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5. Der CVJM vor dem Anbruch des Dritten Reichs

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Von den zwei Weltkriegen eingerahmt, erlebt der CVJM in den 20er-Jahren zunächst eine erneute Phase des Wachstums in neuen Führungsstrukturen, die zeitgeschichtlich angepasst eine stärkere Zentralisierung und Vereinheitlichung als zuvor aufweisen. Die Neuausrichtung schlägt sich auch in der Anstellung von Pastor Erich Stange als neuem leitenden Hauptamtlichen auf nationaler Ebene und in einer neuen Namensgebung nieder: Aus der Nationalvereinigung der Ev. Jünglingsbünde wird der „Reichsverband der Ev. Jungmännerbünde und verwandter Bestrebungen“, aus dem Nationalsekretär der „Reichswart“. Junge Menschen finden eine bunte Vielfalt von weltanschaulich unterschiedlich und gegensätzlich geprägten Angeboten vor: politische Gruppierungen zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus, sozialdemokratische und gewerkschaftliche Jugend, rechtsstehende Jugendbünde und religiöser Sozialismus, Neulandbund und Bund deutscher Jugend etc. (vgl. Stursberg 1987: 164 ff). Die Verantwortlichen im CVJM und in den Jungmännerbünden formulierten daher als Profil und Markenzeichen für die missionarische Jugendarbeit Folgendes: „So rufen wir in einer entscheidungsschweren Stunde unsere Vereine und Führer auf, sich klar und entschieden zu Christus zu stellen. ER – unsere Stoßkraft, ER – unsere Eigenart, ER – unsere Zukunft, ER – unsere Einheit, in IHM allein das Einzigartige unseres Werkes“ (Stursberg 1987: 166).

Die Freizeit wird als neue missionarische Arbeitsform aus der Taufe gehoben und hat sich bis in die Gegenwart als einzigartige Möglichkeit erhalten, außenstehende Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene durch ein besonderes Erlebnis christlicher Gemeinschaft weg von zu Hause und abseits vom Alltag mit dem Evangelium zu erreichen. Große Reichstagungen und Reichsfreizeiten mit über 10.000 jungen Teilnehmern vermitteln Einheit und Identität sowie die Erfahrung, zu einer großen, schlagkräftigen Gemeinschaft zu gehören. Die CVJM-Sekretärschule, ursprünglich als Sonderkurs in der Evangelistenschule „Johanneum“ in Wuppertal entstanden, eröffnet ihren Betrieb zur Ausbildung Hauptamtlicher für die missionarische Jugendarbeit 1928 in Kassel. Die Ausbildung hat durch die Geschichte hindurch immer wieder Veränderungen erfahren und wird heute am CVJM-Kolleg und an der CVJM-Hochschule weitergeführt.

Auch in dieser Phase stellt sich der CVJM neben der Verkündigungsarbeit den sozialen Herausforderungen der Zeit. Mit der einbrechenden Weltwirtschaftskrise Ende der 20er-Jahre schießen die Arbeitslosenzahlen in die Höhe. Auch viele junge Menschen sind davon betroffen. Der CVJM bietet Berufsabschlusskurse und Lehrgänge zur Umschulung von Arbeitslosen an und richtet den freiwilligen Arbeitsdienst ein, bei dem junge Arbeitslose in gemeinwesendienlichen Aufgaben Beschäftigung finden – zwar unentgeltlich, aber immerhin war eine sinnvolle Betätigung möglich.

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