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Die Unaufmerksamkeit gegenüber dem Tod in der Theorie und Praxis der Psychotherapie

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All die zuvor genannten Perspektiven des Todes – kulturelle Tradition, klinische Erfahrung und empirische Forschung – haben starke Implikationen für die Psychotherapie. Das Hineinnehmen des Todes in das Leben bereichert das Leben; es befähigt die Menschen, sich von erdrückenden Alltäglichkeiten zu befreien, zweckvoller und authentischer zu leben. Die volle Bewusstheit des Todes kann radikalen persönlichen Wandel unterstützen. Jedoch ist der Tod eine primäre Quelle der Angst; er durchdringt unsere innere Erfahrung, und wir verteidigen uns dagegen durch eine Anzahl persönlicher Dynamiken. Darüber hinaus resultiert Todesangst, mit der in einer schlecht angepassten Weise umgegangen wird, in einer breiten Variation von Anzeichen, Symptomen und Charakterzügen, die wir als »Psychopathologie« bezeichnen, wie ich im vierten Kapitel ausführen werde.

Trotz dieser zwingenden Gründe schließt der Dialog in der Psychotherapie den Todesbegriff selten ein. Der Tod wird in fast jeder Hinsicht im Bereich der psychischen Gesundheit übersehen, und zwar auf eklatante Weise: in der Theorie, in der Grundlagenforschung und in klinischer Forschung, in klinischen Berichten und in allen Formen klinischer Praxis. Die einzige Ausnahme liegt in dem Bereich, in dem der Tod nicht ignoriert werden kann – der Versorgung eines sterbenden Patienten. Die sporadischen Artikel, die vom Tod handeln und die tatsächlich in der psychotherapeutischen Literatur erscheinen, sind normalerweise in zweit- oder drittklassigen Zeitschriften zu finden und bleiben anekdotisch. Es sind Kuriositäten am Rande des Hauptstroms der Theorie und Praxis.

Existenzielle Psychotherapie

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