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6. Zusammenfassung

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Der Begriff darasch entwickelt und verändert sich im Laufe der Zeit bereits innerhalb der Bibel von einem Befragen Gottes durch einen Propheten, Seher etc. zu einer Haltung eines Frommen hin zu einem Instruieren, Erläutern und Vermitteln von Tora und wandelt sich vor allem in rabbinischer Zeit zu einer hermeneutischen Durchdringung und Auslegung von Schrift. Sitz im Leben des Midrasch ist dann vor allem das Lehrhaus. Midrasch stellt einen eigenständigen Lehr- und Lernstoff dar. Erst im Mittelalter wird der Kontext der Predigt bedeutend (derascha).

Wie im Forschungsbericht erwähnt, betonen neuere Definitionen den „schöpferischen“ Charakter von Midrasch (Heinemann), die mit ihm verbundene Aktualisierung von Schrift, definieren ihn als eine Hermeneutik (Boyarin), bei der die Begegnung des (rabbinischen) Lesers mit einem für ihn normativen Text im Mittelpunkt stehe; als interpretatives Verfahren (Kugel), als an klare Formen gebundene rabbinische Interpretation von Schrift (Goldberg, Teugels, Ulmer). Gary Porton bietet eine der am häufigsten zitierten Definitionen von Midrasch, die eine gute Basis für eine tragfähige Beschreibung darstellt.

Vor allem aus Joshua Levinsons Studien lässt sich erheben, dass es keinen Widerspruch zwischen einer historisch-kontextuellen und einer literaturwissenschaftlichen Betrachtung von Midrasch geben muss. Texte sind nicht einfach Ergebnis eines soziokulturellen Kontextes, sie wirken auch auf diesen ein und verändern ihn.

Neben strengen und ausschließlich auf die rabbinische Literatur beschränkten Begriffsbestimmungen von Midrasch finden sich auch |37|Meinungen, die Midrasch offener definieren. Mit Timothy Lim (Origins), der einen ausführlichen Überblick über Midraschdefinitionen bringt, ist vor einer Inflation des Begriffes Midrasch zu warnen:

Erwähnt man „Midrasch“ heute, kommt einem sofort ein ganzes Arsenal an Einsprüchen in den Sinn. Er ist überverwendet worden in einer Weise, dass er inzwischen wenig mehr bedeutet als ein sexy Synonym für Exegese. (Origins, S. 611)

In jedem Fall verbietet sich eine zu allgemeine Definition z.B. als aktualisierende Bibelauslegung. Midrasch ist aus einem hermeneutischen Bezugsrahmen erwachsen. Dazu gehört das besondere Verständnis der Schrift als über die Zeit hin gültige „Textwelt“, Zeugnis göttlicher Offenbarung und damit Mittel zur Kommunikation mit Gott.

Im Midrasch wird die Bibel als bleibende Grundlage der GottesbeziehungBibel als bleibende Grundlage der Gottesbeziehung, der Erkenntnis, der Weltsicht, erfahrbar gemacht, werden Lücken geschlossen, Fragen geklärt, wird ein Dialog eröffnet. Diese Kommunikation muss offen bleiben und stellt sich nicht der Frage nach der „einen“, „wahren“ Auslegung. Sie ist gleichzeitig nicht willkürlich. Die Auslegungen orientieren sich an im Text angelegten Fragen und Bezügen und an hermeneutischen Grundsätzen, über die noch ausführlich gesprochen werden muss.

Midrasch

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