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2.3 Internationalität des CVJM in der Frühphase

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Das Modell des von George Williams gegründeten Londoner CVJM pflanzte sich schnell in andere Stadtviertel von London und bald auch in andere englische Städte fort. 1854 schlossen sich insgesamt 46 Vereine zu einer Union zusammen (vgl. Kupisch 1958: 12). Schon zuvor hatte der CVJM internationale Dimensionen angenommen. Im Jahr 1851 wurden Vereine in Boston und Montreal gegründet, 1852 entstanden in Paris und in Genf örtliche CVJM, ebenso in New York und Washington D. C. (vgl. Shedd 1955: 41 ff.). In Deutschland dauerte es noch bis 1883, dass der erste CVJM in Berlin unter diesem Namen und nach dem Modell des Londoner CVJM gegründet wurde. Man wusste voneinander durch den regen Briefwechsel unter den Verantwortlichen der Vereine. Dreh- und Angelpunkt des Kommunikationsnetzes war Henri Dunant aus dem CVJM Genf, der spätere Gründer des Roten Kreuzes. In diese Korrespondenz war auch Pfarrer Dürselen vom Rheinisch-Westfälischen Jünglingsbund eingebunden. Über den Schriftverkehr entstand der Wunsch, sich persönlich kennenzulernen. Nach dem Vorbild der Evangelischen Allianz, die sich 1846 bei einer internationalen Konferenz gegründet hatte, wurde zu einem Treffen vom 20. bis 22. August 1855 am Rande der großen Weltausstellung in Paris eingeladen. 99 offizielle Delegierte, die über 300 Ortsvereine in neun Ländern Europas und Nordamerikas vertraten, kamen zusammen, um einander näher kennenzulernen und sich über ihre Arbeit auszutauschen (vgl. Shedd 1955: 114). Einen Zusammenschluss herbeizuführen, war eine Idee in den Köpfen vieler Delegierter, aber nicht im Vorfeld geplant gewesen. Am Ende wurde als Ergebnis die „Pariser Basis“ als gemeinsame Grundlage für die CVJM-Arbeit weltweit beschlossen und damit der Weltbund der CVJM gegründet:

„Die Christlichen Vereine Junger Männer haben den Zweck, solche jungen Männer miteinander zu verbinden, welche Jesus Christus nach der heiligen Schrift als ihren Gott und Heiland anerkennen, in ihrem Glauben und Leben seine Jünger sein und gemeinsam danach trachten wollen, das Reich ihres Meisters unter jungen Männern auszubreiten“ (Stursberg 1987: 55).

Es muss das Wirken des Heiligen Geistes gewesen sein, dass in so wenigen Worten so aussagekräftig das ausgedrückt wurde, was die Einheit dieser jungen Bewegung begründete und worin sie ihren Auftrag sah. Der Text erhebt nicht den Anspruch, als lehrdogmatisches Bekenntnis verbindlich zu sein, sondern er bildet eine Grundlage für die gemeinsame Zielsetzung bei durchaus unterschiedlicher Arbeitspraxis in den Nationalverbänden. Er bestimmt mit dem Glauben an Jesus Christus nach der Heiligen Schrift eine eindeutige Mitte, zeichnet sich sonst aber durch Offenheit und Weite aus. Er lässt Vielfalt in der Einheit zu. Die Pariser Basis lässt sich in ihrer Kernaussage auf zwei Begriffe bringen: Sammlung und Sendung. Sie sind wie die beiden Brennpunkte einer Ellipse. Der Auftrag des CVJM besteht darin, junge Menschen über alle Kirchen- und Konfessionsgrenzen hinweg zu einer lebendigen Gemeinschaft von Nachfolgern Jesu Christi zu versammeln und sie zur Ausbreitung des Reiches Gottes, d. h. zum ganzheitlich-missionarischen Dienst an den Menschen und an der Gesellschaft nach dem Vorbild Christi, in die Welt zu senden. Die Pariser Basis gibt Zeugnis davon, dass zwei Merkmale von den Anfängen bis heute prägend für den CVJM sind: sein ökumenisches Wesen und seine Beauftragung, missionarisch unter jungen Menschen zu wirken.

Eine dem Grundlagentext unmittelbar hinzugefügte Zusatzerklärung lässt erkennen, dass schon 1855 soziale und politische Probleme die Gemüter bewegten und vermutlich auch erhitzten. Die Zusatzerklärung lautet:

„Keine an sich noch so wichtige Meinungsverschiedenheit über Gegenstände, die diesem Zweck fremd sind, soll die Eintracht brüderlicher Beziehungen der verbundenen Vereine stören“ (Stursberg 1987: 55). Hintergrund war die Sklavenfrage in den USA, zu der es offenbar sehr konträre Meinungen unter den in Paris versammelten CVJM-Vertretern gab. Es lag den Gründervätern des CVJM-Weltbunds am Herzen, dass Meinungsdifferenzen über Fragen, die nicht die geistlichen Kernüberzeugungen betrafen, nicht die Einheit als Geschwister im Herrn gefährden dürften.

Die herausragende Bedeutung der Pariser Basis wird auch dadurch unterstrichen, dass ihr Wortlaut fast hundert Jahre später die Vorlage für die Grundsatzerklärung des Ökumenischen Rates der Kirchen bei seiner Gründung 1948 in Amsterdam sowie in einer Ergänzung im Jahr 1961 bildete: „Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von Kirchen, die den Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift als Gott und Heiland bekennen und darum gemeinsam zu erfüllen trachten, wozu sie berufen sind, zur Ehre Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Parzany 2004: 99).

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