Читать книгу Wallensteins Tod - Фридрих Шиллер, Friedrich von Schiller - Страница 7

Erster Aufzug
Fünfter Auftritt

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Wallenstein und Wrangel.

Wallenstein. (nachdem er einen forschenden Blick auf ihn geheftet)

     Ihr nennt Euch Wrangel?


Wrangel

     Gustav Wrangel, Oberst

     Vom blauen Regimente Südermannland.


Wallenstein

     Ein Wrangel war's, der vor Stralsund viel Böses

     Mir zugefügt, durch tapfre Gegenwehr

     Schuld war, daß mir die Seestadt widerstanden.


Wrangel

     Das Werk des Elements, mit dem Sie kämpften,

     Nicht mein Verdienst, Herr Herzog! Seine Freiheit

     Verteidigte mit Sturmes Macht der Belt,

     Es sollte Meer und Land nicht einem dienen.


Wallenstein

     Den Admiralshut rißt Ihr mir vom Haupt.


Wrangel

     Ich komme, eine Krone drauf zu setzen.


Wallenstein. (winkt ihm, Platz zu nehmen, setzt sich)

     Euer Kreditiv. Kommt Ihr mit ganzer Vollmacht?


Wrangel. (bedenklich)

     Es sind so manche Zweifel noch zu lösen —


Wallenstein. (nachdem er gelesen)

     Der Brief hat Händ' und Füß'. Es ist ein klug,

     Verständig Haupt, Herr Wrangel, dem Ihr dienet.

     Es schreibt der Kanzler: er vollziehe nur

     Den eignen Einfall des verstorbnen Königs,

     Indem er mir zur böhm'schen Kron' verhelfe.


Wrangel

     Er sagt, was wahr ist. Der Hochselige

     Hat immer groß gedacht von Euer Gnaden

     Fürtrefflichem Verstand und Feldherrngaben,

     Und stets der Herrschverständigste, beliebt' ihm

     Zu sagen, sollte Herrscher sein und König.


Wallenstein

     Er durft' es sagen.


(Seine Hand vertraulich fassend.)

     Aufrichtig, Oberst Wrangel – Ich war stets

     Im Herzen auch gut schwedisch – Ei, das habt ihr

     In Schlesien erfahren und bei Nürnberg.

     Ich hatt' euch oft in meiner Macht und ließ

     Durch eine Hintertür euch stets entwischen.

     Das ist's, was sie in Wien mir nicht verzeihn,

     Was jetzt zu diesem Schritt mich treibt – Und weil

     Nun unser Vorteil so zusammengeht,

     So laßt uns zu einander auch ein recht

     Vertrauen fassen.


Wrangel

     Das Vertraun wird kommen,

     Hat jeder nur erst seine Sicherheit.


Wallenstein

     Der Kanzler, merk ich, traut mir noch nicht recht.

     Ja, ich gesteh's – Es liegt das Spiel nicht ganz

     Zu meinem Vorteil – Seine Würden meint,

     Wenn ich dem Kaiser, der mein Herr ist, so

     Mitspielen kann, ich könn' das gleiche tun

     Am Feinde, und das eine wäre mir

     Noch eher zu verzeihen als das andre.

     Ist das nicht Eure Meinung auch, Herr Wrangel?


Wrangel

     Ich hab hier bloß ein Amt und keine Meinung.


Wallenstein

     Der Kaiser hat mich bis zum Äußersten

     Gebracht. Ich kann ihm nicht mehr ehrlich dienen.

     Zu meiner Sicherheit, aus Notwehr tu ich

     Den harten Schritt, den mein Bewußtsein tadelt.


Wrangel

     Ich glaub's. So weit geht niemand, der nicht muß.


(Nach einer Pause.)

     Was Eure Fürstlichkeit bewegen mag,

     Also zu tun an ihrem Herrn und Kaiser,

     Gebührt nicht uns zu richten und zu deuten.

     Der Schwede ficht für seine gute Sach'

     Mit seinem guten Degen und Gewissen.

     Die Konkurrenz ist, die Gelegenheit

     Zu unsrer Gunst, im Krieg gilt jeder Vorteil,

     Wir nehmen unbedenklich, was sich bietet;

     Und wenn sich alles richtig so verhält —


Wallenstein

     Woran denn zweifelt man? An meinem Willen?

     An meinen Kräften? Ich versprach dem Kanzler,

     Wenn er mir sechzehntausend Mann vertraut,

     Mit achtzehntausend von des Kaisers Heer

     Dazuzustoßen —


Wrangel

     Euer Gnaden sind

     Bekannt für einen hohen Kriegesfürsten,

     Für einen zweiten Attila und Pyrrhus.

     Noch mit Erstaunen redet man davon,

     Wie Sie vor Jahren, gegen Menschendenken,

     Ein Heer wie aus dem Nichts hervorgerufen.

     Jedennoch —


Wallenstein

     Dennoch?


Wrangel

     Seine Würden meint,

     Ein leichter Ding doch möcht' es sein, mit nichts

     Ins Feld zu stellen sechzigtausend Krieger,

     Als nur ein Sechzigteil davon


(er hält inne)

Wallenstein

     Nun, was?

     Nur frei heraus!


Wrangel

     Zum Treubruch zu verleiten.


Wallenstein

     Meint er? Er urteilt wie ein Schwed' und wie

     Ein Protestant. Ihr Lutherischen fechtet

     Für eure Bibel, euch ist's um die Sach';

     Mit eurem Herzen folgt ihr eurer Fahne. —

     Wer zu dem Feinde läuft von euch, der hat

     Mit zweien Herrn zugleich den Bund gebrochen.

     Von all dem ist die Rede nicht bei uns —


Wrangel

     Herr Gott im Himmel! Hat man hierzulande

     Denn keine Heimat, keinen Herd und Kirche?


Wallenstein

     Ich will Euch sagen, wie das zugeht – Ja,

     Der Österreicher hat ein Vaterland

     Und liebt's und hat auch Ursach', es zu lieben.

     Doch dieses Heer, das kaiserlich sich nennt,

     Das hier in Böheim hauset, das hat keins;

     Das ist der Auswurf fremder Länder, ist

     Der aufgegebne Teil des Volks, dem nichts

     Gehöret als die allgemeine Sonne.

     Und dieses böhm'sche Land, um das wir fechten,

     Das hat kein Herz für seinen Herrn, den ihm

     Der Waffen Glück, nicht eigne Wahl gegeben.

     Mit Murren trägt's des Glaubens Tyrannei,

     Die Macht hat's eingeschreckt, beruhigt nicht.

     Ein glühend, rachvoll Angedenken lebt

     Der Greuel, die geschahn auf diesem Boden.

     Und kann's der Sohn vergessen, daß der Vater

     Mit Hunden in die Messe ward gehetzt?

     Ein Volk, dem das geboten wird, ist schrecklich,

     Es räche oder dulde die Behandlung.


Wrangel

     Der Adel aber und die Offiziere?

     Solch eine Flucht und Felonie, Herr Fürst,

     Ist ohne Beispiel in der Welt Geschichten.


Wallenstein

     Sie sind auf jegliche Bedingung mein.

     Nicht mir, den eignen Augen mögt Ihr glauben.


(Er gibt ihm die Eidesformel. Wrangel durchliest sie, legt sie, nachdem er gelesen, schweigend auf den Tisch.)

     Wie ist's? Begreift Ihr nun?


Wrangel

     Begreif 's, wer's kann!

     Herr Fürst! Ich laß die Maske fallen – Ja!

     Ich habe Vollmacht, alles abzuschließen.

     Es steht der Rheingraf nur vier Tagemärsche

     Von hier mit funfzehntausend Mann, er wartet

     Auf Ordre nur, zu Ihrem Heer zu stoßen.

     Die Ordre stell ich aus, sobald wir einig.


Wallenstein

     Was ist des Kanzlers Forderung?


Wrangel. (bedenklich)

     Zwölf Regimenter gilt es, schwedisch Volk.

     Mein Kopf muß dafür haften. Alles könnte

     Zuletzt nur falsches Spiel —


Wallenstein. (fährt auf)

     Herr Schwede!


Wrangel. (ruhig fortfahrend)

     Muß demnach

     Darauf bestehn, daß Herzog Friedland förmlich,

     Unwiderruflich breche mit dem Kaiser,

     Sonst ihm kein schwedisch Volk vertrauet wird.


Wallenstein

     Was ist die Forderung? Sagt's kurz und gut.


Wrangel

     Die span'schen Regimenter, die dem Kaiser

     Ergeben, zu entwaffnen, Prag zu nehmen

     Und diese Stadt wie auch das Grenzschloß Eger

     Den Schweden einzuräumen.


Wallenstein

     Viel gefordert!

     Prag! Sei's um Eger! Aber Prag? Geht nicht.

     Ich leist euch jede Sicherheit, die ihr

     Vernünft'gerweise von mir fordern möget.

     Prag aber – Böhmen – kann ich selbst beschützen.


Wrangel

     Man zweifelt nicht daran. Es ist uns auch

     Nicht ums Beschützen bloß. Wir wollen Menschen

     Und Geld umsonst nicht aufgewendet haben.


Wallenstein

     Wie billig.


Wrangel

     Und so lang, bis wir entschädigt,

     Bleibt Prag verpfändet.


Wallenstein

     Traut ihr uns so wenig?


Wrangel. (steht auf)

     Der Schwede muß sich vorsehn mit dem Deutschen.

     Man hat uns übers Ostmeer hergerufen;

     Gerettet haben wir vom Untergang

     Das Reich – mit unserm Blut des Glaubens Freiheit,

     Die heil'ge Lehr' des Evangeliums

     Versiegelt – Aber jetzt schon fühlet man

     Nicht mehr die Wohltat, nur die Last, erblickt

     Mit scheelem Aug' die Fremdlinge im Reiche

     Und schickte gern mit einer Handvoll Geld

     Uns heim in unsre Wälder. Nein! wir haben

     Um Judas' Lohn, um klingend Gold und Silber

     Den König auf der Walstatt nicht gelassen!

     So vieler Schweden adeliges Blut,

     Es ist um Gold und Silber nicht geflossen!

     Und nicht mit magerm Lorbeer wollen wir

     Zum Vaterland die Wimpel wieder lüften,

     Wir wollen Bürger bleiben auf dem Boden,

     Den unser König fallend sich erobert.


Wallenstein

     Helft den gemeinen Feind mir niederhalten,

     Das schöne Grenzland kann euch nicht entgehn.


Wrangel

     Und liegt zu Boden der gemeine Feind,

     Wer knüpft die neue Freundschaft dann zusammen?

     Uns ist bekannt, Herr Fürst – wenngleich der Schwede

     Nichts davon merken soll – daß Ihr mit Sachsen

     Geheime Unterhandlung pflegt. Wer bürgt uns

     Dafür, daß wir nicht Opfer der Beschlüsse sind,

     Die man vor uns zu hehlen nötig achtet?


Wallenstein

     Wohl wählte sich der Kanzler seinen Mann,

     Er hätt' mir keinen zähern schicken können.


(Aufstehend.)

     Besinnt Euch eines Bessern, Gustav Wrangel.

     Von Prag nichts mehr.


Wrangel

     Hier endigt meinen Vollmacht.


Wallenstein

     Euch meine Hauptstadt räumen! Lieber tret ich

     Zurück – zu meinem Kaiser.


Wrangel

     Wenn's noch Zeit ist.

     Wallenstein.

     Das steht bei mir, noch jetzt, zu jeder Stunde.


Wrangel

     Vielleicht vor wenig Tagen noch. Heut nicht mehr.

     – Seit der Sesin gefangen sitzt, nicht mehr.


(Wie Wallenstein betroffen schweigt.)

     Herr Fürst! Wir glauben, daß Sie's ehrlich meinen;

     Seit gestern – sind wir des gewiß – Und nun

     Dies Blatt uns für die Truppen bürgt, ist nichts,

     Was dem Vertrauen noch im Wege stünde.

     Prag soll uns nicht entzweien. Mein Herr Kanzler

     Begnügt sich mit der Altstadt, Euer Gnaden

     Läßt er den Ratschin und die kleine Seite.

     Doch Eger muß vor allem sich uns öffnen,

     Eh' an Konjunktion zu denken ist.


Wallenstein

     Euch also soll ich trauen, ihr nicht mir?

     Ich will den Vorschlag in Erwägung ziehn.


Wrangel

     In keine gar zu lange, muß ich bitten.

     Ins zweite Jahr schon schleicht die Unterhandlung;

     Erfolgt auch diesmal nichts, so will der Kanzler

     Auf immer sie für abgebrochen halten.


Wallenstein

     Ihr drängt mich sehr. Ein solcher Schritt will wohl

     Bedacht sein.


Wrangel

     Eh' man überhaupt dran denkt,

     Herr Fürst! Durch rasche Tat nur kann er glücken.


(Er geht ab.)

Wallensteins Tod

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