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4.2.1 NACHAHMUNG VON HANDLUNGSMITTELN UND HANDLUNGSZIELEN

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Kleinkinder interpretieren das Verhalten von anderen in erster Linie instrumentell, d. h., sie ahmen hauptsächlich die Effekte nach, die andere Menschen mit ihren Handlungen erzielen. Auf die Handlungsmittel achten Kinder bis zum Alter von 18 bis 24 Monaten (noch) wenig (vgl. Carpenter, Call & Tomasello 2005). Ihre Aufmerksamkeit kann jedoch bewusst auf Handlungsmittel gelenkt und damit Nachahmungsverhalten erzeugt werden, das die Handlungsmittel umfasst.

Eine Möglichkeit, das kindliche Nachahmungsverhalten auf Handlungsmittel zu lenken, ist, unerwartete, ineffektive und sinnlose Handlungsmittel zu verwenden. Kinder ahmen z. B. einen Erwachsenen, der einen Lichtschalter freiwillig mit dem Kopf bedient, sehr stark nach (vgl. Gergely, Bekkering & Király 2002). Weiterhin ist die Nachahmung von Handlungsmitteln erhöht, wenn eine Handlung kein Ziel bzw. keinen Effekt zu haben scheint. Zum Beispiel ahmen 18 Monate alte Kinder das Hüpfen einer Maus (Handlungsmittel, einen bestimmten Zielort zu erreichen) öfter nach, wenn die Maus einfach in eine Richtung hüpft, als wenn die Maus in ein Haus hüpft. Im zweiten Fall, wenn es ein offensichtliches Handlungsziel (das Haus) gibt, liegt der Fokus der Nachahmung der Kinder auf diesem Ziel; während sie das Handlungsmittel »Hüpfen« vernachlässigen (vgl. Carpenter, Call & Tomasello 2005). Wenn wiederum die Pädagogin das Handlungsziel »ins Haus« sprachlich uninteressant macht, indem sie es im Gespräch beinah »zerkaut« (»Schau mal das ist das Haus. Das ist das Haus von der Maus. Die Maus wohnt in dem Haus …«), rückt das vergleichsweise spannende, weil sprachlich nicht erwähnte Handlungsmittel »Hüpfen« wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit und in den Vordergrund des kindlichen Nachahmungsverhaltens (vgl. Southgate, Chevallier & Csibra 2009). Alle diese Effekte können mit Aufmerksamkeitsverteilungen erklärt werden: Sowohl neue als auch unerwartete Reize (Objekte, Handlungen oder Handlungsaspekte) erregen die Aufmerksamkeit (vgl. Bradley 2009). Wenn ein neuer Reiz ungefährlich ist und das Modell positive Emotionen zeigt, beginnen Kinder, ein Objekt zu erkunden (vgl. Klinnert et al. 1986).

Ab einem Alter von circa zwei Jahren ahmen Kinder alle Aspekte von Handlungen sehr präzise nach. Der frühkindliche Fokus auf Handlungsziele verschwindet, Handlungsmittel werden immer stärker in die Nachahmung einbezogen (vgl. Nielsen 2006). Dieser neue Fokus auf das Nachahmen von Handlungsmitteln erlaubt es Kindern, auch komplexe, kausal unverständliche Handlungen nachzuvollziehen und dadurch gegebenenfalls sogar schrittweise zu verstehen. Nachahmung ist in diesem Falle ein Mittel zum Verstehen des Handlungsziels oder des Grundes, warum ein bestimmtes Handlungsmittel ausgewählt wurde (vgl. Buttelmann et al. 2008, S. 622).

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