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Mk 1,1-8: Die Wirksamkeit des Täufers

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(1) Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes Gottes. (2) Wie geschrieben ist im Propheten Jesaja:

»›Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesicht,

der deinen Weg bereiten wird‹,

[Ex 23,20; Mal 3,1a],

(3) Stimme eines Rufers in der Wüste:

›Bereitet den Weg des Herrn,

macht seine Pfade gerade‹«,

[Jes 40,3 LXX]

(4) trat Johannes der Taufende in der Wüste auf und verkündigte die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden.

(5) Und es zog zu ihm das ganze judäische Land und alle Jerusalemer und wurden von ihm im Jordanfluß getauft und bekannten ihre Sünden. (6) Und Johannes war bekleidet mit Kamelhaaren und einem ledernen Gürtel um seine Hüfte und aß Heuschrecken und wilden Honig.

(7) Und er verkündigte und sagte: »Es kommt nach mir der Stärkere, dem ich die Riemen seiner Sandalen gebückt zu lösen nicht würdig bin. (8) Ich taufte euch mit Wasser, er selbst aber wird euch mit heiligem Geist taufen.«

Redaktion und Tradition

Mk bezeichnet mit »Evangelium« noch keine literarische Gattung, auch wenn V. 1 die spätere Ausbildung eines Buchtitels (»Evangelium nach Markus«) begünstigt hat. Vielmehr hat er den Ausdruck der frühchristlichen Unterweisung entnommen (vgl. 1Kor 15,1 mit der in V. 3-5 sich anschließenden vorpaulinischen Formel) und den Konnex mit ihr dadurch ausgedrückt, daß er »Evangelium« jeweils mit einem christologischen Bezug versehen hat: 1,1.14f; 8,35; 10,29; 13,10; 14,9. An sämtlichen angeführten Stellen ist »Evangelium« redaktionell eingesetzt.

V. 1 faßt das ganze MkEv zusammen, das Evangelium von Jesus Christus sein will. Der Ausdruck »Evangelium Jesu Christi« steht in einem Zusammenhang mit dem »Evangelium Gottes« in V. 14, dessen Prediger Jesus selbst ist. Mk geht es um die Verbundenheit des Evangeliums über Jesus Christus (V. 1) mit dem von Jesus gepredigten Evangelium Gottes (V. 14). Damit ist die Einheit von Bericht für und Anrede an seine Leserschaft sichergestellt.

V. 2-4: Das Auftreten des Täufers ist als Anfang des Evangeliums bezeichnet, weil der Täufer Teil von ihm und Mk zufolge – anders als bei Lk – dessen erster Verkündiger (!) ist. (Zum Begriff »verkündigen« vgl. 1,14.38f; 3,14; 6,12 usw.) Das Auftreten des Johannes sei bereits durch das Alte Testament vorausgesagt, und ihm gemäß verhalte er sich. Die Wegbereitung des Johannes besteht in seiner Vorläuferschaft; daher liegt auf V. 2 der Ton, obwohl hier gar kein Jes-Zitat – wie angekündigt –, sondern ein Zitat aus Ex 23,20a und Mal 3,1 steht. Erst in V. 3 folgt das Zitat aus Jes 40,3. V. 4: Die Aussage über die Taufe des Johannes »zur Vergebung der Sünden« ist keineswegs eine Christianisierung, sondern geht ebenso wie die Nachricht über sein Auftreten in der Wüste auf Überlieferung zurück.

V. 5: Dieser Vers ist eine redaktionelle Übertreibung, die aus dem Zitat V. 3 erschlossen ist. Natürlich muß der erste Verkündiger des Evangeliums Zulauf finden.

V. 6: Die Aussagen sind zu spezifisch, um nicht Überlieferung widerzuspiegeln.

V. 7-8: Das Stück ist, abgesehen von der Taufe mit heiligem Geist, eine von Mk eingebaute Überlieferung, die eine Entsprechung in Q (Mt 3,11/Lk 3,16) hat. Die von Mt und Lk bearbeitete Spruchquelle zeigt, daß Johannes hauptsächlich Gerichtsprediger war (vgl. zusammenfassend zu Mt 3,1-12). Mk hat davon wahrscheinlich gewußt, es in V. 8 aber infolge seiner Christianisierung des Johannes unterschlagen.

Historisches

Johannes der Täufer hat am Jordan die Taufe zur Umkehr praktiziert, damit, wie freilich nur aus Q entnommen werden kann, Gott den Täuflingen am unmittelbar bevorstehenden Gerichtstag die Sünden vergebe. Sein Anspruch hat wohl eine Kritik am Tempel mit eingeschlossen, denn dort – nicht am Jordan – wurden im Rahmen der jüdischen Religion Sünden vergeben. Er trat in der Wüste als Asket auf und trug als Wüstenbewohner einen Kamelhaarmantel mit Ledergürtel. Damit wollte er an den Propheten Elia erinnern (2Kön 1,8; vgl. Sach 13,4). Sein Auftreten in der Wüste mag eine prophetische Zeichenhandlung gewesen sein, um das gegenwärtige Israel an Israel in der Wüste zu erinnern. Johannes war in seiner Selbsteinschätzung keinesfalls ein Vorläufer Jesu. Er hatte auch nach seinem Tod eigene Jünger (vgl. 6,29; Apg 19,1-7).

Jesus nach 2000 Jahren

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