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[Auf welche Entfernungen kann man Berge auf dem Meer erkennen?]

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Da der Horizont neblig war, konnten wir auf unserer Fahrt von Lanzarote nach Teneriffa den Pico de Teide nicht entdecken. Beträgt die Höhe dieses Vulkans 1905 Toisen, wie die letzte trigonometrische Messung von Borda angibt, so muß man seinen Gipfel in einer Entfernung von 43 lieues marines sehen, wenn man das Auge im Niveau mit dem Ozean und eine gleichmäßige Strahlenbrechung gleich 0,079 der Entfernung annimmt. Man hat bezweifelt, ob der Pic je von dem Kanal, der Lanzarote von Fuerteventura trennt und der nach der Karte von Varela um 2 ° 29′ oder nahezu 50 lieues entfernt ist, gesehen worden sei. Indessen scheint dieses Phänomen doch von mehreren Offizieren der königlich spanischen Marine bestätigt worden zu sein; ich hatte an Bord der Korvette „Pizarro“ ein Reisejournal unter den Händen, worin bemerkt war, daß der Pic von Teneriffa in einer Entfernung von 135 Meilen, nahe am südlichen Kap von Lanzarote, das man Pichiguera nennt, gesehen worden sei. Man sah seine Spitze unter einem noch so beträchtlichen Winkel, daß der Beobachter, Don Manuel Bazuti, glaubte, der Vulkan würde noch neun Meilen entfernter sichtbar sein. Dies war im September, gegen den Abend, und bei sehr feuchtem Wetter. Rechnet man 15 Fuß für die Erhöhung des Auges, so finde ich, daß man, um sich von diesem Phänomen Rechenschaft zu geben, die Strahlenbrechung gleich 0,158 des Bogens annehmen muß, was für die gemäßigte Zone nicht außerordentlich viel ist. Nach den Beobachtungen des General Roy variieren die Refraktionen in England von bis ⅓; und wenn es wahr ist, daß sie an den Küsten Afrikas ihre Extreme erreichen, woran ich sehr zweifle, könnte der Pic unter gewissen Umständen auf dem Verdeck eines Schiffs in einer Entfernung von 61 lieues marines sichtbar sein.

Die Seefahrer, welche diese Gegenden häufig besucht haben und über die physischen Ursachen der Phänomene nachdenken, sind erstaunt, daß der Pico de Teide und der auf den Azoren bisweilen sehr weit sichtbar sind, während man sie andere Male in viel geringeren Entfernungen nicht entdeckt, obwohl der Himmel hell scheint und der Horizont nicht neblig ist. Diese Umstände verdienen um so mehr die Aufmerksamkeit des Naturforschers, weil viele Schiffe bei ihrer Rückkehr nach Europa mit Ungeduld den Anblick dieser Berge erwarten, um ihre Länge zu berichtigen, da sie sich für entfernter davon hielten, als sie wirklich sind, wenn sie beide Pics bei hellem Wetter nicht in Entfernungen erblicken, in denen sie schon unter ziemlich großen Winkeln erscheinen sollten. Die Beschaffenheit der Atmosphäre hat auf eine besondere Art auf die Sichtbarkeit entfernter Gegenstände Einfluß. Man kann im allgemeinen annehmen, daß der Pic von Teneriffa ziemlich selten auf große Entfernungen hin gesehen wird, wenn in den Monaten Juli und August das Wetter warm und trocken ist, und daß man ihn im Gegenteil in den Monaten Januar und Februar in außerordentlichen Fernen sieht, wenn der Himmel leicht bedeckt ist und unmittelbar nach einem reichlichen Regen oder wenige Stunden vorher. Die Durchsichtigkeit der Luft scheint sich, wie wir schon oben bemerkt haben, außerordentlich zu vermehren, wenn eine gewisse Menge Wasser gleichförmig in der Atmosphäre verbreitet ist. Außerdem darf man sich nicht darüber wundern, daß der Pico de Teide seltener in großer Entfernung sichtbar ist als die Spitzen der Anden, die ich Gelegenheit hatte, so lange zu beobachten. Dieser Pic, der eine geringere Höhe hat als die Teile des Atlas, an deren Abhang die Stadt Marokko liegt, ist nicht wie diese mit ewigem Schnee bedeckt. Der Pitón oder Zuckerhut, mit dem der Pic endigt, wirft ohne Zweifel viel Licht zurück wegen der weißen Farbe des Bimssteins, der durch den Krater ausgeworfen wird; aber die Höhe dieses kleinen abgestumpften Kegels bildet nur den 22. Teil der ganzen Höhe. Die Seiten des Vulkans sind entweder mit Blöcken schwarzer und verschlackter Lava bedeckt oder mit einer kräftigen Vegetation, deren Massen um so weniger Licht zurückwerfen, als die Blätter der Bäume durch Schatten, deren Ausdehnung größer ist als die der erleuchteten Teile, voneinander getrennt sind.

Es folgt daraus, daß, abgesehen von dem Pitón, der Pico de Teide zu den Bergen gehört, die nach Bouguers Ausdruck nur auf eine negative Art in großen Entfernungen sichtbar sind, weil sie das Licht, das von den entferntesten Grenzen der Atmosphäre zu uns herstrahlt, auffangen und wir ihr Dasein nur an dem Unterschied der Intensität erkennen, der zwischen dem Licht der Luft, die sie umgibt, und demjenigen Licht stattfindet, das die zwischen dem Berg und dem Auge des Beobachters liegenden Luftmoleküle zurückwerfen. Wenn man sich von der Insel Teneriffa entfernt, so sieht man den Pitón ziemlich lang auf eine positive Art, weil er ein weißliches Licht zurückwirft und hell am Himmel hervortritt; da aber dieser Kegel nur 80 Toisen Höhe bei 40 Toisen Breite an seiner Spitze hat, so hat man neuerlich die Frage aufgeworfen, ob er bei seiner kleinen Masse auf Entfernungen sichtbar sein könne, die mehr als 40 lieues betragen, und ob es nicht vielmehr wahrscheinlich ist, daß die Seefahrer ihn erst dann als eine kleine Wolke über dem Horizont erkennen, wenn die Grundfläche des Pitón zu erscheinen anfängt. Wenn man annimmt, daß die mittlere Breite des Berges 100 Toisen beträgt, so findet man, daß der kleine Kegel in 40 lieues Entfernung in horizontaler Richtung noch unter einem Winkel von drei Minuten erscheint. Dieser Winkel ist hinreichend, um einen Gegenstand sichtbar zu machen; und wenn die Höhe des Pitón viel größer wäre als die Breite seiner Grundfläche, so dürfte der Winkel in der horizontalen Richtung noch kleiner sein, ohne daß der Gegenstand aufhörte, auf unsere Organe einen Eindruck zu machen; denn mikrometrische Beobachtungen haben bewiesen, daß die Grenze des Sehens nur dann eine Minute ist, wenn die Dimensionen der Gegenstände nach allen Seiten hin gleich sind. Man unterscheidet in der Ferne mit dem bloßen Auge die Baumstämme, die auf einer weiten Ebene isoliert dastehen, wenn sie gleich unter einem Winkel erscheinen, der unter 25 Sekunden beträgt.

Da die Sichtbarkeit eines Gegenstands, der durch seine Dunkelheit hervortritt, von der Menge des Lichts abhängt, das von zwei Linien her ins Auge fällt, wovon die eine an dem Berg aufhört, die andere aber sich bis an die Grenze des Luftmeers verlängert, so ergibt sich: Je mehr man sich von dem Gegenstand entfernt, desto geringer wird der Unterschied zwischen dem Licht der umgebenden Atmosphäre und dem, das von den Luftschichten herstrahlt, die vor dem Berg liegen. Daher kommt es, daß weniger hohe Gipfel, wenn sie anfangen, über dem Horizont sichtbar zu werden, zuerst dunkler erscheinen als die Gipfel, die man auf große Entfernungen hin bemerkt. Ebenso hängt die Sichtbarkeit der Berge, die man nur auf eine negative Art erblickt, nicht einzig von dem Zustand der tieferen Luftschichten ab, auf welche unsere meteorologischen Beobachtungen beschränkt sind, sondern auch von der Durchsichtigkeit und physischen Beschaffenheit der höheren Teile; denn das Bild tritt um so deutlicher hervor, je stärker das Licht, das von den Grenzen der Atmosphäre kommt, ursprünglich war oder je weniger Verlust es bei seinem Durchgang erlitten hat. Diese Betrachtung erklärt bis auf einen gewissen Punkt, warum bei einem gleich heiteren Himmel, wenn der Zustand des Thermometers und Hygrometers in den der Erde nahen Luftschichten genau derselbe ist, der Pic den Seefahrern bei gleicher Entfernung bald sichtbar, bald unsichtbar ist. Es ist sogar wahrscheinlich, daß das Ungewisse bei der Sichtbarkeit dieses Vulkans nicht größer wäre, wenn der Aschenkegel an der Spitze, auf der sich die Öffnung des Kraters befindet, wie beim Vesuv ein Viertel der ganzen Höhe betragen würde. Diese Aschen, die ein in Staub verwandelter Bimsstein sind, werfen nicht soviel Licht zurück wie der Schnee der Anden. Sie machen, daß der Berg, von der Ferne gesehen, ohne klar hervorzutreten, sich viel schwächer braun abzeichnet. Sie tragen sozusagen dazu bei, die Mengen des aerischen Lichtes gleichmäßig zu verteilen, dessen veränderliche Differenz das Objekt mehr oder weniger deutlich sichtbar macht. Kalkberge, die von Dammerde entblößt, Gipfel, die mit Granitsand bedeckt sind, die hohen Savannen der Cordilleren, die goldgelb sind, treten ohne Zweifel auf kleine Entfernungen deutlicher hervor als die Gegenstände, welche man auf eine negative Art sieht; aber die Theorie gibt eine gewisse Grenze, über welche hinaus diese letzteren deutlich auf dem azurnen Gewölbe des Himmels hervortreten mußten.

Die kolossalen Gipfel von Quito und Peru, die über der Grenze des ewigen Schnees liegen, vereinigen alles, um unter sehr kleinen Winkeln gesehen werden zu können. Wir haben oben gesehen, daß der zugerundete Gipfel des Pics von Teneriffa nur gegen 100 Toisen im Durchmesser hat. Nach den Messungen, die ich im Jahr 1803 zu Riobamba gemacht habe, hat die Kuppel des Chimborazo, 153 Toisen unter ihrer Spitze, und mithin an einem Punkt, der noch 1300 Toisen höher als der Pic liegt, noch 1312 m Breite. Überdies nimmt die Zone des ewigen Schnees ¼ der Höhe des Berges ein; und die Grundfläche dieser Zone, von der Seite der Südsee gesehen, nimmt eine Ausdehnung von 3437 Toisen (6700 m) ein. Aber obgleich der Chimborazo ⅔ höher als der Pic ist, sieht man ihn doch wegen der Krümmung der Erde nur 38⅓ Meile weiter. Der Glanz, den sein Schnee von sich gibt, wenn er am Ende der Regenzeit im Hafen von Guayaquil am Horizont erscheint, läßt vermuten, daß man ihn sehr weit in der Südsee erblicken muß. Sehr glaubwürdige Piloten haben mir versichert, ihn bei dem Felsen Muerto südwestlich von der Insel la Puna in einer Entfernung von 47 lieues gesehen zu haben. Sooft er in einer größeren Entfernung gesehen wurde, waren die Beobachter, ungewiß über ihre Länge, nicht imstande, ein genaues Datum zu liefern.

Das Licht der Luft, das auf die Berge fällt, vermehrt die Sichtbarkeit derjenigen, die man auf eine positive Art sieht; seine Stärke vermindert jedoch die Sichtbarkeit der Gegenstände, die, wie der Pic von Teneriffa und der auf den Azoren, durch ihre Dunkelheit sichtbar werden. Bouguer fand, indem er sich auf theoretische Betrachtungen stützte, daß bei der Constitution unserer Atmosphäre Berge, die man auf eine negative Art sieht, auf Entfernungen über 35 lieues nicht mehr gesehen werden können. Es ist wichtig, hier zu bemerken, daß die Erfahrung diesen Berechnungen entgegen ist. Der Pic von Teneriffa wurde oft von 36, von 38 und selbst von 40 lieues aus gesehen. Was noch mehr ist, an den Landungsplätzen der Sandwich-Inseln [Hawaii-Inseln] wurde der Gipfel des Mouna Loa zu einer Zeit, wo er von Schnee entblößt war, in einer Entfernung von 53 lieues am Rande des Horizonts gesehen. Dies ist das frappanteste Beispiel, das bis jetzt von der Sichtbarkeit eines Berges bekannt ist; und, was um so merkwürdiger ist, es ist dies ein auf negative Art gesehener Gegenstand, den dieses Beispiel bietet.

Ich glaubte, diese Beobachtungen an dem Ende dieses Kapitels zusammenstellen zu müssen, indem sie eins der wichtigsten Probleme der Optik, nämlich die Schwächung des Lichts bei seinem Durchgang durch die Schichten der Atmosphäre, betreffen und weil sie zu gleicher Zeit einen praktischen Nutzen darbieten. Die Vulkane von Teneriffa und der Azoren, die Sierra Nevada von Santa Marta, der Pic von Orizaba, die Silla von Caracas, Mouna Loa und der Mount-Sankt-Elias, isoliert in dem weiten Raum der Meere oder an die Küsten der Kontinente gestellt, dienen als Signale, um den Steuermann zu leiten, der der eigentlichen Hilfsmittel zur Bestimmung der Lage des Schiffs durch astronomische Beobachtungen beraubt ist; alles, was sich auf die Sichtbarkeit dieses natürlichen Signals bezieht, ist für die Sicherheit der Schiffahrt von Wichtigkeit.

Ich muß bei dieser Gelegenheit bemerken, daß ich nie Kenntnis von einem Werk hatte, das in sechs Bänden bei Vollmer in Hamburg unter dem bizarren Titel einer Reise um die Welt und ins südliche Amerika, von A. v. Humboldt, herauskam. Dieser in meinem Namen gemachte Bericht wurde, wie es scheint, nach den in den öffentlichen Blättern erschienenen Notizen und nach den einzelnen Abhandlungen bearbeitet, die ich der ersten Klasse des Instituts vorlas. Der Sammler glaubte, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen, einer Reise in einige Teile des Neuen Kontinents den anziehenderen Titel einer Reise um die Welt geben zu müssen.

∗∗Herr Wilhelm von Humboldt, der bald nach meiner Abfahrt von Europa ganz Spanien durchreist hat, hat eine Beschreibung dieser Gegend in den Geographischen Ephemeriden‹ (Weimar 1803) gegeben.

∗∗∗Nach der spanischen Terminologie war die „Pizarro“ eine leichte Fregatte (fragata ligera).

∗∗∗∗Diese Karte, die ich 1804 zu zeichnen anfing, enthält, außer der Angabe der Temperatur des Meerwassers, Beobachtungen über die Neigung der Magnetnadel, die Linien, in denen keine Abweichung stattfindet, die Stärke der magnetischen Kräfte, die Streifen von schwimmendem Varech und andere Phänomene, welche die Geographie interessieren.

∗∗∗∗∗Diese Kamele, die zum Ackerbau dienen und von denen das Volk bisweilen das Fleisch eingesalzen ißt, waren auf der Insel nicht vorhanden, ehe die Bétencourts die Canarischen Inseln eroberten. Im 16. Jahrhundert hatten sich die Esel auf der Insel Fuerteventura so sehr vermehrt, daß sie wild wurden und man Jagd auf sie machen mußte. Man tötete mehrere tausend, um die Ernten zu retten. Die Pferde von Fuerteventura sind von besonderer Schönheit und von berberischer Rasse. Noticias de la historia general de las Islas Canarias, por Don José de Viera, T. II, p. 436.

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