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1.2 Neuer Wein in neuen Schläuchen: Missionarische Aufbrüche

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Die Wurzeln für den CVJM in Deutschland liegen in den (Missions-)Jünglingsvereinen, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts parallel in mehreren Regionen in zwei Ausprägungen entstanden. In diesen Vereinen standen entweder Gemeinschaft unter dem Wort, Glaubenszurüstung und Förderung der Weltmission im Mittelpunkt, oder der Schwerpunkt lag auf Bildung und Geselligkeit in einem offenen Haus der Begegnung. Ziel war, der geistlichen, sozialen und wirtschaftlichen Not junger Männer zu begegnen. An manchen Orten waren es Gemeindepfarrer, die die Herausforderungen und Nöte von jungen Menschen wahrnahmen und Kreise rund um biblische Lehre, Gebet und Gemeinschaftspflege ins Leben riefen. Vielerorts waren es aber junge gläubige Handwerker, d. h. Menschen ohne theologische Ausbildung, die die Initiative ergriffen, andere junge Männer um sich zu scharen.

In Barmen (heute Stadtteil von Wuppertal) wurde am 1. Januar 1823 der erste Missionsjünglingsverein von Carl Wilhelm Isenberg, einem 16-jährigen Klempnerlehrling, gegründet. Isenberg hatte ein Herz für die Weltmission, nachdem er schon im Alter von 14 Jahren bei seiner Konfirmation Gott gegenüber ein Gelübde abgelegt hatte, dass er Missionar werden wollte (vgl. Stursberg 1987: 15). Seine Begeisterung für die Mission prägte die Aktivitäten des Barmer Jünglingsvereins. „Die jungen Leute nahmen die Verbindung zur Mission auf, lasen die Berichte der Missionare, beteten und sammelten Geld für die Mission“ (Stursberg 1987: 5).

In Bremen führte das Engagement von Pastor Friedrich Mallet am 16. Januar 1834 zur Gründung des „Bremer Hülfsverein für Jünglinge“. Mallet war überzeugt, dass es neben einem bereits vorhandenen Missions-Jünglingsverein noch eines ergänzenden offeneren Angebots bedurfte angesichts der Not der zahlreichen Handwerksgesellen, die in die Stadt gezogen waren. In zwei gemieteten Räumen wurde eine Zufluchtsstätte für Jünglinge eingerichtet. Der Zweck des Bremer Hülfsvereins war laut seiner Satzung:

„Der im Januar 1834 gegründete Bremer Hülfsverein bietet allen Jünglingen, welche gern den Gefahren und den Versuchungen, die mit dem Besuchen der öffentlichen Häuser verbunden sind, entgehen wollen, eine Zufluchtsstätte an, wo sie in ihren Freistunden zum gesellschaftlichen Leben zusammenkommen können, um zu ihrer Unterhaltung und Bildung allerlei nützliche Bücher, Zeitschriften, Landkarten, wie auch Schreibmaterialien, um nach Hause schreiben zu können, vorfinden“ (Stursberg 1987: 23). Aus diesem Verein erwuchs später der CVJM Bremen.

Auffällig waren das rasante Wachstum und die Ausbreitung der Jünglingsvereine in den ersten Jahren. Die Mitgliederzahlen stiegen rasch an. Carl Wilhelm Isenberg gründete während seiner Ausbildung für die Mission Jünglingsvereine in Basel (1825) und in Berlin (1827). Auch an zahlreichen anderen Orten, sogar im Ausland (Amsterdam, Paris, Genf), entstanden Vereine, die sich von Anfang an durch einen regen Briefwechsel vernetzten. Die Verbundenheit wurde gestärkt durch die Herausgabe einer christlichen Jungmännerzeitschrift, des „Jünglingsboten für christliche Jünglinge und Jünglingsvereine“, ab 1847. Nur ein Jahr später folgte der erste formale Zusammenschluss von Jünglingsvereinen zu einem regionalen Jünglingsbund. Am 8. Oktober 1848 gründeten neun Vereine den Rheinisch-Westfälischen Jünglingsbund und wählten Pastor Gerhard Dürselen (Pfarrer der reformierten Gemeinde in Ronsdorf/Wuppertal) zu seinem Präses. Zwischen 1856 und 1903 bildeten sich zehn weitere regionale Vereinigungen. Aus ihnen sind die heute bestehenden CVJM-Landesverbände erwachsen, die Mitglieder im CVJM-Gesamtverband in Deutschland sind. Die frühzeitige Vernetzung auf regionaler Ebene und dann auch national durch ein deutschlandweites Treffen 1882 am Hermannsdenkmal bei Detmold schuf die strukturelle Voraussetzung dafür, dass die missionarische Jungmännerbewegung Stoßkraft in die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts hinein hatte (vgl. Zimmermann 2014: 115 ff.).

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