Читать книгу Drogen und soziale Praxis - Teil 2: Das Drogenthema und wie es in Berufsfeldern der sozialen Arbeit auftaucht - Gundula Barsch - Страница 12

1.2.3Wie die Trinkmengen des Klienten ermitteln?

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Nachdem im Methodenkoffer bereits das Wissen um Alkoholfolgekrankheiten und Empfehlungen zu Trinkmengenlimits liegen, braucht es nun eine Herangehensweise, mit der sich der regelmäßige Alkoholkonsum einer Person sehr konkret ermitteln lässt. Erforderlich ist eine Methode, die möglichst exakte und damit solide Informationen erbringt.

Viele Mengen Alkohol werden übersehen

Oberflächlichkeit nach der Methode „Pi mal Daumen“ hilft nicht weiter, denn die Ermittlung der tatsächlich getrunkenen Mengen Alkohol ist ohnehin schwierig. So sorgt die Einbindung des Alkoholtrinkens in viele soziale Situationen in Form einer mehr oder weniger beachteten Begleitaktivität dafür, dass gerade bei kleinen Mengen oft nicht daran gedacht und auch nicht registriert wird, dass die Substanz „Alkohol“ konsumiert wird.

Zudem gilt auch beim Alkoholkonsum, dass es kaum eine Regelmäßigkeit ohne Ausnahmen gibt. Und gerade diese Ausnahmen - das Glas Sekt zum Geburtstag eines Kollegen, die Jim-Beam-Cola im Kino, der doppelte Eierlikör auf dem Schokoladeneis, das Bier nach der Sauna, der Kräuterschnaps nach dem Eisbein – sind es, die oft unbeachtet bleiben. Diese kommen zu dem regelmäßigen Feierabendbier dazu, können sich schließlich zu erstaunlichen Größen summieren und für das Überschreiten empfohlener Limits sorgen. Insofern wird erst mit der Berücksichtigung wirklich aller konsumierten Alkoholika in der Gesamtrechnung deutlich, wie die oft überraschenden Grenzüberschreitungen zustande kommen.

Exakte Buchführung macht es möglich

Länger als nur für ein paar Tage

Die Ermittlung der Trinkmengen setzt voraus, dass sowohl alle konsumierten Mengen als auch die jeweilige Art des getrunkenen Getränks sorgfältig notiert werden. Diese „Buchführung“ kann natürlich durch den Konsumenten selbst am besten vorgenommen werden; zumindest seine Mitwirkung ist unerlässlich, selbst wenn der Sozialarbeiter gemeinsam mit dem Klienten den oft unreflektierten Trinkgewohnheiten auf die Spur kommen will.

Das Registrieren der getrunkenen Mengen Alkohol sollte mindestens über drei bis vier Wochen erfolgen. Auf diese Weise wird es möglich, sowohl Wochen mit vielen Konsumtagen als auch solche mit wenig oder gar keinem Alkoholkonsum in den Blick zu nehmen. Allerdings empfiehlt es sich, die registrierten Trinkmengen wöchentlich auszuwerten. Auf diese Weise gelingt es besser, sich selbst in Bezug auf die wohl regelmäßig vorkommenden wöchentlichen Schwankungen in den konsumierten Alkoholmengen zu beobachten.

Bei einer solchen Wochenschau können Familienmitglieder oder Freunde, die einen Einblick in das Trinkverhalten des Einzelnen haben, eine gute Hilfe sein. Gerade die Einbindung des Trinkens als Beiwerk vieler sozialer Situationen erschwert es, auch den versteckten und unabsichtlich übersehenen Trinkmengen auf die Spur zu kommen.

Die Idee des Trinktagebuchs

Für die nötige Buchführung eignet sich eine tabellarische Übersicht, die im Rahmen von Therapieansätzen zum „Kontrollierten Trinken“ als Trinktagebuch verwendet wird (vgl. Körkel 2007). Zur Anwendung kommt dabei ein Aufzeichnungsbogen, der nach Woche und Wochentag unterteilt ist und dazu auffordert, jedes getrunkene alkoholische Getränk zu registrieren. Gefragt wird dabei, wann, wo, was und wie viel getrunken wurde (siehe Tabelle). Durch das Abfragen erinnert das Trinktagebuch also an viele Diätempfehlungen, die zum Beispiel dazu anregen, sich einen Überblick über die verzehrten Lebensmittel und deren Kaloriengehalt zu erarbeiten.

Für die Auswertung sind die konkreten Angaben zum Alkoholgehalt des jeweils konsumierten Getränks zu ermitteln. Dann sind alle Informationen zusammengetragen, auf deren Basis sich ermitteln lässt, wie viel Units mit jedem einzelnen Trinkakt konsumiert wurden und zu wie viel Units sich diese pro Tag summieren.


Tabelle: Muster eines Trinktagebuches

Merkenswert: Die Ermittlung der tatsächlich getrunkenen Menge Alkohol ist fast immer schwierig. Die Selbstverständlichkeit, mit der das Trinken in viele soziale Situationen unbedacht eingebunden ist, erschwert es, einen Überblick darüber zu erhalten und nicht versehentlich bestimmte Konsummengen zu übersehen. Das Führen eines Trinktagebuches kann helfen, bewusster darauf zu achten, in welchen Situationen und an welchen Orten welche Sorte Alkohol in welchen Mengen getrunken wird.

Die Summation der Mengen pro Tag, pro Woche und pro Monat ermöglicht, die allgemein üblichen Schwankungen in den konsumierten Mengen festzuhalten und davon ausgehend festzustellen, wie die oft überraschenden Überschreitungen der empfohlenen Trinklimits zustande kommen.

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