Читать книгу Drogen und soziale Praxis - Teil 2: Das Drogenthema und wie es in Berufsfeldern der sozialen Arbeit auftaucht - Gundula Barsch - Страница 11

Methoden, um Trinkmengen zu bestimmen

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Das Bedürfnis, einen Überblick über die jeweils getrunkene Menge Alkohol zu behalten, ist schon alt und hat sich quasi in unseren Trinkgefäßen „festgeschrieben“. „So verfügte im 10. Jahrhundert der angelsächsische König Edgar, an den Trinkgefäßen sollten Eichmarkierungen angebracht und jeder bestraft werden, der in einem Schluck über diese Markierung hinaus trinke.“ (Legnaro 1981, S. 90)

Trinkeinheiten – die Methode fürs Grobe

Noch heute lässt sich die Grundidee einer Normierung des Trinkens in der Ausgestaltung der traditionellen Trinkgefäße für die verschiedenen alkoholprozentigen Getränke wiederfinden: Jeder weiß, dass Alkoholika traditionell in jeweils unterschiedlichen Trinkgefäßen (Bierkrug, Weinglas, Sektglas, Likörbecher, Cognacschwenker) gereicht werden. Diese enthalten zwar eine unterschiedliche Menge; bezogen auf die jeweils in dem Getränk enthaltene Menge reinen Alkohols beinhalten aber alle Gläser, wenn sie normal gefüllt werden, etwa 10-12 Gramm.


Die traditionellen Trinkgefäße vereinheitlichen also, unabhängig von der Art des Getränkes, den getrunkenen reinen Alkohol auf eine Menge von 10-12 g reinen Alkohol. Man spricht deshalb auch von Trinkeinheiten. Diese Einheit ist in der Regel auch diejenige Menge, die physiologisch eine kleinste spürbare Wirkung auszulösen vermag.

Unsere Trinkkultur kommt also dem Vorhaben entgegen, die jeweils konsumierte Menge Alkohol grob zu schätzen. Über die jeweils traditionell verwendeten Trinkgefäße ist dies relativ leicht möglich.

Werden also beispielsweise die Empfehlungen der Britischen Ärzteschaft zu Limits für regelmäßigen täglichen Alkoholkonsum zugrunde gelegt, so dürften gesunde Männer drei Gläser, gesunde Frauen und Jugendliche zwei Gläser Alkohol pro Tag trinken. Damit gingen sie dann nur ein geringes Risiko ein, an Alkoholfolgekrankheiten zu erkranken.

Anzumerken ist jedoch, dass dabei nicht zwischen den verschiedenen Alkoholika und den damit verbundenen Trinkstilen unterschieden wird. Mit Blick auf mögliche Alkoholfolgekrankheiten sollte jedoch bedacht werden, dass der Blutalkoholgehalt beim Trinken oder besser gesagt Kippen hochprozentiger Getränke sehr schnell sehr hoch ansteigt, woraus sich ein höheres Schädigungspotential ergibt. Im Gegensatz dazu werden geringprozentige Getränke allein wegen ihrer Flüssigkeitsmenge in der Regel langsamer getrunken und bewirken folgerichtig auch keine so hohen Spitzen im Blutalkoholspiegel. Unter diesen Aspekt betrachtet sind sie also etwas schonender für den Körper.

Merkenswert: Die Methode der Trinkmengenkalkulation über Trinkeinheiten ist bestechend einfach. Sie eignet sich zumindest, um eine grobe Kalkulation über die getrunkene Menge reinen Alkohols vorzunehmen. Sie bietet sich zudem hervorragend als alltagstaugliches Verfahren für alle an, die sich unkompliziert einen Überblick über ihre Trinkmengen verschaffen wollen. In diesem Sinne kann die Ermittlung von Trinkeinheiten als Methode auch Klienten empfohlen werden, die sich unsicher sind, ob sie mit ihrem regelmäßigen Alkoholkonsum bereits ungewollt gesundheitliche Folgeerkrankungen riskieren oder nicht.

Zur Fehlerquelle wird in diesem Verfahren jedoch vor allem die Tatsache, dass durch die Alkoholindustrie Getränke auf den Markt gebracht werden, die heute einen weit höheren Alkoholgehalt haben als die traditionsreichen Vorgänger: Man denke an Weine, die ursprünglich 10-12 Volumenprozent hatten, heute aber mit bis zu 15-16 Volumenprozent ausgebaut werden. Ähnliche Entwicklungen gibt es auch bei den Bieren, bei Cocktails etc. Insofern sind Verfahren zur exakteren Bestimmung der konsumierten Mengen reinen Alkohols durchaus sinnvoll und wichtig.

Trinkmengen bestimmen: Mit UNITS wird es exakter

Auch in vielen Bereichen Sozialer Arbeit reichen grob ermittelte Trinkmengen nicht aus: Zu denken ist z. B. an Situationen, in denen Interaktionen zwischen Medikamenten und Alkohol bedacht werden müssen oder wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt absolute Nüchternheit erforderlich ist. Auch mit Blick auf das Risiko von Alkoholfolgekrankheiten ist ein exakterer Überblick über die konsumierten Alkoholmengen wichtig.

Angesichts der schon genannten praktischen Probleme, ist von der Britischen Ärzteschaft ein Verfahren entwickelt worden, mit dem die getrunkene Menge reinen Alkohols exakter ermittelt werden kann, weil das jeweils konsumierte Getränk mit seinen Alkoholprozenten in die Berechnungen einbezogen wird. Dieses Verfahren rechnet nach UNITS (übersetzt: Einheiten).

Merkenswert: Für die Darstellung der getrunkenen Mengen reinen Alkohols ist eine exakte Ermittlung wichtig, bei der auch der sehr unterschiedliche Alkoholgehalt der jeweils konsumierten Getränke berücksichtigt wird. Dafür kann auf die Berechnung sogenannter UNITS zurückgegriffen werden.

Bezogen auf die Empfehlungen Britischer Ärzte zu Trinklimits werden für gesunde Männer 3-4 Units und für gesunde Frauen und Jugendliche 2-3 Units als Grenzen gesehen, in denen das Risiko einer Alkoholfolgekrankheit nur gering ist.

Units errechnen ist einfach und unkompliziert

Units lassen sich nach folgender Formel berechnen:


Der Konsum einer Flasche Radeberger Bier ließe sich also wie folgt in Units umrechnen:


Wie viel reiner Alkohol ist wo drin?

Im Grunde ist auch diese Art der Ermittlung von Trinkmengen unkompliziert, der Rechenweg einfach und die eigentliche Berechnung nicht aufwendig. Zumal heute in fast jedem Handy ein Taschenrechner verfügbar ist. Einzige, aber wichtige Voraussetzung ist, dass es Informationen dazu gibt, wie hochprozentig das jeweils konsumierte Getränk tatsächlich ist.

Eine Zusammenstellung der Alkoholika, die auf dem Markt verfügbar sind, ist jedoch schnell getan. Mit Hilfe von Listen, die von den Klienten selbst z. B. per Internet zusammengestellt werden, könnte ein Überblick über die verschiedenen Getränke sogar darüber informieren, wie hochprozentig konkrete Alkoholika tatsächlich sind und welche Alternativen sich anbieten, um weniger reinen Alkohol zu sich zu nehmen.

Merkenswert: Die Methode der Bestimmung von Trinkmengen über berechnete Units bietet sich an, wenn ein exakterer und detaillierterer Überblick über die täglich getrunkene Menge reinen Alkohols wichtig wird.

In der Berechnung von Units wird der sehr unterschiedliche Wirkstoffgehalt von Alkoholika berücksichtigt. Deshalb zwingt diese Methode dazu, sich mit den weit auseinanderdriftenden Anteilen von Alkohol in ein und derselben Getränkesorte (Bier, Wein, Spirituosen) auseinanderzusetzen. Dies öffnet die Augen dafür, dass der Alkoholgehalt oft unerwartet hoch ist und schafft eine gute Grundlage, den eigenen Konsum selbstkritischer in den Blick zu nehmen.

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