Читать книгу Wallensteins Tod - Фридрих Шиллер, Friedrich von Schiller - Страница 13

Zweiter Aufzug
Dritter Auftritt

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Wallenstein. Terzky. Gleich darauf Illo.

Terzky

     Max Piccolomini verließ dich eben?


Wallenstein

     Wo ist der Wrangel?


Terzky

     Fort ist er.


Wallenstein

     So eilig?


Terzky

     Es war, als ob die Erd' ihn eingeschluckt.

     Er war kaum von dir weg, als ich ihm nachging,

     Ich hatt' ihn noch zu sprechen, doch – weg war er,

     Und niemand wußte mir von ihm zu sagen.

     Ich glaub, es ist der Schwarze selbst gewesen,

     Ein Mensch kann nicht auf einmal so verschwinden.


Illo. (kommt)

     Ist's wahr, daß du den Alten willst verschicken?


Terzky

     Wie? Den Octavio! Wo denkst du hin?


Wallenstein

     Er geht nach Frauenberg, die spanischen

     Und welschen Regimenter anzuführen.


Terzky

     Das wolle Gott nicht, daß du das vollbringst!


Illo

     Dem Falschen willst du Kriegsvolk anvertrauen?

     Ihn aus den Augen lassen, grade jetzt,

     In diesem Augenblicke der Entscheidung?


Terzky

     Das wirst du nicht tun. Nein, um alles nicht!


Wallenstein

     Seltsame Menschen seid ihr.


Illo

     Oh! nur diesmal

     Gib unsrer Warnung nach. Laß ihn nicht fort.


Wallenstein

     Und warum soll ich ihm dies eine Mal

     Nicht trauen, da ich's stets getan? Was ist geschehn,

     Das ihn um meine gute Meinung brächte?

     Aus eurer Grille, nicht der meinen, soll ich

     Mein alt erprobtes Urteil von ihm ändern?

     Denkt nicht, daß ich ein Weib sei. Weil ich ihm

     Getraut bis heut, will ich auch heut ihm trauen.


Terzky

     Muß es denn der just sein? Schick einen andern.


Wallenstein

     Der muß es sein, den hab ich mir erlesen.

     Er taugt zu dem Geschäft, drum gab ich's ihm.


Illo

     Weil er ein Welscher ist, drum taugt er dir.


Wallenstein

     Weiß wohl, ihr wart den beiden nie gewogen,

     Weil ich sie achte, liebe, euch und andern

     Vorziehe, sichtbarlich, wie sie's verdienen,

     Drum sind sie euch ein Dorn im Auge! Was

     Geht euer Neid mich an und mein Geschäft?

     Daß ihr sie haßt, das macht sie mir nicht schlechter.

     Liebt oder haßt einander, wie ihr wollt,

     Ich lasse jedem seinen Sinn und Neigung,

     Weiß doch, was mir ein jeder von euch gilt.


Illo

     Er geht nicht ab – müßt' ich die Räder ihm am Wagen

     Zerschmettern lassen.


Wallenstein

     Mäßige dich, Illo!


Terzky

     Der Questenberger, als er hier gewesen,

     Hat stets zusammen auch gesteckt mit ihm.


Wallenstein

     Geschah mit meinem Wissen und Erlaubnis.


Terzky

     Und daß geheime Boten an ihn kommen

     Vom Gallas, weiß ich auch.


Wallenstein

     Das ist nicht wahr.


Illo

     Oh! du bist blind mit deinen sehenden Augen!


Wallenstein

     Du wirst mir meinen Glauben nicht erschüttern,

     Der auf die tiefste Wissenschaft sich baut.

     Lügt er, dann ist die ganze Sternkunst Lüge.

     Denn wißt, ich hab ein Pfand vom Schicksal selbst,

     Daß er der treuste ist von meinen Freunden.


Illo

     Hast du auch eins, daß jenes Pfand nicht lüge?


Wallenstein

     Es gibt im Menschenleben Augenblicke,

     Wo er dem Weltgeist näher ist als sonst

     Und eine Frage frei hat an das Schicksal.

     Solch ein Moment war's, als ich in der Nacht,

     Die vor der Lützner Aktion vorherging,

     Gedankenvoll an einen Baum gelehnt,

     Hinaussah in die Ebene. Die Feuer

     Des Lagers brannten düster durch den Nebel,

     Der Waffen dumpfes Rauschen unterbrach,

     Der Runden Ruf einförmig nur die Stille.

     Mein ganzes Leben ging, vergangenes

     Und künftiges, in diesem Augenblick

     An meinem inneren Gesicht vorüber,

     Und an des nächsten Morgens Schicksal knüpfte

     Der ahnungsvolle Geist die fernste Zukunft.

     Da sagt' ich also zu mir selbst: " So vielen

     Gebietest du! Sie folgen deinen Sternen

     Und setzen, wie auf eine große Nummer,

     Ihr Alles auf dein einzig Haupt und sind

     In deines Glückes Schiff mit dir gestiegen.

     Doch kommen wird der Tag, wo diese alle

     Das Schicksal wieder auseinanderstreut,

     Nur wen'ge werden treu bei dir verharren.

     Den möcht' ich wissen, der der Treuste mir

     Von allen ist, die dieses Lager einschließt.

     Gib mir ein Zeichen, Schicksal! Der soll's sein,

     Der an dem nächsten Morgen mir zuerst

     Entgegenkommt mit einem Liebeszeichen".

     Und dieses bei mir denkend, schlief ich ein.

     Und mitten in die Schlacht ward ich geführt

     Im Geist. Groß war der Drang. Mir tötete

     Ein Schuß das Pferd, ich sank, und über mir

     Hinweg, gleichgültig, setzten Roß und Reiter,

     Und keuchend lag ich, wie ein Sterbender,

     Zertreten unter ihrer Hufe Schlag.

     Da faßte plötzlich hilfreich mich ein Arm,

     Es war Octavio – und schnell erwach ich,

     Tag war es, und – Octavio stand vor mir.

     "Mein Bruder", sprach er, "reite heute nicht

     Den Schecken, wie du pflegst. Besteige lieber

     Das sichre Tier, das ich dir ausgesucht.

     Tu's mir zu Lieb'. Es warnte mich ein Traum."

     Und dieses Tieres Schnelligkeit entriß

     Mich Banniers verfolgenden Dragonern.

     Mein Vetter ritt den Schecken an dem Tag,

     Und Roß und Reiter sah ich niemals wieder.


Illo

     Das war ein Zufall.


Wallenstein. (bedeutend)

     Es gibt keinen Zufall;

     Und was uns blindes Ohngefähr nur dünkt,

     Gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.

     Versiegelt hab ich's und verbrieft, daß er

     Mein guter Engel ist, und nun kein Wort mehr!


(Er geht.)

Terzky

     Das ist mein Trost, der Max bleibt uns als Geisel.


Illo

     Und der soll mir nicht lebend hier vom Platze.


Wallenstein. (bleibt stehen und kehrt sich um)

     Seid ihr nicht wie die Weiber, die beständig

     Zurück nur kommen auf ihr erstes Wort,

     Wenn man Vernunft gesprochen stundenlang!

     – Des Menschen Taten und Gedanken, wißt!

     Sind nicht wie Meeres blind bewegte Wellen.

     Die innre Welt, sein Mikrokosmus, ist

     Der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.

     Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht,

     Sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.

     Hab ich des Menschen Kern erst untersucht,

     So weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln.


(Gehen ab.)

Wallensteins Tod

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