sich unter überhängenden Felsen in den Berg hineinzieht, nicht von Menschen gemacht, sondern durch Naturkräfte so weit ausgehöhlt, wird deine Seele von der Ahnung des Göttlichen durchbebt werden. Großer Flüsse Ursprung verehren wir. Wo irgendwo unvermittelt ein gewaltiger Strom hervortritt, stehen Altäre. Verehrungswürdig sind warme Quellen, und manchen Seen hat schattiges Dunkel oder unergründliche Tiefe Heiligkeit verliehen.“16 An solchen, durch die natürlichen Gegebenheiten herausgehobenen Orten wurden in vielen Religionen Heiligtümer errichtet. Es kommt zur Verbindung von natürlichen Gegebenheiten und von Artefakten. Hier kann auf viele Tempel verwiesen werden, die an topographisch auffälliger Lage errichtet worden sind. Das gilt aber ebenso für einige christliche Kirchengebäude, v.a. aber für Kapellenbauten.

In früher Zeit war allgemein geteilte Auffassung, „daß man Heiligtümer nicht machen und ihre Stätten nicht wählen, sondern sie immer nur ‚finden‘ kann“17. Dieses „Finden“ des „heiligen Ortes“ gewinnt seinen Ausdruck in zweierlei Hinsicht: Zum einen ist auf das Prinzip der religiösen Kontinuität hinzuweisen. Das „Haus“ der aktuellen Religion wird an dem Ort errichtet, wo auch schon ein Monument der früheren Religion aufgerichtet war. In der Vergangenheit religiös besonders ausgezeichnete und ausgewiesene Orte werden auch von der aktuellen Religion bevorzugt besetzt. Zum anderen ist auf Legenden hinzuweisen, in deren Erzählung die Lokalität des heiligen Ortes durch besondere Erlebnisse herausgehobener Menschen bzw. aufgrund besonderer Ereignisse erklärt wird.

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