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1.2 Ein Motto: „Missionsarbeit an der Jugend“

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Im 19. Jh. waren die Vereine und freien Jugendverbände die wichtigsten Träger evangelischer Jugendarbeit. Anfang des 20. Jh. findet sich eine wachsende Vielfalt evangelischer Jugendarbeit, z. B. durch den Aufbau einer landeskirchlichen Jugendarbeit (Denkschrift zur kirchlichen Jugendpflege, 1917) und von Jugendabteilungen evangelischer Arbeitervereine (vgl. Jürgensen 1980: 33–66). Das missionarische Profil der freien Jugendverbände des 19. Jh. wird nicht nur von den neuen gesellschaftlichen Entwicklungen herausgefordert, sondern führt auch intern zu Spannungen.

Exemplarisch zeigen dies Spannungen innerhalb des Jungmännerwerks (CVJM): „Die Kritik läuft im wesentlichen auf zwei Punkte hinaus. Die sozialen Nöte seien nicht ausreichend im Blick; die Arbeit sei zu sehr eingeengt auf religiöse Fragen. Zum anderen wird gefordert, die Jugendarbeit sei zuerst und vor allem Sache der Gemeinde“ (Jürgensen 1980: 54). Diese lauter werdende Kritik führte dazu, dass sich aus dem Jungmännerwerk heraus im Jahr 1909 der Bund Deutscher Jugendvereine (BDJ) bildet, der eine „religiös gegründete, aber weltoffene Kulturbewegung zur Erneuerung des Volkes“ (Jürgensen 1980: 55) sein will.

Solche Anfragen an die Arbeit führen, insbesondere vor und nach dem Ersten Weltkrieg, zu einem dezidierten Festhalten an der missionarischen Zielsetzung. So betont das Jungmännerwerk die „Mission der Jugend an der Jugend“ (Bericht auf dem 53. Bundesfest des Westbundes 1901) und die „Missionsarbeit an der Jugend“ (1907) (Cordier 1925: 251; 253), versteht sich als „Jugendmissionswerk“ und ruft zur „Jugendmission in Berlin“ auf, zu der auch „großzügige Evangelisation“ gehört (Cordier 1925: 269). Erich Stange, ab 1921 Reichswart (Gesamtleiter) des Jungmännerwerks, benennt schließlich 1922 die „Evangelisation als Arbeitsprinzip“ und erläutert: „Wir verstehen darunter wahrhaftig mehr als nur eine Reihe jener jetzt leider schon zur Modesache gewordenen Veranstaltungen einer außergewöhnlichen Wortverkündigung [...] Evangelisation ist uns vielmehr ein die gesamte Arbeit der Gemeinde gestaltendes Arbeitsprinzip“ (Cordier 1925: 467).

Diese Aussagen sind nicht nur die unmittelbaren Vorläufer des festen Begriffs „missionarische Jugendarbeit“, sondern zeigen auch, dass als Charakteristikum der missionarischen Arbeit die Evangelisation, die verbale Verkündigung des Evangeliums, verstanden wird. Wo Evangelisation als Arbeitsprinzip verstanden wird, umfasst sie aber mehr als die Wortverkündigung und steht dann für die umfassende missionarische Jugendarbeit des CVJM in Wort und Tat.

Die Begriffe „Evangelisation“ und „Mission“ sowie die Frage nach der Bedeutung der verbalen Verkündigung des Evangeliums werden in den 1970er-Jahren zum Kernpunkt einer Diskussion um die Konzeption evangelischer Jugendarbeit, in der sich dann der Begriff „missionarische Jugendarbeit“ findet.

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