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Kapitel 12

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Annemieke

Die Tage vergingen und wurden zu Wochen und die Wochen wurden zu Monaten. Der Spätsommer verwandelte sich in einen kühlen und nassen Herbst und aus dem Herbst wurde ein schneereicher Winter. Für mich war es zur Gewohnheit geworden, etwa einmal in der Woche mit meiner Mutter zu telefonieren und sie auf dem Laufenden zu halten. Rena und ich waren etwas öfter in Kontakt und ab und zu sprach ich auch mit meiner Großtante und meinem Großonkel, die auch immer neugierig darauf waren, wie mir das Farmleben gefiel.

Als Weihnachten vor der Tür stand, überkam mich allerdings doch ein wenig Heimweh, auch wenn sich Margret und James sich alle Mühe gaben, uns ein schönes Fest zu bereiten.

Anfang Januar wurde mir dann auf einmal schlagartig bewusst, dass ich mich um meinen Rückflug kümmern musste, denn mein Sechs-Monats-Visum war fast abgelaufen. Das machte mich auch sehr traurig, denn ich hatte mich hier sehr gut eingelebt und mich an das Farmleben gewöhnt und wollte gar nicht mehr zurück.

Doch mein stummer Wunsch, die Zeit möge doch bitte langsamer vergehen, schien nicht erhört worden zu sein und so musste ich mich nicht nur an den Gedanken gewöhnen, mich bald von Margret, James, Henry und Julius verabschieden zu müssen, sondern auch von Andy.

„Wie? Du musst schon wieder zurück?“, fragte er erstaunt, als ich mich ein paar Tage vor dem Rückflug nach Rosebrook durchgekämpft hatte, denn es schneite zwar nicht mehr ständig, allerdings war es so kalt geworden, dass der Schnee liegen geblieben war und somit die Infrastruktur nahezu lahmgelegt hatte.

„Ja, leider. Die Zeit ist einfach viel zu schnell vergangen“, sagte ich traurig.

„Okay, dann...vielleicht hört man ja irgendwann noch einmal voneinander.“

„Ja, vielleicht.“ „Mach‘s gut, Annie“, sagte er und wir umarmten uns zum Abschied.

Ähnlich war die Situation am Flughafen: ich konnte mich einfach nicht mehr zusammenreißen und so kullerten ein paar Tränen über meine Wangen.

„Es war so toll, dich kennengelernt zu haben“, sagte Margret, die den Anfang machte. „Und meld dich hin und wieder mal, ja?“ Ich nickte, denn ich konnte einfach kein Wort herausbringen. Nachdem ich mich von James verabschiedet hatte, klopfte mir Henry kumpelhaft auf die Schulter. „Alles Gute“, sagte er.

„Danke, dass du dichtgehalten hast“, sagte Julius leise auf Deutsch. Ich lächelte ihm verschwörerisch zu, bevor ich – wie sechs Monate zuvor – durch die Personenkontrolle ging. Dieses Mal allerdings versuchte ich so lange wie möglich Blickkontakt zu halten und winkte ein letztes Mal, kurz bevor wir uns nicht mehr sehen konnten.

Die falsche Ecke der Heide

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